Nicht allein die Ankündigung „wechselseitiger“ Zölle am 2. April veranlasste Investoren zu einer spürbaren Umschichtung aus US-Dollar-Assets. Ebenso ausschlaggebend war die Schlagzeile, dass die Trump-Regierung Möglichkeiten prüfe, Fed-Chef Jerome Powell noch vor Ablauf seiner Amtszeit im Februar 2026 abzusetzen. Dies unterstreicht, wie essenziell das Vertrauen in die Unabhängigkeit einer Zentralbank ist – ein Pfeiler wirtschaftlicher Stabilität, mit dem nicht leichtfertig umgegangen werden sollte. Die gute Nachricht: Das institutionelle Gefüge in den USA garantiert der Federal Reserve ein hohes Maß an Unabhängigkeit. Politischer Druck ist zwar nicht ausgeschlossen, doch die Hürden für eine erfolgreiche Einflussnahme sind hoch.
Auch der Ausverkauf von Risikoanlagen im April ging mit einem deutlichen Anstieg der Renditen von US-Staatsanleihen einher – zumindest teilweise ausgelöst durch Positionsauflösungen von Hedgefonds, die auf stark gehebelte Strategien mit US-Treasuries setzen. In Stressphasen können solche Marktakteure die Volatilität an den Finanzierungsmärkten erhöhen und Stabilitätsrisiken verursachen. Zugleich stellen sie aber eine wichtige Nachfrageseite dar, indem sie bilanziellen Raum für ein wachsendes Angebot an US-Staatsanleihen bereitstellen. Da die derzeitige US-Regierung eine weitgehende Deregulierung des Finanzsektors anstrebt, ist nicht davon auszugehen, dass diese Aktivitäten eingeschränkt werden. Periodisch auftretende Volatilitätsphasen im Zusammenhang mit gehebelten Marktteilnehmern dürften daher auch künftig wiederkehren.
Unterdessen bietet die laufende Berichtssaison für das erste Quartal einen letzten Einblick in das Gewinnumfeld vor Inkrafttreten der neuen Zollmaßnahmen – und dieses fällt bislang überraschend solide aus: Nach Vorlage von 48% der S&P-500-Ergebnisse liegt das Gewinnwachstum bei robusten 14% im Jahresvergleich. Allerdings haben sich die Nettogewinnrevisionen in den USA zuletzt deutlich ins Negative gedreht. Neben den direkten Auswirkungen der Zölle auf Unternehmensgewinne schlägt sich darin auch der breitere, konjunkturelle Einfluss der Handelsmaßnahmen nieder. Eine künftig zurückhaltendere Geldpolitik der Fed und sinkende US-Zinsen könnten diese negativen Effekte zum Teil kompensieren – allerdings wohl erst nach einer Phase erhöhter Markt- und Datenvolatilität in den kommenden Wochen.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
Lesen Sie hier das vollständige Cross Asset Weekly.