Trotz geopolitischer Spannungen, darunter der Krieg zwischen Israel und dem Iran, Zollankündigungen und -aufschübe seitens der USA, haben sich die Weltwirtschaft und die Risikomärkte in der ersten Hälfte des Jahres 2025 überraschend widerstandsfähig gezeigt. Die globalen Aktienmärkte haben sich seit ihrem Einbruch im April bemerkenswert erholt. Die globalen Zinskurven sind deutlich steiler geworden, da die Sorge um die Tragfähigkeit der US-Staatsverschuldung zu einer starken Underperformance der festverzinslichen Segmente mit langen Laufzeiten geführt hat. Schließlich kam es in der ersten Hälfte des Jahres 2025 auch zu einer Abwertung des handelsgewichteten US-Dollars um 7%, da die Anleger in andere Währungen und Gold diversifizierten.
Mit Blick auf die Zukunft erwarten wir für die zweite Jahreshälfte eine Verlangsamung des US-BIP-Wachstums, da Zölle und ein Rückgang der Nettozuwanderung die Konjunktur belasten werden. Die Fed wird wahrscheinlich zweimal in diesem Jahr die Zinsen senken, obwohl eine hartnäckigere Inflation die Lockerung verzögern könnte. Wir haben das BIP-Wachstum für China für 2025 von 4,6% auf 4,8% angehoben. Das Wachstum im Euroraum dürfte sich in diesem Sommer verlangsamen, bevor es wieder anzieht, insbesondere aufgrund der hohen Staatsausgaben für Verteidigung und Infrastruktur. Der Inflationsdruck dürfte weiter nachlassen, was der EZB Spielraum für eine weitere Senkung der Leitzinsen um 50 Basispunkte verschafft. Die SNB hingegen dürfte die Zinsen nicht weiter senken. Die Bank of England wird ihren schrittweisen Zinssenkungszyklus wahrscheinlich fortsetzen. In Japan rechnen wir weiterhin damit, dass die BoJ vor Jahresende noch einmal die Zinsen anheben wird.
Das Umfeld für festverzinsliche Wertpapiere ist weiterhin konstruktiv. Niedrigere Leitzinserwartungen dürften etwas niedrigere Anleiherenditen mit steileren Zinskurven ermöglichen. Wir gehen davon aus, dass der Dollar seinen Abwärtstrend fortsetzen wird, wobei das Tempo der Abwertung jedoch eher graduell sein dürfte. Gold dürfte weiterhin gut unterstützt bleiben. Nach der bemerkenswerten Erholung von den Tiefstständen im April dürften die Aktienmärkte bereits positive Gewinnüberraschungen eingepreist haben, dennoch erwarten wir weiterhin ein moderates Aufwärtspotenzial. Vorerst haben wir US-Aktien auf „neutral“ herabgestuft und den Euroraum auf „am meisten bevorzugt“ hochgestuft. Nach der jüngsten Erholung bevorzugen wir weiterhin defensive gegenüber zyklischen Sektoren und sehen Potenzial für eine Outperformance von Value- gegenüber Growth-Aktien.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
Lesen Sie hier das vollständige Cross Asset Weekly.