Die Risikomärkte preisen weiterhin ein sehr günstiges Szenario ein: eine Weltwirtschaft, die weder zu heiß noch zu kalt ist, sinkende Inflationserwartungen trotz Zöllen und weitere Zinssenkungen der Zentralbanken. Infolgedessen sind die Bewertungen über alle Anlageklassen hinweg weiter gestiegen, sodass wenig Spielraum für Fehler bleibt. Ein Beispiel dafür sind die Spreads der Peripherieländer der Eurozone gegenüber deutschen Bundesanleihen, die auf den niedrigsten Stand seit über 15 Jahren gefallen sind, was relative strukturelle Verbesserungen sowie eine steigende Risikobereitschaft und möglicherweise auch eine gewisse Selbstzufriedenheit widerspiegelt.
Gold ist eine der wenigen Anlageklassen, die im aktuellen risikofreudigen Umfeld nicht floriert, aber wir bleiben konstruktiv. Niedrigere Realrenditen und ein schwacher Dollar dürften in den kommenden Monaten zusammen mit erhöhter politischer und makroökonomischer Unsicherheit für Unterstützung sorgen. Gold bietet auch eine wertvolle Absicherung gegen mögliche Rückschläge an den Risikomärkten in den kommenden Monaten.
Die Berichtssaison in den USA gab sicherlich keinen Anlass zu unmittelbarer Sorge. Die US-Unternehmen konnten im zweiten Quartal erneut mit starken Überraschungen aufwarten. Der Gewinn pro Aktie im S&P 500 stieg um 13% gegenüber dem Vorjahr, und fast 80% der Unternehmen übertrafen die Erwartungen. Allerdings waren die Übertreffungen stark auf Exporteure konzentriert, die im ersten Halbjahr vom schwachen US-Dollar profitierten. Bemerkenswert war der Anstieg der Investitionsausgaben der Hyperscaler, die mittlerweile zusammen 30% der gesamten Investitionsausgaben des S&P 500 ausmachen. Der entsprechende Rückgang ihres Anteils am Nettogewinn des S&P 500 auf 21% könnte jedoch Fragen aufwerfen, wenn sich dieser Trend fortsetzt. Da sich die Konsensprognosen für die Gewinne wahrscheinlich abflachen werden und die Bewertungen wieder auf Rekordhöhen liegen, erwarten wir, dass sich der jüngste Anstieg der US-Aktien moderat fortsetzen wird.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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