Über den Umgang mit Marktabschwüngen

Capital Group | 28.04.2025 15:12 Uhr
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Sie wären kein Mensch, wenn Sie keine Verlustängste hätten.

Der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Psychologe Daniel Kahneman zeigte dies mit seiner Theorie zur Verlustaversion. Sie besagt, dass für uns der Schmerz, wenn wir Geld verlieren, größer ist als die Freude über einen Gewinn. Deshalb ziehen sich Investoren schlagartig vom Markt zurück, wenn die Kurse zu sinken beginnen. Im Gegenzug veranlasst sie die Gier dazu, sofort wieder einzusteigen, wenn die Aktienkurse in die Höhe schnellen. Beides kann schädlich sein.

Wir wissen nicht, was uns in diesem Jahr noch alles erwartet. Aber kluges Investieren kann Fluchtinstinkt und Gier überwinden – indem man sich auf die relevanten Fakten, solide Daten und bewährte Strategien verlässt. Hier sind sieben Grundsätze, die helfen können, dem Drang, in Zeiten von Marktturbulenzen emotionale Entscheidungen zu treffen, entgegenzuwirken.

1. Marktrückgänge sind Teil des Investierens 

Über längere Zeiträume sind Aktien meist gestiegen, aber die Geschichte lehrt uns auch, dass Marktabschwünge für Investoren unvermeidlich sind. Die gute Nachricht ist, dass Korrekturen (definiert als Rückgang um mindestens 10%), Abschwünge (ein längerer Rückgang von mindestens 20%) und andere schwierige Phasen nicht ewig gedauert haben.

Marktabschwünge treten häufig auf, halten aber nicht ewig an

Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse.
Stand 31. Dezember 2024. Quellen: Capital Group, RIMES, Standard & Poor‘s. Durchschnittliche Häufigkeit unter der Annahme, dass der Verlust zu 50% wieder aufgeholt wurde. Durchschnittliche Dauer: Differenz vom Markthoch bis zum Markttief. 

Der S&P 500 Index ist den Jahren von 1954 bis 2024 in der Regel mindestens einmal in 18 Monaten um mindestens 10% und etwa alle sechs Jahre um mindestens 20% gefallen. Zwar sind die Ergebnisse der Vergangenheit kein Hinweis auf künftige Ergebnisse, aber bislang folgte jedem Marktabschwung eine Erholung und irgendwann ein neues Markthoch.

2. Was zählt ist Zeit am Markt, nicht Market-Timing

Niemand kann vorhersagen, wie sich der Markt kurzfristig entwickelt, aber wer nicht investiert, riskiert, starke Erholungen nach Marktabschwüngen zu verpassen.

In den Jahren 1929 folgte jedem Rückgang des S&P 500 um mindestens 15% eine Erholung. Im ersten Jahr nach diesen Rückgängen ist der Index im Durchschnitt um 52% gestiegen.

Selbst wenn man nur einige Handelstage verpasst, kann Ertrag verloren gehen. Eine hypothetische Anlage von 1.000 US-Dollar in den S&P 500 im Jahr 2014 wäre Ende 2024 2.869 US-Dollar wert gewesen. Wenn ein Anleger aber auch nur die 10 besten Handelstage dieses Zeitraums verpasst hätte, hätte er 1.571 Dollar (45%) weniger Ertrag erzielt. 

Selbst das Verpassen von nur einigen der besten Tage kann den Investmenterträgen schaden

Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse.
Stand 31. Dezember 2024. Quellen: RIMES, Standard & Poor’s, in US-Dollar 

3. Emotionale Anlageentscheidungen können sich rächen

2002 erhielt Kahneman den Nobelpreis für seine Forschung auf dem Gebiet der Verhaltensökonomie, einem Bereich, der untersucht, wie Personen Finanzentscheidungen treffen. Eine wichtige Erkenntnis von Verhaltensökonomen ist, dass Menschen häufig aus dem Bauch heraus entscheiden.

Emotionale Reaktionen auf Marktereignisse sind völlig normal. Investoren sollten nervös werden, wenn die Märkte fallen. Aber die Entscheidungen, die man in solchen Situationen trifft, können über Anlageerfolg und -misserfolg entscheiden.

Quelle: Capital Group

Eine Möglichkeit, rationalere Entscheidungen zu treffen ist, die Grundlage der Verhaltensökonomie zu verstehen. Das Wissen um Verhaltensweisen wie Verankerung, Bestätigungsfehler und Verfügbarkeitsheuristik kann Anlegern helfen, mögliche Fehler zu erkennen, bevor sie sie begehen.

4. Machen sie einen Plan und halten sie an ihm fest

Die Aufstellung und konsequente Umsetzung eines gut durchdachten Investmentplans ist ein weiterer Weg zur Vermeidung kurzsichtiger Investmententscheidungen – vor allem, wenn die Märkte fallen. Diese Plan sollte mehrere Faktoren berücksichtigen, darunter die Risikotoleranz sowie die kurz- und langfristigen Ziele.

Um sicherzustellen, dass man der Verlockung des Market Timing widersteht, ist die Nutzung des Cost-Average-Effekts, indem man in regelmäßigen Abständen eine bestimmte Summe investiert, unabhängig davon, ob die Märkte steigen oder fallen. Dann kauft man bei niedrigen Kursen mehr Anteile und bei hohen Kursen weniger. Damit senkt man die Durchschnittskosten pro Aktie. Regelmäßige Anlagen (Sparpläne) sind keine Garantie für einen Gewinn und kein Schutz vor Verlusten. Investoren sollten prüfen, ob sie den Sparplan auch bei fallenden Kursen fortsetzen wollen.

Wenn die Aktienkurse fallen, erhalten Sie für den gleichen Anlagebetrag mehr Aktien und können so Ihre durchschnittlichen Kosten pro Aktie senken

Nur zur Illustration.
In den zwölf Monaten wurden insgesamt 6.000 US-Dollar investiert und 439,94 Anteile gekauft. Der durchschnittliche Kurs lag bei 15 US-Dollar. Die Durchschnittskosten für den Investor lagen bei 13,64 Euro (6.000 USD/439,94). Die gezeigten Zahlen dienen nur zur Illustration und sind keinesfalls die tatsächlichen Ergebnisse eines bestimmten Investments. 

Ein gutes Beispiel für den Cost-Average-Effekt sind Pensionspläne, bei denen Investoren automatisch regelmäßig einen bestimmten Teil ihres Gehalts investieren.

5. Diversifikation ist wichtig

Die Diversifikation eines Portfolios garantiert keine Gewinne und verhindert auch keine Wertverluste, aber sie senkt das Risiko. Wer seine Anlagen über mehrere Assetklassen verteilt, senkt das Risiko von Wertschwankungen. Insgesamt wird der Portfolioertrag nicht so hoch sein wie der Ertrag der erfolgreichsten Position, aber auch nicht so niedrig wie das Ergebnis der am wenigsten erfolgreichen.

Für Investoren, die bei fallenden Märkten ruhiger schlafen wollen, ist Diversifikation eine gute Option, weil sie Volatilität mindert.

Assetklassen sind mal mehr, mal weniger gefragt

Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse.
Stand 31. Dezember 2024. Quellen: Refinitiv Datastream, RIMES. US-Large-Caps: Standard & Poor's 500 Composite Index; Small Caps Welt: MSCI All Country World Small-Cap-Index; Aktien Welt (ohne USA): MSCI All Country World ex USA Index; Emerging-Market-Aktien: MSCI Emerging Markets Index; US-Anleihen: Bloomberg US Aggregate Index; Anleihen Welt (ohne USA): Bloomberg Global Aggregate Index; Barmittel/Geldmarktanlagen: Bloomberg U.S. Treasury Bills Index: 1–3 Monate.

6. Anleihen können einen gewissen Ausgleich schaffen

Aktien sind eine wichtiges Fundament diversifizierter Portfolios, aber Anleihen können ein sinnvolles Gegengewicht schaffen. Das liegt daran, dass Anleihen in der Regel schwach mit dem Aktienmarkt korreliert sind, sich also üblicherweise gegenläufig entwickeln. Wenn Aktien steigen, fallen Anleihen und umgekehrt.

Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse.
Stand 31. Dezember 2024. Quellen: Capital Group, Morningstar Durchschnittswerte auf Basis der kumulierten Erträge des S&P 500 Index und dem Bloomberg US Aggregate Index während der neun Aktienmarktkorrekturen seit 2010: 23. April 2010 bis 2. Juli 2010, 29. April 2011 bis 3. Oktober 2011, 21. Mai 2015 bis 25. August 2015, 3. November 2015 bis 11. Februar 2016, 26. Januar 2018 bis 8. Februar 2018, 20. September 2018 bis 24. Dezember 2018, 19. Februar 2020 bis 23. März 2020, 3. Januar 2022 bis 12. Oktober 2022 und31. Juli 2023 bis 27. Oktober 2023. Die Korrekturen basieren auf Kursrückgängen des S&P 500 Index von mindestens 10% (ohne Wiederanlage der Dividenden), denen eine Erholung um mindestens 75% folgte. 

Hinzu kommt, dass Anleihen, die wenig mit Aktien korreliert sind, die Folgen fallender Aktienmärkte für Ihr Gesamtportfolio abfedern können. Fonds mit dieser Art von Diversifikation können Portfolios stabiler machen. Dazu sollten Investoren Anleihenfonds mit einer Erfolgshistorie in unterschiedlichen Marktsituationen auswählen.

Anleihen haben zwar weniger Ertragspotenzial als Aktien, aber bei Aktienmarktrückgängen waren sie häufig stabiler. Der Markteinbruch 2022 war ungewöhnlich, weil viele Anleihen ihrer üblichen Aufgabe als sicherer Hafen nicht gerecht wurden. Aber in den fünf Marktabschwüngen vor 2022 sind Anleihen, gemessen am Bloomberg US Aggregate Index, viermal gestiegen und niemals mehr als 1% gefallen.

7. Meist belohnt der Markt langfristige Investoren

Ist es vernünftig jedes Jahr 30% Ertrag zu erwarten? Sicher nicht. Und wenn die Aktienkursen in den letzten Wochen gefallen sind, sollten sie das auch nicht als den Beginn eines langfristigen Trends betrachten. Die Verhaltensökonomie lehrt uns, dass erst kurz zurückliegende Ereignisse unsere Wahrnehmung und unsere Entscheidungen übermäßig stark beeinflussen.

Man sollte immer eine langfristige Perspektive haben, aber bei fallende Märkten ist sie besonders wichtig. Aktien steigen und fallen ständig, aber langfristig waren sie meist erfolgreich. Auch unter Berücksichtigung von Abschwüngen ist der S&P 500 über alle 10-Jahres-Zeiträume von 1939 bis 2019 im Mittel um 10,47% p.a. gestiegen.

Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse.
Stand 31. Dezember 2024. Quellen: Capital Group Morningstar, RIMES, Standard & Poor’s. Auf Grundlage rollierender 10-Jahres-Zeiträume (Monatsdaten). 

In volatilen Marktphasen sind emotionale Entscheidung völlig normal. Anleger, die die Nachrichten ausblenden können, sind besser in der Lage, eine kluge Anlagestrategie zu verfolgen.

Dieser Artikel bezieht sich vor allem auf US-Dollar und US-Dollar-Indizes, aber wir gehen davon aus, dass die genannten Grundsätze auch für andere Märkte und Währungen gelten.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.

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