Bärenmärkte lassen sich in der Regel in drei Typen einteilen: ereignisgetrieben, zyklisch und strukturell – wobei die Dauer abnimmt. Die Progonose scheint hier zu sein, dass sich ereignisbedingte Probleme zu zyklischen Problemen entwickeln, mit einer Prognose für eine mittelfristige Dauer, da der Markt sich mit den Auswirkungen der Zölle auf die Gewinne und die Inflation auseinandersetzt. Die äußerst aggressiven Zölle, die die Trump-Regierung an dem vom Präsidenten als „Befreiungstag“ bezeichneten Tag verkündete, waren ein Schock für die Weltwirtschaft und möglicherweise auch für die Weltordnung. Es war ein entscheidender Moment. Selbst wenn Präsident Trump eine 90-tägige Aussetzung der sogenannten Gegenzölle für einen Großteil der Welt ankündigt, stellen die verbleibenden pauschalen Zölle von 10% immer noch eine erhebliche Erhöhung gegenüber dem Stand zu Jahresbeginn dar. Ganz zu schweigen von dem eskalierenden Handelskrieg zwischen den USA und China oder die von Präsident Trump angedrohten Zölle auf Kupfer, Holz, Arzneimittel und Halbleiter.
Aus meiner Sicht sind extreme Tail-Ereignisse – beispielsweise eine vollständige Aufhebung der Zölle oder der wirtschaftliche Weltuntergang, der auf eine vollständige Entkopplung Chinas und der USA folgen könnte – unwahrscheinlich. Der Mittelweg, der wahrscheinlich mit dauerhaft höheren Zöllen und weiteren Handelsverhandlungen gepflastert sein wird, ist jedoch noch kurvenreich und die Sichtverhältnisse sind unklar. Die orthodoxe Wirtschaftstheorie besagt, dass Zölle inflationär wirken und dass der Nachfragerückgang der US-Wirtschaft und der Weltwirtschaft erheblichen Schaden zufügen würde. Allerdings ist derzeit nur sehr wenig an der Politik orthodox.
Sollten wir in eine Rezession eintreten, dürfte die taktische Reaktion aus dem alten Spielbuch bestehen, defensive Sektoren wie Versorger, Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter zu bevorzugen. Wir müssen jedoch auch strategisch vorgehen und potenzielle strukturelle Veränderungen berücksichtigen. Europa beispielsweise scheint den Weckruf zu hören und erhöht die Verteidigungsausgaben, öffnet die Tür für fiskalische Impulse und agiert stärker als einheitlicher Markt. Jetzt müssen Anleger mehr denn je ruhig und rational bleiben. Wir müssen uns von all dem Lärm in den sozialen Medien distanzieren und zu dem scheinbar kleinen Prozentsatz der Marktteilnehmer gehören, die ruhig, zuversichtlich, energiegeladen, fokussiert, sachkundig und vorausschauend bleiben.
Wirklich großartige Unternehmen sind selten. Eine Studie von Hendrik Bessembinder von der Arizona State University aus dem Jahr 2016 ergab beispielsweise, dass von 1926 bis 2015 nur 86 von 26.000 untersuchten Aktien 50% der Marktrendite ausmachten. Die 1.000 besten Unternehmen (weniger als 4% der Gesamtzahl) waren in diesem Zeitraum für 100% der Wertschöpfung verantwortlich. Die Chancen, großartige Unternehmen zu großartigen Preisen zu kaufen, sind noch seltener – daher glauben wir daran, Chancen zu nutzen, wenn sie sich bieten.
Hier sind fünf Vorschläge, die helfen sollen, die Marktschwankungen zu überstehen und danach wieder erfolgreich zu sein. Der Schlüssel liegt darin, ruhig zu bleiben und sich auf langfristige Ziele zu konzentrieren.
- Geduldig sein und Identifizierung der Wettbewerbsvorteile. Es ist ganz natürlich, dass Anleger ihr gesamtes Portfolio auf einen Blick betrachten und denken, dass es nur darauf ankommt, die richtige Marktrichtung zu treffen, und dass eine fundamentale Wertpapieranalyse sinnlos ist. Das ist jedoch falsch. Ein tiefgreifendes Verständnis von Unternehmen kann Anlegern das Vertrauen geben, auch in den beängstigendsten Märkten zu kaufen. Diese Schritte sollten sich letztendlich auszahlen, wenn sich die Bedingungen verbessern. Die Welt sollte mit einem überdurchschnittlich langen Blick betrachtet werden und eine Konzentration auf das Wesentliche stattfinden.
- Die Volatilität zum Vorteil nutzen: Wenn die Volatilität extrem wird, geraten die Märkte in Unordnung. Umfassende Portfolioänderungen sollten Anleger vermeiden, da die Chancen, richtig zu liegen, meiner Meinung nach bei etwa 50% abzüglich der Handelskosten liegen, die übrigens erhöht sein werden. Umgekehrt bieten extreme Verwerfungen bei den Wertpapierpreisen Chancen, vorausgesetzt, Investoren haben ihre Hausaufgaben gemacht.
- Verzicht auf exakte Prognosen: Der genaue Tiefpunkt kann nicht vorhersagt werden, warum sollten Anleger sich also damit quälen? Es ist leicht, den Tag optimistisch zu beginnen und am Nachmittag dumm dazustehen. Niemand, egal was er behauptet, hat die Gabe der Vorhersehbarkeit – man sollte also vermeiden, sich davon verrückt machen zu lassen. Ungefähr richtig zu liegen ist besser als präzise falsch. Eine Mittelwertsstrategie ist sinnvoll.
- Investiert bleiben: Anleger sollten weiterhin Risiken in Kauf nehmen, investiert und diversifiziert bleiben. Wenn Umkehrungen eintreten, sind sie oft stark. Ein Großteil des Aufwärtspotenzials entsteht in der Regel in einer begrenzten Anzahl von Handelstagen, was eine rechtzeitige Reinvestition erschwert. In allen Bärenmarktzyklen seit den 1990er Jahren wurde der Wendepunkt erst im Laufe der Zeit deutlich. Es gibt keine Glocke, die den Tiefpunkt signalisiert.
- Akzeptieren, dass sich die Welt verändert hat, und hinterfragen der eigenen Annahmen: Anleger sollten sich nicht auf die Kurse, von denen die Aktien gefallen sind, versteifen. Sie können nicht zu den Kursen von gestern handeln. Bei der Auswahl von Wertpapieren gehen wir immer eine relative Wette ein. Wir müssen daher verstehen, wie sich die relative Ertragskraft von Unternehmen verändert hat, und gegebenenfalls günstig verkaufen, um günstig zu kaufen. Aus verhaltensökonomischer Sicht ist dies jedoch schwierig.
Von Justin Thomson, Head T. Rowe Price Investment Institute