Volatilität in Emerging Markets - Wachstum bleibt hoch

Die Aktien- und Anleihenmärkte der Schwellenländer waren im zweiten Quartal des Jahres 2013 von erhöhter Volatilität betroffen, was starke Mittelabflüsse und Kursrückgänge zur Folge hatte. Trotzdem wird für 2013 für die Schwellenmärkte ein etwa fünf Mal so hohes Wachstum prognostiziert wie für die Industrieländer. Franklin Templeton | 15.07.2013 16:00 Uhr
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Der MSCI Emerging Markets Index büßte im zweiten Quartal des Jahres 2013 auf US-Dollar-Basis 8,0% ein. Die Mittelabflüsse aus den Schwellenmärkten beliefen sich während des Quartals auf über 30 Mrd. US-Dollar, allein im Juni waren es mehr als 20 Mrd. US-Dollar. Während die Aktienperformance auf Einzeltitelebene Anfang des Quartals stärker von unternehmensspezifischen Fundamentalfaktoren und den Unternehmensgewinnen beeinflusst wurde, führte die zunehmende Volatilität an den Anleihemärkten ab Mitte Mai zu massiven Verkäufen, von denen Anleihen, Währungen und Aktien aus den Schwellenländern gleichermaßen betroffen waren. Die Märkte in Ländern mit hohen Leistungsbilanzdefiziten, deren Lokalwährungsanleihen in großem Umfang von ausländischen Anlegern gehalten werden und die einen Bezug zu China aufweisen, wurden am stärksten in Mitleidenschaft gezogen. Die Türkei, Ägypten, Brasilien und Peru schnitten mit zweistelligen Verlusten am Quartalsende am schwächsten ab.

Hinweise des Fed-Vorsitzenden Ben Bernanke auf eine Drosselung des Wertpapierkaufprogramms der US-Notenbank lösten zusammen mit verbesserten Makrodaten aus den USA eine Verkaufswelle am Anleihemarkt aus, wodurch die Marktstimmung getrübt wurde. Schwellenmarktwährungen und Rohstoffpreise waren ebenfalls rückläufig. Als die People’s Bank of China nach einem deutlichen Anstieg des Interbanken-Leitzinses in Juni signalisierte, dass sie nicht am Markt intervenieren werde, kamen Sorgen über die Stabilität des Banksektors auf, was die Anleger zusätzlich verunsicherte.

Aktuelles aus den Regionen

Asien

Das BIP-Wachstum in China ging von 7,9% im letzten Quartal des Jahres 2012 auf 7,7% im ersten Quartal des Jahres 2013 zurück (jeweils im Vergleich zum Vorjahr). Hauptverantwortlich für die Wachstumsverlangsamung war die Schwäche bei Industrieproduktion und Investitionen. Dagegen blieb der inländische Konsum weiterhin der stärkste Wachstumstreiber. Der Inflationsdruck ließ im Mai nach, wobei der Verbraucherpreisindex im Jahresvergleich von 2,4% im April auf 2,1% zurückging. Der chinesische Präsident Xi Jinping besuchte im Juni die USA, Mexiko, Trinidad und Tobago sowie Costa Rica mit dem Ziel, die Beziehungen weiter auszubauen. Um die Verbindung zu China zu stärken, stattete der südkoreanische Präsident Park Geun-hye dem Land Ende Juni einen Besuch ab, bei dem weitere Verhandlungen über ein bilaterales Freihandelsabkommen zwischen den beiden Ländern vereinbart wurde. Für Anfang Juli wurde eine sechste Gesprächsrunde in Südkorea anberaumt. China und Taiwan unterzeichneten im Juni im Rahmen der bestehenden Vereinbarung zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit ein Abkommen über den Dienstleistungshandel. Damit erhalten taiwanesische Investoren Zugang zu 80 Dienstleistungssektoren in China, während im Gegenzug 64 Sektoren in Taiwan für Investitionen aus China geöffnet werden. China und die südasiatischen Länder haben sich anlässlich der ersten China-Südasien-Expo auf eine verstärkte Zusammenarbeit sowie Bestrebungen zum Erhalt des Wirtschaftswachstums verständigt.

Angetrieben durch höhere Investitionsausgaben und Exporte beschleunigte sich das BIP-Wachstum in Südkorea von 0,3% im vierten Quartal 2012 auf 0,9% im ersten Quartal 2013 (jeweils gegenüber dem Vorquartal). Im Vergleich zum Vorjahr wuchs die Wirtschaft im 1. Quartal um 1,5% und damit genauso stark wie in den letzten beiden Quartalen des Jahres 2012. Das Finanzministerium reduzierte seine BIP-Wachstumsprognose für 2013 von 3,0% gegenüber dem Vorjahr auf 2,3%. Die Bank of Korea ließ ihren Leitzins im Juni unverändert, nachdem er im Mai um 25 Basispunkte (0,25%) auf 2,5% gesenkt worden war. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze verlangsamte sich im Jahresvergleich von 2,1% im April auf 0,5% im Mai, während sich die Industrieproduktion im Mai mit einem Minus von 0,7% gegenüber dem Vorjahr besser als erwartet hielt. Die Exporte erhöhten sich im Mai im Jahresvergleich um 3,2% auf 48,4 Mrd. US-Dollar, nachdem sie im April nur um 0,4% gesteigert worden waren. Das Parlament billigte einen Ergänzungshaushalt von über 15 Mrd. US-Dollar für die Finanzierung von Maßnahmen zur Förderung der Binnenwirtschaft und der Beschäftigung sowie zur Unterstützung der unter der Abwertung des japanischen Yen leidenden Exporteure. Die zunehmende Bedeutung des ressourcenreichen afrikanischen Kontinents zeigte sich auch daran, dass führende Vertreter aus Uganda und Mosambik Südkorea im Quartal einen Besuch abstatteten mit dem Ziel, die bilateralen Beziehungen zu verbessern.

Die indische Wirtschaft erzielte im ersten Quartal 2013 ein Wachstum von 4,8% im Vorjahresvergleich, was das revidierte Jahreswachstum von 4,7% im Schlussquartal des Jahres 2012 geringfügig übertraf. Damit erreichte das Wachstum für das im März 2013 beendete Geschäftsjahr (GJ2013) das Jahrzehnttief von 5,0% gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich dazu belief sich das Jahreswachstum des BIP im GJ2012 auf 6,2%. Die Schwäche von Konsum und Investitionen im Inland in Verbindung mit niedrigeren Staatsausgaben gehörten zu den Hauptgründen für das schwächere Jahreswachstum des Landes. Die Reserve Bank of India ließ ihren Leitzins im Juni unverändert bei 7,25%, nachdem er zuvor seit Jahresbeginn, vor allem wegen Inflationssorgen, dreimal gesenkt worden war. Der Inflationsdruck schwächte sich im Mai ab, wobei der Verbraucherpreisindex von 9,4% im April auf 9,3% und der Großhandelspreisindex von 4,9% auf 4,7% zurückgingen (jeweils im Vergleich zum Vorjahr). Im Rahmen der „Look East“-Politik Indiens unternahm Ministerpräsident Manmohan Singh Ende Mai Reisen nach Japan und Thailand mit dem Ziel, die Verbindungen zu den regionalen Partnern zu verbessern.

Lateinamerika

In Brasilien legte das BIP-Wachstum im ersten Quartal des Jahres 2013 von 1,4% in den letzten drei Monaten des Jahres 2012 auf 1,9% zu (jeweils im Vergleich zum Vorjahr). Zu den wichtigsten Wachstumstreibern gehörten der Agrarsektor mit einem Jahreswachstum von 17,0% sowie eine Erholung der Investitionsaktivität. Der schwache Konsum und ein Rückgang der Industrieproduktion belasteten die Wirtschaft jedoch weiterhin. Die Zentralbank senkte ihre BIP-Prognose für das Jahr 2013 von zuvor 3,1% auf 2,7% im Jahresvergleich. Das Leistungsbilanzdefizit verringerte sich von 8,3 Mrd. US-Dollar im April auf 6,4 Mrd. US-Dollar im Mai. Die Handelsbilanz wies im Mai, nach einem Defizit von 944 Mln. US-Dollar im April, einen Überschuss von 760 Mln. US-Dollar auf. Die ausländischen Direktinvestitionen in Brasilien lagen im Mai bei 3,9 Mrd. US-Dollar und damit unter dem im April verzeichneten Niveau von 5,7 Mrd. US-Dollar. Im 12-Monats-Zeitraum bis Mai bewegte sich das Leistungsbilanzdefizit bei 73,0 Mrd. US-Dollar bzw. 3,2% des BIP. Die Zentralbank hob die Leitzinsen im Mai um 75 Basispunkte (0,75%) auf 8,0% an, um dem Inflationsdruck entgegenzuwirken. Der Verbraucherpreisindex verharrte im Mai bei 6,5% gegenüber dem Vorjahr, dem gleichen Niveau wie im April, und verharrte damit genau am oberen Ende der Zielspanne der Bank. Die Bank erwartet einen Inflationsrückgang auf 6,0% bis Ende 2013 und auf 5,4% bis Ende 2014.

Afrika

Das BIP von Südafrika stieg im ersten Quartal des Jahres 2013 um 1,9% gegenüber dem Vorjahr an, der niedrigste Zuwachs seit über drei Jahren. Im Vergleich dazu expandierte die Wirtschaft im Schlussquartal des Jahres 2012 um 2,5% gegenüber dem Vorjahr. Die Schwäche des Produktionssektors war der Hauptgrund der Verlangsamung. Die südafrikanische Notenbank reduzierte ihre BIP-Wachstumsprognose für 2013 von 2,7% gegenüber dem Vorjahr auf 2,4%. Das Leistungsbilanzdefizit verringerte sich von 6,5% im Abschlussquartal des Jahres 2012 auf 19,1 Mrd. US-Dollar bzw. 5,8% des BIP im ersten Quartal des Jahres 2013. Die Verbesserung ging vor allem auf höhere Goldexporte und Dividendenerträge zurück. Der Verbraucherpreisindex sank im Jahresvergleich von 5,9% im April auf das Vier-Monats-Tief von 5,6% im Mai, was vor allem an niedrigeren Kraftstoffpreisen lag. Das verarbeitende Gewerbe erholte sich im April und verzeichnete das stärkste Wachstum seit September 2011. Die Industrieproduktion stieg im Jahresvergleich um 7,0%, nachdem sie sich im März um 2,2% abgeschwächt hatte. Zu den wichtigsten Treibern gehörte der Automobilsektor, der im April um 18,0% im Vergleich zum Vorjahr wuchs. Die Bergbauproduktion ging nach einem Minus von 3,8% im März im April gegenüber dem Vorjahr um 0,4% zurück, wofür niedrigere Rohstoffpreise, die schwache globale Nachfrage und Streiks verantwortlich waren.

Osteuropa

Die russische Wirtschaft wuchs im ersten Quartal des Jahres 2013 um 1,6% gegenüber dem Vorjahr und übertraf damit die ursprüngliche Schätzung von 1,1%, die das Wirtschaftsministerium im April vorgelegt hatte. Dies steht einem Anstieg von 2,1% gegenüber dem Vorjahr im vierten Quartal des Jahres 2012 gegenüber. Das Wachstum des Binnenkonsums schwächte sich im Jahresvergleich von 4,1% im April auf 2,9% im Mai ab, nachdem das verfügbare Einkommen unerwartet erstmals seit über einem Jahr gesunken war und die Inflation weiter erhöht blieb. Der Verbraucherpreisindex erhöhte sich im Jahresvergleich von 7,2% im April auf 7,4% im Mai, während das reale verfügbare Einkommen nach einem Anstieg um 7,5% im April im Mai um 1,3% zurückging. Erfreulicherweise sank die Arbeitslosenquote von 5,6% im April auf 5,2% im Mai. Die Zentralbank ließ ihren Leitzins im Juni den neunten Monat in Folge unverändert bei 8,25%, denn die Inflation lag nach wie vor außerhalb der Zielspanne der Bank von 5% bis 6% und auf dem höchsten Stand seit fast zwei Jahren. Der stellvertretende chinesische Premier Zhang Gaoli und der russische Präsident Wladimir Putin vereinbarten eine Vertiefung der wirtschaftlichen und praktischen Zusammenarbeit ihrer beiden Länder. Neben Projekten in Sektoren wie Energie, Infrastruktur und Investitionen brachten beide Länder zudem ihr Interesse an einer Zusammenarbeit in Bereichen wie High-Tech, Fertigung und Umweltschutz zum Ausdruck.

Das BIP-Wachstum in der Türkei hat sich im Jahresvergleich von 1,4% im vierten Quartal 2012 auf 3,0% im ersten Quartal 2013 beschleunigt. Als Wachstumstreiber fungierten dabei die Erholung des privaten Konsums, ein höherer Staatsverbrauch sowie der Rekordanstieg der Investitionen im öffentlichen Sektor. Der Anstieg der öffentlichen Investitionsausgaben beschleunigte sich drastisch von +21,4% im vierten Quartal des Jahres 2012 auf +81,9%. Der Staatsverbrauch erhöhte sich im ersten Quartal des Jahres 2013 um 7,2%, der private Konsum um 3,9% (jeweils im Vergleich zum Vorjahr). Die Zentralbank ließ ihren Leitzins unverändert, nachdem sie ihn früher im Quartal um 100 Basispunkte (1,0%) gesenkt hatte. Der einwöchige Repo-Zinssatz wurde auf das Rekordtief von 4,5% reduziert, während die Soll- und Habenzinsen für Tagesgeld auf 6,5% bzw. 3,5% zurückgingen. Der Inflationsdruck erhöhte sich im Mai, wobei der Verbraucherpreisindex im Jahresvergleich von 6,1% im April auf 6,5% anstieg. Moody's Investors Service stufte die Bonitätsnote der Türkei als zweite internationale Ratingagentur auf Investment Grade herauf. Moody’s hob das Rating der Staatsanleihen des Landes um eine Stufe von Ba1 auf Baa3 an, mit stabilem Ausblick.

Ausblick

Die Schwellenmärkte unterscheiden sich in mancher Hinsicht nicht von den anderen Märkten der Welt – sie können volatil sein und von übertriebenen Mittelflüssen oder plötzlichen Stimmungsschwankungen beeinflusst werden. Allerdings gelingt es unserem Team aufgrund unseres langfristigen Fokus, die Volatilität an diesen Märkten auszunutzen. Nach unserer Einschätzung werden die guten Wachstumsperspektiven zahlreicher Schwellenländer derzeit nicht angemessen bei den Aktienbewertungen berücksichtigt, die generell niedriger liegen als an den Weltmärkten.

Zu beachten sind drei herausragende Merkmale der Schwellenmärkte. Erstens liegen die Wachstumsraten in den Schwellenländern immer noch deutlich höher als in den Industrienationen. Für 2013 wird für die Schwellenmärkte ein etwa fünf Mal so hohes Wachstum prognostiziert wie für die Industrieländer. Das BIP-Wachstum wird nach unserer Schätzung in Ersteren bei 5,4% und in Letzteren lediglich bei 1,1% liegen. Zweitens verfügen die Schwellenländer über enorme und weiter wachsende Devisenreserve, die deutlich über dem Niveau der Industrieländer liegen. Darüber hinaus besteht in vielen der Schwellen- und Grenzmärkte – anders als in den Industrienationen – noch immer reichlich Spielraum für fiskal- und gelpolitische Anreize. Das schwache Wachstum in den Industrieländern könnte zwar – vor allem über die Abschwächung des Welthandels – auch auf die Schwellenmärkte übergreifen. Möglicherweise wird dieser Einfluss jedoch weiterhin durch die höheren Investitionsausgaben und die stärkere Binnennachfrage in den Schwellenländern kompensiert. Drittens liegt das Schuldenniveau in den Schwellenländern im Verhältnis zu ihrem BIP generell deutlich niedriger als in den Industrieländern.


Dr. Mark Mobius,  
Executive Chairman, Templeton Emerging Markets Group
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