In dieser Woche sind die Märkte auf die langfristigen fiskalischen Risiken aufmerksam geworden, die mit Präsident Trumps „One Big Beautiful Bill Act“ verbunden sind. Die Renditen langfristiger US-Staatsanleihen sind auf ein Niveau gestiegen, das zuletzt vor der globalen Finanzkrise erreicht wurde. Gleichzeitig sind die Aktienmärkte gefallen und der US-Dollar hat an Stärke verloren. Ob diese Entwicklungen ausreichen, um innerhalb der Republikanischen Partei einen Meinungsumschwung in Bezug auf Steuererleichterungen und Ausgabenkürzungen herbeizuführen, bleibt abzuwarten. Bislang gibt es keine Anzeichen dafür. Am Donnerstag hat das Gesetz erste Hürden im Repräsentantenhaus genommen.
Auch wenn das Gesetz kurzfristig das Defizit nicht stark ausweiten dürfte, könnten vorgezogene Steuersenkungen, steigende Zinskosten und wahrscheinliche Verlängerungen temporärer Maßnahmen das Haushaltsdefizit langfristig auf bis zu 7% des BIP treiben. Letztlich könnte Marktdruck zu einer Abschwächung des Gesetzes führen – doch selbst dann dürfte sich der Haushaltsausblick verschlechtern, was Amerikas fiskalische Glaubwürdigkeit und Anleiheinvestoren weiter belasten würde. Der nachlassende Vertrauensvorschuss für den US-Dollar hat dem Yen seit Jahresbeginn zu einer deutlichen Aufwertung verholfen. Wir sehen mittelfristig weiteres Aufwärtspotenzial. Zudem könnte ein stärkerer Yen Teil eines Handelsabkommens zwischen Japan und den USA sein, während höhere langfristige JGB-Renditen zusätzliche Unterstützung bieten.
Bei Aktien sehen wir die jüngste Erholungsbewegung als weitgehend abgeschlossen an. Zwar haben sich die Bewertungen erholt, doch die Abwärtsrisiken überwiegen. Dazu zählen ein möglicher weiterer Anstieg der US-Renditen, nachlassende US-Konjunkturdaten und eine neue Eskalation der Handelskonflikte nach Ablauf der 90-tägigen Pause. Wir bleiben bei Aktien vorsichtig und bevorzugen defensive Titel gegenüber zyklischen Werten. Abschließend werfen wir einen Blick auf die SNB-Sitzung am 19. Juni. Angesichts der anhaltenden politischen Unsicherheit halten wir eine Zinssenkung in den negativen Bereich für verfrüht und rechnen lediglich mit einer Reduktion um 25 Basispunkte. Zudem erwarten wir, dass die inländische Inflation aufgrund des robusten Lohnwachstums im positiven Bereich bleibt.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
Lesen Sie hier das vollständige Cross Asset Weekly.