Angesichts der hervorragenden Performance von Gold in den letzten zwei Jahren konzentrieren sich die Anleger nun auf das Verhältnis zwischen Gold und Silber als potenziellen Katalysator für eine Aufholjagd von Silber auf Gold. In der Tat wäre Silber nach diesem Maßstab sehr billig. Wir sind jedoch der Ansicht, dass Gold und Silber unterschiedliche Nachfragequellen haben, so dass die Gold-Silber-Ratio ein wenig aussagekräftiger Indikator für die künftige Entwicklung von Silber sein dürfte. Da es keine strukturelle Zentralbanknachfrage gibt, ist es unwahrscheinlich, dass Silber zu Gold aufschließen wird. Stattdessen hängen die Aussichten für Silber weitgehend von der Geschwindigkeit der Digitalisierung und der Normalisierung des Angebots ab.
Wir blicken noch einmal auf die deutschen Wahlen zurück. Friedrich Merz, der wahrscheinliche neue Bundeskanzler, hat angedeutet, dass er die Verteidigungsausgaben deutlich erhöhen will, was jedoch im Rahmen der derzeitigen Haushaltsregeln schwierig sein wird. Ohne eine Zweidrittelmehrheit im neuen Parlament brauchen die Parteien der Mitte die Unterstützung der populistischen Abgeordneten, um die Schuldenbremse zu ändern oder einen schuldenfinanzierten Sonderfonds einzurichten. Dies könnte mit einem hohen politischen Preis verbunden sein. Ein wahrscheinlicher Ausweg besteht daher darin, mit den derzeitigen parlamentarischen Mehrheiten den Weg für zusätzliche Steuerausgaben zu ebnen, bevor sich das neue Parlament am 25. März konstituiert. Damit wird ein umfangreicher fiskalischer Stimulus in Deutschland wahrscheinlicher.
Die jüngsten Wirtschaftsdaten sprechen für eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte auf der EZB-Sitzung am 6. März. Die höhere Wahrscheinlichkeit eines stärkeren fiskalischen Stimulus in Europa und ein mögliches Ende des Krieges in der Ukraine, aber auch die höhere Wahrscheinlichkeit von US-Zöllen und eines globalen Handelskrieges lassen jedoch vermuten, dass die EZB weiterhin von den Daten abhängig bleibt. Wir gehen auch davon aus, dass die EZB ihre Einschätzung, dass ihre Politik restriktiv bleibt, zurücknehmen wird. Wie die jüngsten Reden von Cipollone, Schnabel und Lane zeigen, scheint es im EZB-Rat sehr unterschiedliche Auffassungen über das angemessene Leitzinsniveau zu geben. Die Finanzmärkte könnten dies als eine hawkistische Tendenz wahrnehmen.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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