In Frankreich und Deutschland, den beiden wichtigsten Volkswirtschaften des Euroraums, herrscht große politische Unsicherheit. Die Erosion der Wettbewerbsfähigkeit und die Notwendigkeit struktureller Anpassungen wiegen schwer, so dass die beiden Länder schlecht auf eine offensivere US-Regierung vorbereitet sind. Auch die vorausschauenden Wirtschaftsindikatoren geben keinen Anlass zu Optimismus. Im November fiel der Einkaufsmanagerindex erneut unter die Expansionsschwelle von 50, was die Hoffnung auf eine rasche Erholung zunichte machte. Unserer Ansicht nach ist ein Anstieg der Arbeitslosigkeit im nächsten Jahr so gut wie sicher. Der Euroraum braucht niedrigere Zinsen, um die Investitionen anzukurbeln und die kränkelnde Wirtschaft zu stützen.
Unserer Ansicht nach wird die EZB die Leitzinsen bis Ende 2025 um 150 Basispunkte auf 1,75% senken, 75 Basispunkte mehr als wir für die Fed erwarten. Wir haben unsere Leitzinsprognosen für die Schweizerische Nationalbank (SNB) gesenkt. Wir erwarten eine Senkung um 50 Basispunkte in der nächsten Woche und einen Tiefpunkt des Leitzinses von 0% bis Mitte 2025, da das Wirtschaftswachstum unter dem Trend liegt und die Kerninflation (ohne Mieten) unangenehm nahe bei 0% liegt. Anleihen des Euroraums haben das Potenzial, ihre US-Pendants in den kommenden Monaten zu übertreffen. Wir erwarten steilere Renditekurven und bevorzugen weiterhin Anleihen mit mittleren Laufzeiten, die das beste Risiko-Ertrags-Verhältnis aufweisen. Der US-Dollar dürfte über weite Strecken des Jahres 2025 stark bleiben. Der Euro hingegen wird im nächsten Jahr mit Gegenwind zu kämpfen haben, auch wenn sich seine Aussichten in der zweiten Jahreshälfte 2025 verbessern dürften.
Im Aktienbereich schließlich haben wir nach einer starken, von den USA ausgehenden zyklischen Rallye seit Anfang September defensive Werte gegenüber zyklischen Titeln aufgewertet. Wir haben auch die Banken auf neutral herabgestuft, obwohl der Sektor von Trumps vorgeschlagener Politik stark profitieren dürfte. Die jüngste Outperformance hat die Bewertungen jedoch wieder auf die Höchststände des Zyklus gebracht. Schließlich räumen wir ein, dass die Aktien des Euroraums im Vergleich zu ihren US-Konkurrenten auf ein Rekordtief gefallen sind, so dass ein gewisses Aufwärtspotenzial besteht, wenn die politischen Risiken nachlassen oder sich die Inlandsnachfrage verbessern sollte.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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