Die Risikoaversion und ihre Risiken

Ein Kommentar von Wylie Tollette, Senior Vice President und Director of Performance Analysis and Investment Risk, Franklin Templeton Investments. Franklin Templeton | 24.07.2013 13:08 Uhr
Wyllie Tollette
Wyllie Tollette
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

In den letzten fünf Jahren gab es gleich mehrere Markt-„Crashs“, die Wert vernichtet haben. Darunter hat das Vertrauen der Anleger in traditionelle Diversifizierung gelitten. Viele Anleger sind mittlerweile ausgesprochen risikoscheu und suchen nach vermeintlich sicheren Häfen für ihr Geld. Die sinkende Risikobereitschaft mindert die langfristigen Probleme der Anleger aber nicht, sondern verschärft sie sogar.

Bei institutionellen Investoren ebenso wie bei Privatanlegern, die Vorsorgevermögen und Ersparnisse schützen wollen, klafft eine wachsende „Finanzierungslücke“ zwischen den voraussichtlichen Verpflichtungen und künftigen Vermögenswerten und Einkünften. Der Vermögensstand ist durch die Finanzkrise herabgesetzt worden, die künftigen Verpflichtungen jedoch nicht. Sehr risikoaverse Anlagen und die resultierenden Minirenditen im Anlagenmix von Anlegern sind nicht dazu angetan, diese Lücke maßgeblich zu verringern.

In Wirklichkeit sind viele der „sicheren Häfen“ gar nicht so risikolos wie angenommen. Das explosive Geldmengenwachstum hat den US-Dollar beispielsweise Inflationsrisiken ausgesetzt. Wann die Inflation anzieht, wissen wir nicht, doch wir müssen uns über die Folgen für unseren langfristigen Wohlstand im Klaren sein. Hinzu kommt der kräftige Aufwärtstrend lang laufender US-Staatsanleihen, eines weiteren mutmaßlich „sicheren“ Hafens, bei fallenden Zinsen. Angesichts extrem niedriger Zinsen, die vermutlich steigen werden, könnten Anleger mit Portfolios aus langfristigen Staatsanleihen allerdings auf niedrigen Zinsen sitzen bleiben und negative Renditen erzielen.

Das risikofeindliche Anlegerverhalten manifestiert sich auch in einer Flucht in kürzerfristige Instrumente, die als Volatilitätsschutz wahrgenommen werden. Da der Wert verschiedener Vermögenswerte in den letzten Jahren infolge der Eurokrise gefallen ist, haben große Anlegergruppen ihren Anlagehorizont verkürzt.

Doch die Anleger müssen sich auf die neue Realität einstellen und ihre Zeitschienen anpassen, wenn sie ihre Ziele erreichen und aus der „Zeithorizont-Arbitrage“ Kapital schlagen wollen. Denken Sie beispielsweise an Warren Buffet, dessen Ansatz zur Risikosteuerung die Investition in Anlagen einschließt, die er für immer halten will. Für viele Aktien und auch für Immobilien und andere weniger liquide Instrumente können 20 Jahre ein vernünftiger Anlagehorizont sein. Das mag lang erscheinen, und ein Anleger erlebt in seinem Leben nicht viele 20-Jahres-Zyklen, doch Pensionsfonds und Regierungen müssen mehrere Generationen im Voraus planen. Anleger sollten sich der Anlagehorizonte auf jeden Fall bewusst sein – und auch der Frage, wie sie in ihren Anlagenmix passen.

Ebenso wichtig ist, strategisch und taktisch zu diversifizieren. Für alle Anleger ist eine Mischung aus Diversifizierung und langfristiger Anlageperspektive ein besserer Ansatz zu erfolgreicher Ertragssicherung für die Zukunft als eine zu hohe Allokation in „sichere Häfen“.

Die jüngsten Entwicklungen – als viele Anlagekategorien gleichzeitig an Wert verloren – wecken vielleicht Zweifel am Wert der Diversifizierung, doch langfristig bleibt sie ein wesentliches Werkzeug zum Risikomanagement. Anleger müssen die „Bausteine“ ihrer Vermögensstrukturierung sorgfältig prüfen und die richtigen Referenzmaßstäbe anlegen, die künftigen Erfolg anzeigen – und nicht vergangenen. Kapitalisierungsgewichtete Indizes spiegeln beispielsweise zurückliegende Marktveränderungen wider. Gleich gewichtete Indizes und alternative Benchmarks sind womöglich bessere Indikatoren für künftiges Wachstum und Erträge.

Alternative Anlagechancen wie Immobilien, Hedgefonds und taktische Asset Allocation korrelieren nicht so stark mit der Börse und können Portfolios stabilisieren, ohne die Erträge langfristig zu beeinträchtigen. Die Risikostreuung ist aber auch bei Alternativen wie Immobilien notwendig und bezieht sich unter anderem auf verschiedene Arten von Risiken und verschiedene Ertragsquellen, Objekte, Regionen und Cashflow-Merkmale innerhalb der Kategorie. Langfristig liegt das größte Risiko für einen Anleger darin, Risiken zu lange aus dem Weg zu gehen, Portfolios nicht an langfristigen Realitäten, sondern an kurzfristigen Phänomenen auszurichten und so seine Ziele klar zu verfehlen.

Risikomanagement hat nicht die Funktion, Risiken zu vermeiden, sondern sicherzustellen, dass sie gezielt und durchdacht eingegangen werden und sich auszahlen, damit längerfristige Anlageziele erreicht werden. Eine langfristige Perspektive ermöglicht Arbitrage auf der Grundlage unterschiedlicher Zeithorizonte. Ein langfristig orientierter Anleger kann Ergebnisse erzielen, indem er die Reaktionen anderer auf kurzfristige Marktereignisse ausnutzt. Das bedeutet natürlich, dass er kurzfristige Volatilität aussitzen muss, was Disziplin und Geduld erfordert. Risikomanager müssen sich der Volatilität bewusst sein, ohne sich von ihr einschüchtern zu lassen. Ein langfristiger Ansatz kann aus der kurzfristigen Perspektive anderer Kapital schlagen. Auf diese Weise können Sie Anlagen in Ihrem Portfolio aufstocken und halten, die künftig an Wert gewinnen.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
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