Nigeria im Fokus

Nigeria zählt zu den Ländern mit dem stärksten Wirtschaftswachstum weltweit. Mit über 170 Millionen Einwohnern ist es der bevölkerungsreichste Staat Afrikas und liegt international auf Rang sieben. Mark Mobius mit direkten Eindrücken von Unternehmensbesuchen in der Region. Franklin Templeton | 16.07.2013 00:00 Uhr
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Nachbarländer der in Westafrika gelegenen Bundesrepublik sind Benin, Tschad, Kamerun und Niger. Der Name „Nigeria“ geht auf die britische Journalistin Flora Shaw zurück und leitet sich vom Fluss Niger ab, der durch das Land fließt.

Obwohl Nigeria das bevölkerungsreichste Land und einer der größten Ölproduzenten Afrikas ist, prägt den Staat eine tragische Geschichte von Uneinigkeit und Entfremdung. Die britischen Kolonialherren errichteten Nigeria auf einem westafrikanischen Gebiet, in dem hunderte verschiedene ethnische Gruppierungen lebten. Die drei größten Volksgruppen waren die Igbo im Südosten, die Hausa-Fulani im Norden und die Yoruba im Südwesten.

Als das Land 1960 seine Unabhängigkeit erhielt, war es ein künstliches Gebilde mit 300 unterschiedlichen ethnischen und kulturellen Gruppen. Manche Völker lebten in einer feudal-islamischen Hierarchie, regiert von Emiren, die wiederum einem Sultan untergeordnet waren, der die höchste politische Macht und religiöse Autorität innehatte. Andere wurden von verschiedenen Monarchen regiert, die in unterschiedlichem Maße autokratisch herrschten. Wieder andere Gruppen lebten hauptsächlich in autonomen, demokratisch organisierten Gemeinschaften. Während der Kolonialzeit wurden diese Unterschiede noch verschärft, denn die Briten bedienten sich bei ihrer Herrschaft der vorhandenen politischen Strukturen und stärkten die traditionellen Machtgefüge in manchen Fällen sogar. Die Teile des Landes, in denen die Arbeit der christlichen Missionare bereits gefruchtet hatte, nahmen die westliche Erziehung aktiv an. Die britische Kolonialverwaltung teilte Nigeria in drei Regionen ein – Norden, Westen und Osten. Manche sahen hierin den Versuch der Briten, die Bildung einer nationalen Identität weitgehend zu vermeiden, um die Verwaltung der Kolonie zu erleichtern. Als Nigeria schließlich unabhängig wurde, war die Uneinigkeit somit praktisch vorprogrammiert. Damit nicht genug, wird die Geschichte des Staates geprägt von Korruption und schlechten, instabilen Regierungen.

Seit dem ersten Militärputsch 1966 gab es insgesamt acht Militärregierungen. Erst 1999 kam die erste gewählte Zivilregierung an die Macht. Regierungschef wurde der christliche ehemalige Militärpräsident Olusegun Obasanjo. Seine Amtszeit war durch ethnische sowie religiöse Gewalt gekennzeichnet. Obasanjos Nachfolger, Umaru Musa Yar’Adua, stammte aus dem Norden und war Mitglied der regierenden People’s Democratic Party (PDP). Die Opposition warf ihm nach seinem Wahlsieg 2007 Wahlmanipulation vor. Die Regierung Yar’Adua musste sich sowohl mit Unsicherheit im Nigerdelta als auch mit einer Bevölkerung auseinandersetzen, die das Vertrauen in das Wahlsystem verloren hatte. Nach nur drei Jahren im Amt verstarb Yar’Adua 2010. Sein Vizepräsident Goodluck Jonathan übernahm die Regierungsgeschäfte und wurde bei den Präsidentschaftswahlen im April 2011 im Amt bestätigt. Jonathan und seine Partei stehen nun zahlreichen Herausforderungen gegenüber, darunter auch dringend erforderliche Reformen, insbesondere in den Bereichen Öl und Energie. Die in Nigeria herrschenden unterschiedlichen ethnischen und religiösen Strömungen werden durch die wirtschaftlichen Probleme des Landes, wie das niedrige Pro-Kopf-Einkommen und die großen Unterschiede bei den Einkommensniveaus, zusätzlich verstärkt.

Obwohl es das größte Land Westafrikas ist, hat Nigeria mit etwa 70.000 Soldaten eine relativ kleine Streitmacht im Verhältnis zu seiner Bevölkerungszahl. Neben der Beteiligung an UN- und anderen Missionen in der Region sind die Hauptaufgaben des Militärs die Befriedung des Nigerdeltas und der militanten Boko-Haram-Anhänger. Der Kampf gegen gewalttätige Islamisten stellt die wohl schwerste Herausforderung dar. Seit 2001 kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen verschiedenen Gruppen in den Bundesstaaten östlich der Hauptstadt Abuja. Diese Konflikte haben bereits Tausende von Todesopfern gefordert. Die Bemühungen um die Einführung der Scharia in den nördlichen Bundesstaaten haben in der Vergangenheit zu gewalttätigen Demonstrationen von Nicht-Muslimen geführt. Die militante islamistische Boko-Haram-Gruppierung sorgt mit Attentaten und aggressivem Verhalten für Unruhe.

Die für das Land so wichtigen Ölexporte wurden mehrmals durch Konflikte im Nigerdelta gestört, wo Ölvorräte von Gruppierungen wie der „Bewegung für die Unabhängigkeit des Nigerdeltas“ gestohlen wurden. Durch ein Amnestieprogramm konnte zwar eine Verminderung dieser Vorfälle erreicht werden, aber die Gefahr der Instabilität bleibt nach wie vor bestehen. Nigeria umfasst 36 Bundesstaaten, was zusätzlich zu den ethnischen und religiösen Unterschieden auch für schwerwiegende politische Differenzen sorgt. In der Vergangenheit gab es verschiedene Sezessionsbestrebungen, wie zum Beispiel den tragischen Biafra-Krieg von 1967 bis 1970, in dem sich die südöstlichen Provinzen des Landes als eigenständige Republik Biafra abspalten wollten.

Sicherheit ist nach wie vor ein wichtiger Faktor für unternehmerische Aktivitäten in Nigeria, insbesondere für ausländische Investoren. Besonders hoch ist das Risiko in den Regionen im Norden und im Nigerdelta. Die Bedrohung geht hauptsächlich von militanten islamistischen Gruppierungen wie Boko Haram aus, die ihre Angriffe gegen Sicherheitskräfte, religiöse Einrichtungen, Telekommunikationsanlagen und die staatliche Infrastruktur richten. Auch Entführungen sind eine reale Gefahr.

Durch die weit verbreitete Vetternwirtschaft stellt auch Korruption nach wie vor ein großes Problem dar. Die Politiker sind sich daher bewusst, wie wichtig es ist, ein Gleichgewicht der Kräfte zwischen den unterschiedlichen Regionen zu wahren. In der Südspitze des Landes, wo die größten Ölvorkommen beheimatet sind, gibt es keine vorherrschende ethnische Gruppe. Allerdings wurde 2011 mit der Wahl des aus dem Nigerdelta stammenden Goodluck Jonathan zum Präsidenten ein symbolischer Sieg für die Region errungen.

Als 1999 die erste Zivilregierung gewählt wurde, befand sich das Land in einer tiefen Finanzkrise mit einem Haushaltsdefizit von rund 3 Mrd. US-Dollar, niedrigen Devisenreserven und einer Auslandsverschuldung in Höhe von 80% des Bruttoinlandprodukts (BIP). Der wirtschaftliche Abschwung während des Militärregimes hatte eine dramatische Verschlechterung der Infrastruktur und der Sozialeinrichtungen zur Folge. Dies wirkte sich natürlich auf alle Wirtschaftsbereiche aus, so dass zwei Drittel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebten.

Der Ölpreisboom brachte endlich Erleichterung und spülte nach 2002 Geld in die leeren Kassen des Landes. 2006 lag das BIP-Wachstum bei 6%. Die Wirtschaft reagierte jedoch empfindlich auf Ölpreisschwankungen, und als der Ölpreis 2008 von 150 US-Dollar auf 50 US-Dollar fiel, wurde das Land schwer getroffen. Mit dem erneuten Erstarken des Ölpreises setzte auch der konjunkturelle Aufschwung wieder ein. Dennoch bleibt die Abhängigkeit vom Erdöl eine Schwachstelle der nigerianischen Wirtschaft. Derzeit werden 95% aller Deviseneinnahmen durch die Erdöl- und Gasindustrie generiert. Das erste Öl wurde im flachen Nigerdelta entdeckt, doch inzwischen wurden auch Vorkommen in den tieferen Wassern des Golfs von Guinea ausgemacht.

Eines der Hauptprobleme sind die staatlichen Subventionen für raffinierte Erdölprodukte, die dazu geführt haben, dass subventionierter Treibstoff in großem Stil außer Landes geschmuggelt und dort zu Marktpreisen verkauft wird. 2012 hat die Regierung das Subventionsprogramm jedoch um die Hälfte reduziert und beabsichtigt, es in naher Zukunft ganz einzustellen. Diese Maßnahme sollte den Treibstoffschmuggel bis zu einem gewissen Grad eindämmen. Neben der illegalen Ausfuhr raffinierter Erdölprodukte ist auch der direkte Schmuggel von Rohöl ein ernsthaftes Problem. Schätzungen zufolge werden etwa 10% der Gesamtproduktion gestohlen. Bei der aktuellen täglichen Fördermenge von etwa 2,1 Mio. Barrel, also rund 700 Mio. Barrel pro Jahr, ergibt das eine Summe von 70 Mio. Barrel pro Jahr.

In den zehn Jahren von 2001 bis 2010 war Nigeria die am viertschnellsten wachsende Wirtschaft weltweit mit einer jährlichen Wachstumsrate von 8,9%. Obwohl das BIP-Wachstum sich inzwischen verlangsamt hat, verzeichnet die Konjunktur nach wie vor einen soliden Anstieg, der das Wachstum in den Industrieländern bei Weitem übertrifft. 2011 und 2012 wuchs das BIP um 7,5% bzw. 6,7% im direkten Jahresvergleich. Für dieses Jahr wurde ein Anstieg von 6,8% prognostiziert.

Das Land hatte in der Vergangenheit immer wieder mit hohen Inflationsraten zu kämpfen, die in manchen Jahren zweistellige Werte erreichten. Zuletzt tendierte die Inflation jedoch nach unten, und für das laufende Jahr werden erneut Werte im einstelligen Bereich erwartet. Diese Zahlen stellen eine deutliche Verbesserung gegenüber den 1990er Jahren dar, als die Inflation über 50% kletterte – im Jahr 1995 erreichte der Wert sogar 70%. Angesichts der Rückkehr zu einstelligen Inflationsraten dürfte die Zentralbank des Landes in der Lage sein, die Benchmarkzinsen zu senken, die seit Ende 2011 bei vergleichsweise hohen 12% liegen.

Der kritische Mangel an Infrastruktur erlaubt es dem Land derzeit nicht, seine umfangreichen Rohstoffvorkommen auszubeuten. Während einer Reise nach Lagos blieben wir in einem Hotelaufzug stecken, als bei einem Stromausfall der Notstromgenerator nicht rechtzeitig ansprang. Infolge der Unzuverlässigkeit der öffentlichen Stromversorgung benötigen nahezu alle Hotels und Unternehmen ihren eigenen Benzin- oder Dieselgenerator. Dieser Umstand unterstreicht die Nachfrage nach zusätzlichen Energiequellen in Schwellen- und insbesondere in Grenzmärkten wie Nigeria. Es überrascht daher nicht, dass Südkorea vor kurzem Investitionen in den nigerianischen Energiesektor im Volumen von 30 Mrd. US-Dollar über die kommenden zehn Jahre ankündigte. Im Mai präsentierten auch Weltbank und IFC Pläne für Investitionen in die Energieversorgung Nigerias im Volumen von ca. 1 Mrd. US-Dollar. Investitionen dieser Art dürften das Wirtschaftswachstum des Landes weiter beflügeln.

Das reformierte Bankensystem Nigerias bietet eine attraktive Möglichkeit für Investitionen in die rasch wachsende Wirtschaft des Landes. Das Bankensystem spielt in diesem Zusammenhang nicht nur wegen der Zunahme von Mikrofinanzierungen eine wichtige Rolle, sondern auch aufgrund der Erschließung des Privatkundengeschäfts. Bis vor kurzem leisteten die Banken vor allem Finanzierungen für große Unternehmen oder die Regierung über Anleihenkäufe. Nach einer Krise des Bankensektors im Jahr 2008 führte die nigerianische Zentralbank CBN eine Prüfung des gewerblichen Bankensektors durch, in deren Folge die CEOs aller durchfallenden Banken entlassen wurden.

Die staatliche Asset Management Corporation (AMCON) wurde mit dem Ziel gegründet, Not leidende Kredite aufzukaufen und in Schieflage geratene Banken zu rekapitalisieren. Infolge dieser Maßnahme verzeichneten die Aktienkurse der großen nigerianischen Banken im Jahr 2012 eine spürbare Erholung. Eine kürzlich durchgeführte Prüfung der nigerianischen Banken durch den IWF belegt eine dramatische Steigerung der Gewinne im Bankensektor im letzten Jahr. Gleichzeitig stieg die Kapitaladequanzquote über den vorgeschriebenen Mindestwert von 10%, und der Anteil der Not leidenden Kredite lag mit 3,8% unterhalb des zulässigen Grenzwertes von 5%.

Angesichts der wachsenden Nachfrage nach Konsumgütern infolge steigender Löhne und des Wachstums der Mittelschicht sind auch andere Bereiche im Zusammenhang mit Konsumfragen von Interesse für uns. Vor diesem Hintergrund scheint ein positiver Gewinnausblick für die Anbieter von Waren und Dienstleistungen im Konsumsektor möglich, wie beispielsweise Einzelhändler, Nahrungsmittel- und Getränkehersteller oder Telekommunikationsunternehmen. Auch der Infrastruktursektor könnte von den anhaltenden Investitionen in die Wirtschaft des Landes profitieren.

Wir sehen in Nigeria ein weit reichendes Potenzial mit attraktiven Chancen. Staatliche Privatisierungsmaßnahmen und Investitionen in Bereiche wie Bergbau, Landwirtschaft, Finanzen und Fertigung zur Verringerung der Abhängigkeit vom Ölsektor dürften längerfristig Früchte tragen.

Im Jahr 2012 war Nigeria zum zweiten Mal in Folge das afrikanische Land mit den meisten ausländischen Direktinvestitionen (ADI). Das Land verzeichnete 2012 positive ADI-Flüsse im Volumen von 7,0 Mrd. US-Dollar, gefolgt von Mosambik mit 5,2 Mrd. US-Dollar und Südafrika mit Zuflüssen in Höhe von 4,6 Mrd. US-Dollar. In der jüngeren Vergangenheit hatten Pläne der Regierung zur Privatisierung des Energiesektors den Weg für eine mögliche massive Ausweitung ausländischer Investitionen geebnet. In der Folge dürften die Kosten für entsprechende Subventionen im Haushalt sinken und die Regierung von erhöhten Steuereinnahmen aus rentabel arbeitenden Unternehmen profitieren. Der Multimilliarden-Dollar-Plan umfasst den Verkauf von vier Wärmekraftwerken und zwei Wasserkraftwerken sowie von elf Distributionsunternehmen. Wenn der Plan erfolgreich verläuft, dürften die Energieknappheit und die herrschenden hohen Kosten für alternative Energie, die bisher ein Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung waren, in den Hintergrund treten und längerfristig eine Beschleunigung der wirtschaftlichen Aktivität bewirken.

Die Stärke des nigerianischen Naira ist in hohem Maße vom Ölpreis abhängig. Da über 90% der Exporte in US-Dollar abgewickelt werden, würde eine Abwertung des Naira nicht unbedingt den Exportsektor stützen, wohl aber über steigende lokale Importpreise eine Ausweitung der Inflation nach sich ziehen. Das Zinsniveau ist vergleichsweise hoch. Die CBN hält den Benchmarksatz bei 12%. Bei einer Inflation von aktuell ca. 9% nehmen sich die realen Zinsen recht hoch aus. Dies wird sowohl seitens der Wirtschaft als auch vom Finanzminister beklagt, der bereits eine Zinssenkung zur Belebung der Wirtschaft gefordert hat. Die Zentralbank will mit den aktuellen hohen Zinssätzen jedoch nicht nur der Inflation begegnen, sondern auch Kapital ins Land bringen und dort längerfristig binden.

Neben seinen globalen Handelsbeziehungen ist Nigeria auch ein wichtiger Handelspartner für andere Länder der Region. Derzeit exportiert das Land 117 verschiedene Rohstoffe in 103 Länder auf der ganzen Welt. Öl stellt mit 90% das mit Abstand wichtigste Exportgut dar. Im Zuge der Entwicklung und Diversifizierung der Wirtschaft tendiert dieser dominante Wert jedoch nach unten.

In Nigeria existieren auch außerhalb des Ölsektors profitable Unternehmen, die viel versprechende Investitionen bieten. In der jüngeren Vergangenheit haben wir einige dieser Unternehmen besucht, angefangen mit dem größten Zementhersteller des Landes. Die Manager vor Ort erklärten uns, dass eine Ausweitung der lokalen Produktion von derzeit 20 Mio. Tonnen jährlich auf 29 Mio. Tonnen im Jahr 2016 geplant ist. Momentan besetzt das Unternehmen einen Marktanteil von 60% am nigerianischen Markt. Um die lokale Produktion anzuregen, gewährt die Regierung neuen Werken eine steuerliche Schonfrist von drei bis fünf Jahren. Nigeria verfügt über umfangreiche Vorkommen an hochwertigem Kalkstein, der als zentraler Rohstoff bei der Zementproduktion dient. Zudem können die Standorte mit relativ günstigem Gas betrieben werden.

Die Nachfrage nach Zement wächst um ca. 10% jährlich, vor allem im Privatsektor. Dies deutet auf einen Mangel an öffentlichen Infrastrukturinvestitionen hin, der jedoch mit der Zeit in Angriff genommen werden soll. Es mutet wie Ironie an, dass trotz des herrschenden Strommangels in Nigeria weiterhin große Mengen Gas abgebrannt werden. Entsprechend plant der von uns besuchte Zementhersteller den Aufbau einer petrochemischen Anlage zur Gasnutzung. Ein Manager erklärte uns, Nigeria werde oft unterschätzt. In der Boko-Haram-Bewegung sieht er keine unmittelbare Gefahr, da sich die Wirtschaft des Landes im vergleichsweise ruhigen Süden Nigerias konzentriert. Er sieht das Land als wahre Goldgrube für Unternehmer an und lobte sowohl die insgesamt günstigen politischen Rahmenbedingungen als auch das wirtschaftliche Beraterteam der Regierung. Seiner Meinung nach liegt die größte Herausforderung in einer kompetenten politischen Nachfolge und der Entwicklung der eigenen Landwirtschaft. Derzeit importiert Nigeria jährlich Lebensmittel im Volumen von 1,2 Mrd. US-Dollar, die das Land nach Auffassung unseres Gesprächspartners auch selbst produzieren könnte.

Des Weiteren besuchten wir eine große Bierbrauerei, die von einer europäischen Muttergesellschaft kontrolliert wird. Das seit Jahrzehnten etablierte Traditionsunternehmen war zuletzt durch eine Reihe von Akquisitionen zur größten Brauerei Nigerias und zu einer der modernsten weltweit avanciert. Das 1946 als kleine Brauerei gegründete Unternehmen umfasst mittlerweile acht operative Standorte, deren Produkte in alle Teile des Landes vertrieben werden. Die von uns befragten Manager erklärten, die operativen Rahmenbedingungen hätten zuletzt unter steigenden Kraftstoff- und Strompreisen gelitten. Während es im Vertrieb gelegentlich zu sicherheitstechnischen Zwischenfällen kommt, sehen unsere Gesprächspartner das Hauptrisiko für Instabilität in der hohen Arbeitslosigkeit des Landes und einer jungen und schnell wachsenden Bevölkerung, die auf den Arbeitsmarkt drängt. Erfreulich ist dagegen das Wachstum der Mittelschicht, die mittlerweile über 20% der Bevölkerung ausmacht. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind dagegen die hohe Inflationsrate und das hohe Zinsniveau.

Als nächstes besuchten wir eine der wichtigsten Banken Nigerias. Dort nannte man uns politische Unsicherheit, eine potenziell volatile Währung, staatliche Interventionen und Korruption als inhärente Risikofaktoren des Systems. Die gute Nachricht ist, dass die Überholung des Bankensektors durch die AMCON abgeschlossen ist und die Banken nun an der Einhaltung ihrer Wachstumsziele zur Steigerung ihrer Rentabilität arbeiten. Wachstumspotenzial sehen unsere Gesprächspartner vor allem in den Bereichen Infrastruktur, Energie und Landwirtschaft. Auch das Privatkundengeschäft im Bankensektor verzeichnet ein starkes Wachstum. In der Folge rechnet die Branche in diesem Jahr mit einem Wachstum von über 20%. Wie viele nigerianische Banken ist auch das von uns besuchte Institut multinational aufgestellt und unterhält Standorte in 19 Ländern in West-, Zentral- und Ostafrika, insbesondere in Nigeria, Ghana, Uganda, Kamerun, Sierra Leone und Burkina Faso. Die Bank verfügt über ein Netz aus über 600 Filialen in Afrika, die meisten davon in Nigeria. Darüber hinaus ist das Institut in New York, Frankreich und Großbritannien vertreten.

Wir besuchten ferner einen führenden Mischkonzern mit Schwerpunkt Nahrungsmittel, der mit Fast-Food-Restaurants und Markenlebensmitteln breite Teile der nigerianischen Bevölkerung bedient. Neben dem Lebensmittelgeschäft unterhält der Konzern eine Reihe von Immobilienprojekten und Tochtergesellschaften in den Bereichen Automobile, Nahrungsmittelverarbeitung und Flaschenabfüllung von Trinkwasser. Im Zentrum der Operationen steht jedoch das Geschäft mit Nahrungsmitteln, und die einzelnen Abteilungen sind auf Franchising, Restaurants und Milchprodukte ausgerichtet. Der Konzern betreibt Fast-Food-Restaurants und bedient breite Teile der Bevölkerung des Landes. Das ursprünglich zu einem internationalen Lebensmittelkonzern gehörende Unternehmen wurde schließlich von den aktuellen nigerianischen Eigentümern und anderen Investoren aufgekauft. Die von uns befragten Manager erklärten, die Sicherheitslage im Norden des Landes belaste sowohl den Vertrieb als auch die Produktion des Unternehmens. Schwerer wiegen jedoch die erhöhten Einfuhrzölle und Abgaben auf Weizen, die zu steigenden Inputkosten in der Lebensmittelherstellung und im Restaurantgeschäft führen. Nach der Umstrukturierung der Restaurantsparte operiert das Unternehmen mittlerweile ausschließlich als Franchisegeber, ohne eigene Standorte zu unterhalten.

Im Ölsektor besuchten wir den Betreiber des größten Öldistributionsnetzes in Nigeria mit über 600 Verkaufsstellen. Im Laufe der Jahre hat das Unternehmen seine Strategie angepasst und sich von einem bedeutenden lokalen Downstream-Ölvertrieb zu einem integrierten „Energiekonzern“ entwickelt, dessen Operationen neben dem Vertrieb von Erdöl auch die Exploration und Förderung, den internationalen Ölhandel, Gas- und Stromlösungen und Services für den Ölsektor umfassen. Derzeit entfallen noch ca. 60% der Umsätze auf das Downstream-Retailgeschäft, doch der aggressive Vorstoß des Unternehmens in das Mid- und Upstream-Segment führt zu einer zunehmenden Diversifizierung der Rentabilität. Das erklärte Ziel ist die Weiterentwicklung in ein vollständig integriertes Unternehmen, bei dem das Downstream-Geschäft nicht mehr als 10%‑20% der Umsätze ausmacht. Das Unternehmen verspricht sich spürbare Vorteile durch die geplanten Reformen des nigerianischen Ölsektors.

Bei unserem Besuch dieser nigerianischen Unternehmen konnten wir sowohl Risiken als auch ein großes Potenzial erkennen. Im Zuge weiterer Reformen dürfte sich sowohl die wirtschaftliche als auch die politische Lage des Landes stabilisieren. Vor diesem Hintergrund rechnen wir für die Zukunft mit zusätzlichen attraktiven Investmentchancen.


Dr. Mark Mobius,
Executive Chairman, Templeton Emerging Markets Group
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