Donald Trumps höchst disruptiver Politikansatz hat globale Auswirkungen. In einem als historisch zu bezeichnenden Schritt kündigte der designierte deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz diese Woche eine geplante fiskalische Expansion von beispiellosem Ausmaß an. Als unmittelbare Folge des schwindenden Interesses der US-Regierung an Europa plant Deutschland, alle fiskalischen Beschränkungen bei den Verteidigungsausgaben aufzuheben und zusätzlich einen massiven Infrastrukturfonds in Höhe von 500 Mrd. EUR einzurichten, der über 10 Jahre hinweg ausgezahlt werden soll. Merz kündigte das Paket an und zitierte dabei die Worte von Mario Draghi aus dem Jahr 2012, die den Anfang vom Ende der Schuldenkrise in der Eurozone markierten: „Whatever it takes“. Die Auswirkungen auf die Märkte hätten dieses Mal nicht unterschiedlicher sein können. Während die Renditen 2012 wie beabsichtigt stark zurückgingen, stieg die Rendite der Bundesanleihen als Reaktion auf die Ankündigung von Merz in dieser Woche um 30 Basispunkte an. Eine Bewegung, die es seit mindestens drei Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat.
Wenn das deutsche Parlament dem Paket zustimmt, dürfte die fiskalische Expansion zu einer deutlich höheren Emission und höheren Risikoprämien bei Staatsanleihen führen. Dies spiegelt sich in den 10-jährigen Bund-Swap-Spreads wider, die zum ersten Mal überhaupt negativ geworden sind. Das Fiskalpaket stellt außerdem unsere negative Tendenz für den Euro in Frage. Und nicht zuletzt haben die europäischen Aktien ihre Rallye als Reaktion auf die Ankündigung abgebrochen. Obwohl wir seit Anfang Dezember eine positive Haltung zu europäischen gegenüber US-amerikanischen Aktien eingenommen haben, würden wir jetzt, nach der stärksten europäischen Outperformance seit 10 Jahren, vor einer Aufstockung dieser Position warnen. Nachholbedarf sehen wir nach wie vor bei den europäischen Small Caps, die die jüngste Verbesserung der europäischen Makrodaten noch nicht vollständig erfasst haben.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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