Während der effektive Zollsatz der USA im Mai auf 8% gestiegen ist, blieb die Inflation in den letzten Monaten überraschend gedämpft. Die Unternehmen scheinen zwischen 50 und 60% der Zollkosten absorbiert zu haben. Darüber hinaus hat die schwächere Nachfrage auch den Preisdruck gedämpft. Allerdings werden die Maßnahmen zur Bekämpfung der Zollumgehung verschärft, und die Unternehmen werden versuchen, ihre Margen durch Preiserhöhungen wiederherzustellen, sodass die Weitergabe an die Verbraucherpreise wahrscheinlich zunehmen wird. Dennoch dürfte die Nachfrage weiter nachlassen, sodass die Zölle wahrscheinlich keine nachhaltigen Auswirkungen auf die Inflation haben werden. Wir gehen davon aus, dass die Fed bis September über genügend Informationen verfügen wird, um ihren schrittweisen Zinssenkungszyklus wieder aufzunehmen.
Die EZB hat die Ergebnisse ihrer jüngsten Strategieüberprüfung veröffentlicht und dabei ihr Bekenntnis zu dem während der Strategieüberprüfung 2020-21 festgelegten symmetrischen Inflationsziel von 2% bekräftigt. Die EZB ging nicht auf das 2%-Ziel selbst ein und betonte dessen mittelfristige Ausrichtung, da strukturelle Faktoren die kurzfristige Inflationsentwicklung wahrscheinlich noch volatiler machen werden. Die nächste Strategieüberprüfung findet im Jahr 2030 statt.
Schließlich läuft in den kommenden Wochen die Berichtssaison in den USA auf Hochtouren. Die Bottom-up-Konsensdaten ergeben ein mageres Wachstum des S&P 500 EPS von 2% gegenüber dem Vorjahr. Diese Zahl ist wahrscheinlich zu pessimistisch, da sich der US-Konjunkturzyklus recht gut gehalten hat. Die Auswirkungen höherer Zölle und eines schwächeren US-Dollars dürften sich auf Indexebene weitgehend ausgleichen, da beide die Gewinne des S&P 500 um etwa 2,5% beeinflussen, jedoch in entgegengesetzte Richtungen. Exporteure dürften von einem schwächeren Dollar uneingeschränkt profitieren. Auch der Technologiesektor dürfte davon profitieren. Die Gewinne der Importeure dürften durch höhere Zölle und höhere Importpreise in US-Dollar belastet werden. Unter den Sektoren dürften der Einzelhandel, langlebige Güter und Automobile zu denjenigen gehören, die die negativen Folgen einer schwächeren Währung und höherer Zölle zu spüren bekommen.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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