Das Ergebnis der amerikanischen Präsidentschaftswahlen im November kann große Auswirkungen auf Dollar und Wechselkurse haben. Wir analysieren die möglichen Folgen für Emerging-Market-Währungen – durch Zölle, Sanktionen, Staatsfinanzen, unorthodoxe Entscheidungen und die Einwanderungspolitik.
Die größten Auswirkungen auf Emerging-Market-Währungen dürfte nach den Wahlen die Zollpolitik haben. Immer wieder bezeichnet Ex-Präsident Trump, der republikanische Kandidat, Zölle als wichtigstes Element seiner Außenhandelspolitik, vor allem wenn sie gegen China gerichtet sind. In Trumps erster Amtszeit wurde der Durchschnittszoll auf Importe aus China von 4% auf 17% erhöht. Nach einer WHO-Studie1ging der Handel zwischen den USA und China dadurch deutlich zurück, während der Handel mit anderen Regionen kräftig zunahm.
Auch Vizepräsidentin Kamala Harris, die demokratische Kandidatin, scheint Protektionismus nicht generell abgeneigt. Ihr Ansatz mag zielgerichteter sein, etwa durch konkrete Maßnahmen gegen den Import chinesischer Elektroautos, um US-Anbieter zu schützen.
Der Wahlausgang ist ebenso unsicher wie die Politik der dann neuen Regierung und ihre Auswirkungen auf die Emerging Markets. Bei einem stärkeren Dollar würden die Emerging-Market-Währungen fast durchweg abwerten, auch wenn es sicherlich Unterschiede gibt. Besonders gefährdet sind die Währungen von Ländern mit hohen Güterimporten, vor allem bei hohen Handelsbilanzdefiziten. Beispiele sind der Senegal und Kenia. Andere Währungen reagieren wiederum stärker auf die Risikobereitschaft der Anleger und die Weltwirtschaftserwartungen. Dazu zählen Rohstoffwährungen wie der südafrikanische Rand, der brasilianische Real und der kolumbianische Peso.
Für manche Währungen sind auch Einzelmaßnahmen wichtig. Höhere Zölle betreffen vor allem China, während Mexiko, Trinidad und Costa Rica stark von Exporten in die USA abhängig sind. Deutlich höhere US-Zölle dürften Auswirkungen auf die weltweiten Lieferketten haben, sodass man ebenso sehr auf den Welthandel wie auf die USA setzen sollte. Korea, Taiwan und Mexiko sind für ihre hohen Exporte in die USA bekannt, beziehen aber zugleich zahlreiche Vorprodukte aus China. Mexiko könnte auch unter einer veränderten Einwanderungspolitik leiden. Niedrigere Rücküberweisungen mexikanischer Arbeiter in den USA würden dem Wirtschaftswachstum ebenso schaden wie der Leistungsbilanz und damit dem mexikanischen Peso.
Von den stabileren Emerging Markets könnten Indien und Brasilien eher wenig anfällig sein. Beide Volkswirtschaften sind recht autark und wenig dollarsensitiv. Indien und Brasilien sind auch wichtige Verbündete der USA, sodass höhere Zölle auf ihre Waren eher unwahrscheinlich sind.
1 Stand 19. März 2020. Quelle: Welthandelsorganisation (WTO). An economic analysis of the US-China trade conflict.