Warum die Künstliche Intelligenz vor einem Paradigmenwechsel steht

Künstliche Intelligenz ist weiterhin das Thema, das Anleger am meisten umtreibt. Laut Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group, sei es entscheidend, den nächsten Schritt in der KI-Entwicklung vorauszusagen. Der Experte ist sich sicher, dass KI aktuell an einem entscheidenden Wendepunkt stehe: „Wir sehen in der KI nicht nur eine technologische Evolution, sondern eine Revolution, die sämtliche Wirtschaftssektoren grundlegend verändern wird.“ Capital Group | 04.03.2025 12:24 Uhr
Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group / © e-fundresearch.com / Capital Group
Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group / © e-fundresearch.com / Capital Group

Mit einem aktuellen Marktvolumen von rund 420 Milliarden US-Dollar habe sich Künstliche Intelligenz bereits als zentraler Wachstumstreiber etabliert. Doch Prognosen zufolge werde die Branche bis 2030 auf beeindruckende 1,8 Billionen US-Dollar anwachsen – eine Entwicklung, die das Potenzial dieser Technologie unterstreiche. „Wenn wir auf die Geschichte technologischer Innovationen blicken, stellen wir fest, dass selbst erfahrene Analysten das tatsächliche Marktwachstum häufig unterschätzen“, erläutert Braun und verweist auf Daten, die zeigen, dass die Wachstumsprognosen für frühere technologische Umbrüche – darunter Computer, Internet und Cloud – im Durchschnitt um 144 Prozent zu niedrig angesetzt waren.

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für den derzeitigen Paradigmenwechsel sei das rasante Wachstum von KI-Anwendungen wie ChatGPT. Während dieses KI-Modell nur fünf Tage benötigt habe, um eine Million Nutzer zu erreichen, habe Instagram dafür 2,5 Monate gebraucht und Netflix sogar 3,5 Jahre. Diese Geschwindigkeit verdeutliche, wie rasant sich der Markt entwickle und welche enorme Nachfrage nach KI-Technologien bestehe.

Wertschöpfungskette auf vier Ebenen

Dieser Fehler könne sich nun wiederholen, denn die Wertschöpfung innerhalb der KI-Branche erstrecke sich über mehrere essenzielle Ebenen, die alle eine zentrale Rolle für den weiteren Fortschritt spielen würden:

1. Halbleiter: Die Basis für leistungsfähige KI-Modelle liege in modernsten Chiptechnologien. Unternehmen, die spezialisierte Halbleiter für KI-Anwendungen entwickeln, könnten erheblich von der steigenden Nachfrage profitieren.

2. Infrastruktur: Die nächste Ebene umfasse Cloud- und Rechenzentrumskapazitäten, die notwendig seien, um KI-Modelle zu trainieren und auszuführen. Große Tech-Unternehmen würden massiv in Rechenleistung investieren, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu sichern.

3. Modelle: Fortschritte bei den KI-Algorithmen selbst bildeten die dritte Säule. Hier würden große Sprachmodelle, multimodale Systeme und spezialisierte KI-Anwendungen das Innovationspotenzial weiter steigern.

4. Anwendungen: Die Endnutzung der KI-Technologie in der Wirtschaft sei die vierte und vielleicht spannendste Ebene. Von Automatisierung über medizinische Diagnostik bis hin zu individualisierten Kundeninteraktionen – die Anwendungsfälle seien nahezu unbegrenzt und hätten das Potenzial, Geschäftsmodelle grundlegend zu transformieren.

Während diese Entwicklung einen erheblichen Mehrwert für die Industrie mit sich bringe, sei jedoch auch zu erwarten, dass die Schere zwischen den Gewinnern und Verlierern dieser Transformation groß sein werde. Unternehmen, die frühzeitig in KI-Technologie investieren und diese effizient nutzen würden, könnten überproportional profitieren, während traditionelle Geschäftsmodelle unter Druck geraten könnten.

China und USA übernehmen die Führungsrolle

Zudem werde sich die KI-Welt vermutlich bipolar entwickeln, wobei die USA und China die Hauptrollen spielen dürften. Die USA würden die technologische Führungsrolle für die gesamte westliche Welt übernehmen, während China seinen Markt größtenteils für sich selbst dominiere. Diese geopolitische Aufteilung könne weitreichende wirtschaftliche und strategische Konsequenzen nach sich ziehen.

Abschließend hebt Braun hervor, dass die Investitionschancen im KI-Sektor bereits heute beträchtlich seien. „Wir stehen erst am Anfang eines exponentiellen Wachstumszyklus, dessen gesamte Dimension aktuell noch schwer zu erfassen ist“, lautet sein Fazit.

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