Die EZB senkte die Leitzinsen wie erwartet um 25 Basispunkte. Präsidentin Lagarde dämpfte jedoch ausdrücklich die Erwartungen hinsichtlich einer weiteren geldpolitischen Lockerung. Nach acht Leitzinssenkungen seit Mitte 2024 sieht sich die EZB nun veranlasst, vorsichtiger und langsamer vorzugehen. Auch wenn die Prognosen der Mitarbeiter weitgehend unverändert bleiben, erwähnte Präsidentin Lagarde Aufwärtsrisiken für das Wachstum, was angesichts der bevorstehenden fiskalischen Anreize in Deutschland durchaus nachvollziehbar ist. Die EZB schließt sich damit der Fed und der Bank of England an, die hinsichtlich künftiger geldpolitischer Lockerungen eine abwartende Haltung einnehmen.
Dennoch gehen wir davon aus, dass die erhöhte Unsicherheit in der Handelspolitik und höhere Zölle das globale Wirtschaftswachstum belasten und der Inflationsdruck weiter nachlassen wird. Folglich könnten die Zentralbanken das Tempo der Zinssenkungen noch beschleunigen, wenn sich der Konjunkturzyklus deutlicher verlangsamt. Das Umfeld für festverzinsliche Wertpapiere bleibt konstruktiv. Erhöhte Renditen und steilere Kurven bieten insbesondere für mittlere Laufzeiten einen günstigen asymmetrischen Renditeausgleich.
Wir gehen auch davon aus, dass der US-Dollar weiter an Wert verlieren wird, während der Euro und der Schweizer Franken sich gut entwickeln dürften. Der Goldpreis dürfte aufgrund der erhöhten politischen Unsicherheit weiter steigen. Bei Aktien sind wir hinsichtlich der kurzfristigen Marktaussichten vorsichtig. Die taktische Erholung dürfte bald abgeschlossen sein, und die Makrodaten deuten auf eine leichte Abschwächung des US-Konjunkturzyklus in den kommenden Monaten hin. Wir bevorzugen defensive Sektoren gegenüber zyklischen Sektoren und halten den Gesundheitssektor angesichts des aktuellen Bewertungsabschlags für besonders attraktiv.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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