Das Rezessionsrisiko in den USA ist gesunken, und die Märkte haben sich nach der überraschenden Kehrtwende von Präsident Trump in der Zollpolitik erholt. Die Strategie, zunächst drastische Zölle zu verhängen, um sie anschließend auf scheinbar moderate Niveaus zu senken, lässt viele darüber rätseln, ob dahinter ein kalkulierter Plan steckt oder ob es sich eher um spontane Impulsentscheidungen des Präsidenten handelt. Trotz des wahrgenommenen Rückgangs der makroökonomischen Unsicherheit ist anzumerken, dass der frühere Status quo nicht vollständig wiederhergestellt wurde. Die durchschnittlichen Zölle liegen weiterhin bei 15%, was in den kommenden Monaten für anhaltenden Aufwärtsdruck auf die Preise sorgen dürfte – begleitet von einer Wachstumsbremse. Es gibt keine Garantie, dass die Zölle nicht erneut steigen werden, und kaum Anzeichen dafür, dass die Regierung ihre übergeordneten Ziele zurückgeschraubt hat. Sollte das Ziel tatsächlich eine grundlegende Umgestaltung der globalen Wirtschaftsordnung sein, könnten abrupte politische Kurswechsel jederzeit zurückkehren.
Aus unserer Sicht erklärt diese Unsicherheit – zusammen mit dem Reputationsschaden für die wirtschaftspolitische Glaubwürdigkeit der USA – zu einem großen Teil, warum der US-Dollar trotz der starken Aktienmarkterholung auf das Niveau von vor April nur einen Teil seiner jüngsten Verluste wettmachen konnte. Mit Blick nach vorn bleiben wir skeptisch, dass der Greenback seine jüngsten Verluste vollständig aufholen kann.
Abschließend werfen wir in unserem letzten Abschnitt einen Blick auf Präsident Trumps aktuelle Executive Order, mit der er die im internationalen Vergleich hohen US-Arzneimittelpreise angehen will. Auch wenn er mit dem Hinweis auf die überhöhten Kosten in den USA einen Punkt hat, sehen wir kaum Chancen, dass diese Anordnung tatsächlich gesetzlich umgesetzt wird. Der Gesundheitssektor bietet unserer Einschätzung nach daher weiteres Aufwärtspotenzial – zumal er aktuell mit dem größten Bewertungsabschlag gegenüber globalen Aktien seit 2010 gehandelt wird.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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