Die US-Wirtschaft am Scheideweg: „US-Ausnahmebonus wird neu bewertet“

T. Rowe Price | 19.05.2025 11:44 Uhr
Blerina Uruci, Chief U.S. Economist bei T. Rowe Price / © e-fundresearch.com / T. Rowe Price
Blerina Uruci, Chief U.S. Economist bei T. Rowe Price / © e-fundresearch.com / T. Rowe Price

Die US-Wirtschaft befindet sich in einer entscheidenden Phase – zwischen anhaltendem Inflationsdruck, einer sich wandelnden globalen Handelslandschaft und vorsichtigem Optimismus hinsichtlich des künftigen Wachstums. Während sich politische Entscheidungsträger, Unternehmen und Verbraucher an dieses sich wandelnde Umfeld anpassen, könnten die Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, die wirtschaftliche Entwicklung der kommenden Jahre prägen.

Die Inflation bleibt eine hartnäckige Herausforderung. Mit einem potenziellen Anstieg der Gesamtinflationsrate um bis zu 150 Basispunkte könnte die Inflation in den kommenden Quartalen die 4%-Marke pro Jahr überschreiten. Ein wichtiger Treiber dafür sind Zölle. Da die effektiven Zollsätze von einem historischen Durchschnitt von 2,5% auf voraussichtlich 10 bis 20% steigen, dürfte die Kostenbelastung vor allem die Verbraucher treffen, die 50% oder mehr dieser Erhöhungen an der Kasse tragen müssen.

Diese Wiederbelebung der Zölle, die weitgehend auf die strategische Kehrtwende der Trump-Regierung zurückzuführen ist, ist mehr als nur ein fiskalisches Instrument. Es handelt sich um ein geopolitisches Instrument, das darauf abzielt, die globalen Handelsströme neu zu gestalten und die wirtschaftliche Abhängigkeit von China zu verringern. Die Auswirkungen sind tiefgreifend, nicht nur für die Preise, sondern auch für Lieferketten, Unternehmensstrategien und internationale Beziehungen.

Trotz inflationärer Gegenwinde und der drohenden Gefahr einer technischen Rezession bleiben die allgemeinen Wirtschaftsaussichten vorsichtig optimistisch. Der Arbeitsmarkt, oft ein Indikator für die wirtschaftliche Gesundheit, zeigt sich weiterhin widerstandsfähig. Die Arbeitslosigkeit bleibt niedrig, gekennzeichnet durch wenige Entlassungen und ein wachsendes Arbeitskräfteangebot. Die Erwerbsquote hat das Niveau vor der Pandemie übertroffen, und die Schaffung von Arbeitsplätzen ist stabil, mit durchschnittlich 150.000 neuen Stellen in den letzten drei Monaten.

Wichtige Sektoren wie das Gesundheitswesen, das Bildungswesen und das Gastgewerbe treiben diese Dynamik voran. Arbeitgeber, die sich vor dem Verlust hart erkämpfter Talente hüten, halten sich mit Entlassungen zurück. Das Lohnwachstum schwächt sich ab, was auf nachhaltigere Einstellungspraktiken hindeutet. Frühwarnzeichen wie steigende Entlassungen im Bundes- und Dienstleistungssektor und ein rückläufiges Verhältnis zwischen Arbeitsplatzverlusten und Arbeitslosen deuten jedoch darauf hin, dass die Arbeitnehmer vorsichtiger werden. Auch das Vertrauen der Kleinunternehmen schwindet, was die ansonsten stabile Lage auf dem Arbeitsmarkt mit einer gewissen Vorsicht trübt.

Auf fiskalischer Ebene könnte vor der Kongresspause im August ein neues Konjunkturpaket angekündigt werden, was ein wichtiges Aufwärtsrisiko für die kurzfristigen Marktaussichten darstellt. Dieses könnte gezielte Steuergutschriften für Haushalte mit mittlerem Einkommen und rückwirkende Anreize zur Förderung von Unternehmensinvestitionen umfassen, was den Konsumausgaben und dem Vertrauen der Unternehmen einen willkommenen Schub verleihen könnte.

Unterdessen konzentriert sich die US-Notenbank weiterhin ganz auf die Inflation. Mit einem unveränderten Leitzins von 4,25% bis 4,5% signalisiert die Fed einen geduldigen, datengesteuerten Ansatz. Trotz der Hoffnungen des Marktes auf Zinssenkungen geben die politischen Entscheidungsträger langfristiger Stabilität den Vorrang vor kurzfristigen Erleichterungen und warten auf klarere Anzeichen einer anhaltenden Desinflation, bevor sie weitere Schritte unternehmen.

Die Finanzmärkte passen sich an eine neue globale Realität an. Der langjährige „US-Ausnahmebonus“, der auf einer starken Verbrauchernachfrage, einem dynamischen Arbeitsmarkt und einer unterstützenden Fiskalpolitik beruhte, wird neu bewertet. Da andere Volkswirtschaften beginnen, ihre Wachstumsrückstände aufzuholen, wird der US-Dollar erneut unter Druck geraten. Auch die Renditen von Staatsanleihen steigen, angetrieben durch einen Anstieg der Laufzeitprämien angesichts der Unsicherheit über die Inflation und die Tragfähigkeit der Staatsfinanzen.

Mit Blick auf das Jahr 2026 wächst der Optimismus für eine robustere Erholung. Fiskalische Unterstützung, ein sich stabilisierender Arbeitsmarkt und normalere wirtschaftliche Bedingungen könnten den Weg für ein erneutes Wachstum ebnen. Dennoch bleiben Risiken bestehen: Die inflationären Auswirkungen der Zölle, eine mögliche Abschwächung des Arbeitsmarktes, Störungen der globalen Lieferketten und sich wandelnde Handelsbeziehungen erfordern weiterhin große Aufmerksamkeit.

Von Blerina Uruci, Chief U.S. Economist bei T. Rowe Price

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