Anleihen legen deutlich zu
Abgesehen von Veranlagungen am Geldmarkt konnten die verschiedenen Zinsmärkte in diesem Jahr enorm zulegen. Nach einem eher verhaltenen Start überzeugten im ersten Halbjahr besonders Anleihen aus den Schwellenländern (in Hartwährung) mit 8,6%, gefolgt von Staatsanleihen aus der Eurozone (+7,0%) und Unternehmens-Anleihen aus den verschiedenen Risiko-Segmenten, analysiert Alexander Fleischer, Bereichsleiter für das Management der Anleihenfonds der Erste Asset Management/ERSTE-SPARINVEST.
Wertentwicklung verschiedener Anleiheklassen seit Jahresbeginn und derzeitig eingepreistes Renditeniveau in % (per 4.7.2014)
Renditen im „freien Fall“ bei Anleihen mit bester Bonität
Die außergewöhnlich gute Wertentwicklung sämtlicher Anleihesegmente im ersten Halbjahr ist auf den „freien Fall“ der Wertpapierrenditen bei Anleihen mit bester Bonität zurückzuführen. Beispielsweise beträgt die Umlaufrendite einer 10-jährigen deutschen Bundesanleihe nur noch 1,238% (nach 1,941% zu Jahresbeginn).
Der Renditerückgang hat primär mit der sehr expansiven Geldpolitik zu tun (Nullzinspolitik der US-amerikanischen Federal Reserve und Quasi Nullzinspolitik der europäischen Zentralbank). Diese Politik zielt darauf ab, dass die privaten Haushalte und Unternehmen verstärkt in der Realwirtschaft aktiv werden, entweder durch erhöhten Konsum oder durch erhöhte Investitionsbereitschaft. Der erwartete Effekt sei jedoch bisher ausgeblieben, so Alexander Fleischer.
Liquidität fließt nicht in die Realwirtschaft
„Die Liquidität ist nicht in der Realwirtschaft gelandet, sondern vielmehr in die verschiedenen Risikoklassen an den Anleihenmärkten geflossen, was zu der entsprechenden Wertentwicklung (Performance) geführt hat“, so Alexander Fleischer, mit dem Effekt, dass die Investoren immer weniger Renditeaufschlag (Risikoprämie) für das Kreditrisiko verlangen.
Die Risikoprämien für erwartete Ausfälle bei Unternehmensanleihen in den verschiedenen Segmenten sind damit deutlich zurückgegangen. Derzeit liegen die Risikoprämien für Unternehmensanleihen im Bereich BBB gegenüber Libor 1) bei ca. 130 Basispunkten (100 Basispunkte=1%, Anm.) Dieser Wert war zu Jahresbeginn bei 150 Basispunkten. Im BB-Bereich liegt der Risikoaufschlag derzeit bei rd. 240 Basispunkten (Jahresbeginn 270 Basispunkte).
„Es ist davon auszugehen, dass sich die Zinssituation zumindest bei kurzen Laufzeiten bis auf weiteres kaum verändern wird“, betont Fleischer. Der Referenzzins der Europäischen Zentralbank liegt nach der letzten Zinssenkung bei 0,15%. Beim Konsumverhalten ist vorerst keine Änderung in Sicht, zumal die Wirtschaftsaussichten für das laufende Jahr zunehmend nach unten revidiert werden, was die Konsumenten weiterhin vorsichtig agieren lässt. Auch bei den Unternehmen ist derzeit keine Änderung in Ihrem Investitionsverhalten erkennbar – die Kreditnachfrage ist nach wie vor sehr verhalten.
Ausschau nach höheren Renditen
Besonders institutionelle Anleger aus den Niedrigzins-Ländern wie den USA, der Schweiz, Deutschland oder auch Österreich halten nach höher rentierenden Segmenten Ausschau. „Damit bleibt die Suche nach Rendite („need for yield“) ein wesentlicher, preistreibender und wertunterstützender Faktor für die Anleihesegmente“, so Fleischer.
Was ist derzeit besonders gefragt:
Segment | Begründung | Fonds |
Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern | Breite Diversifikation über verschiedene Bonitätsstufen; Segment wird von Anlegern noch vernachlässigt; im Vergleich zu EUR-Staatsanleihen bester Bonität findet man nach wie vor attraktive Renditeaufschläge | ESPA BOND EMERGING MARKETS CORPORATE |
Variabel verzinste Unternehmensanleihen | Vorhandenes Zinsänderungs-risiko wird abgefedert; gleichzeitig wird die Risikoprämie von Unternehmens-anleihen realisiert; | ESPA RESERVE CORPORATE |
1) Libor = London Interbank Offered Rate; täglich festgelegter Referenzzinssatz im Interbankengeschäft