Bei näherem Hinsehen spricht indes weiter vieles für Kostolanys Überzeugung. Denn das größte Risiko zu geringer Gewinne oder gar Verluste besteht darin, dass Aktien(fonds)anleger die besten Börsentage verpassen. Sobald die Börsenkurse eine Zeitlang schwanken, machen insbesondere private Aktien- und Aktienfondsanleger immer wieder die gleichen Fehler, die sie langfristig viel Geld, sprich:
Rendite, kosten. „Wegen ihrer großen Unsicherheit gepaart mit der wachsenden Angst vor Verlusten trennen sich Aktien- und Aktienfonds-Anleger wahllos und oft auch in Panik von ihren Werten im Portfolio“, weiß Mag. Martin Linsbichler, Managing Director von Franklin Templeton in Österreich.
10 Börsentage können entscheidend sein
Sobald die Börsen in einen Abwärtssog geraten, kann aber niemand verlässlich vorhersagen, wann die Kurse ihren Tiefstpunkt erreicht haben. Gleichwohl machen viele Anleger in ihrer Unsicherheit und Verzweiflung gerade diesen Versuch. Sie verkaufen ihre Aktien oder Aktienfondsanteile und parken ihr Kapital niedrig verzinst am Geldmarkt, bis die Turbulenzen vorbei sind. Doch „erfahrungsgemäß erkennen die meisten Investoren einen nachgebenden Aktienmarkt zu spät und einen Aufwärtstrend erst, nachdem sie den größten Teil der Gewinne versäumt haben“, sagt Linsbichler.
Welche – teils – verheerenden Folgen entgangene Gewinne auf die Wertentwicklung von Aktieninvestments haben können, zeigt beispielhaft eine Untersuchung des USamerikanischen Fonds-Analysehauses Morningstar. Die Morningstar-Analysten haben sich die Wertentwicklung des US-amerikanischen Börsenindexes S&P 500 im Zehn-Jahres- Zeitraum 1. Januar 1998 bis 31. Dezember 2007 angeschaut. In dieser Zeit erreichte das marktbreite US-Aktienbaromter eine Rendite von 5,91 Prozent im Jahresschnitt. Vorausgesetzt, ein Anleger war ununterbrochen voll investiert.
Naturgemäß war der US-amerikanische Aktienmarkt, wie praktisch die meisten Börsenplätze rund um den Globus, von 1998 bis Ende des Jahres 2007 teils heftigen Schwankungen unterworfen. In diese Zeit fiel beispielsweise das Platzen der Dotcom-Blase, das dramatische Kursverluste insbesondere bei Technologieaktien auslöste. Dennoch wurden Anleger, die die Nerven behielten, mit einer Rendite von nahezu sechs Prozent im Jahresschnitt belohnt.
Wer allerdings in Panik geriet und verkaufte, bezahlte dafür mit weniger Rendite oder sogar Verlusten. So fand Morningstar heraus: Wurden während besagter zehn Jahre die zehn besten Börsentage versäumt, ermäßigte sich die Rendite auf 1,13 Prozent im Jahresschnitt. Wer als Anleger sogar an den 40 besten Tagen des Indexes nicht dabei war, was angesichts von insgesamt rund 3.650 Tagen eher wenig anmutet, beklagt unter dem Strich einen Verlust von 8,40 Prozent im Jahresschnitt (siehe Tabelle).
Tipp für Anleger: Die anfangs gesteckten Ziele, zum Beispiel private Altersvorsorge oder Eigenkapital für den Immobilienerwerb, nicht aus den Augen lassen. Bei der langfristigen Geldanlage in Aktien und Aktienfonds wechseln sich schwächere und starke Börsenphasen erfahrungsgemäß ab. Oft sind die Risiken, hohe Kursgewinne zu verpassen, größer als jene, vorübergehend Verluste zu erleiden. Linsbichler: „Geduld bei der Anlage in Aktien und Aktienfonds ist somit nach wie vor einer der besten Ratgeber.“
