Vier Gründe für den Anstieg des Goldpreises

Steve Land von der Franklin Equity Group erörtert, warum sich die Rally bei Gold, die im Mai begann, von anderen Rallys der vergangenen Jahre unterscheidet. Zudem erläutert er, was dies für Goldminenaktien bedeutet. Franklin Templeton | 02.08.2019 10:32 Uhr
Steve Land , Portfoliomanager, Franklin Templeton / © Franklin Templeton
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Die Anlegerstimmung gegenüber Gold schlug im Juni ins Positive um und trieb den Goldpreis  in US-Dollar im Juli auf ein Sechsjahreshoch. Daher herrscht in der Branche die gespannte Erwartung, dass die Unternehmensgewinne von Goldminenbetreibern im dritten Quartal, sofern der Preis so bleibt, eine Rückkehr zur Erwirtschaftung robuster Liquidität anzeigen könnten.

Als langfristig orientierte Anleger geben wir keine gesonderten Prognosen über die kurzfristige Richtung des Goldpreises oder über die etwaige Dauer der aktuellen Rally ab. Wir erkennen jedoch für Gold und Goldminenbetreiber potenziell stützende Marktkatalysatoren.

Katalysator 1: Zunehmende Erwartungen auf eine Lockerung der Geldpolitik

Der strategische Schwenk der Zentralbanken weltweit von einer geldpolitischen Straffung hin zu einer Lockerung schien der Hauptauslöser für die vermehrten Käufe der Anleger und den jüngsten Preisanstieg bei Gold zu sein. Niedrigere Zinssätze bedeuten weniger Opportunitätskosten für den Besitz von Gold, denn das Metall wirft keine Erträge ab und ist häufig mit Lager- und Versicherungskosten verbunden.

Auf ihrer Juni-Sitzung beließ die US-Notenbank (Fed) ihre Zinssätze unverändert. Sie betonte jedoch ihren datengesteuerten Ansatz für geldpolitische Entscheidungen und wies darauf hin, dass die Argumente für niedrigere Zinsen ihrer Meinung nach stärker werden. Dies reichte aus, um die Markterwartungen zu drehen, und die meisten Beobachter rechnen nun 2019 mit einer Zinssenkung der Fed. Dies wäre die erste Senkung seit mehr als 10 Jahren.

Niedrigere Zinssätze würden überdies den handelsgewichteten Wert des US-Dollar verringern. Dies könnte in Anbetracht der historisch negativen Korrelation zu höheren Goldpreisen führen. Ein Großteil der preisempfindlichen Nachfrage nach Gold stammt nicht aus den USA, und ein schwächerer Dollar bedeutet, dass man für den gleichen Betrag seiner lokalen Währung mehr Gold kaufen kann. Hierdurch wird der Aufwärtsdruck auf den Goldpreis verstärkt. Nach unserer Meinung ist der Umstand, dass der Goldpreis während der jüngsten Rally bei einer geringfügigen Schwäche des US-Dollar anstieg, bemerkenswert.

Katalysator 2: Geopolitische Spannungen

Ein weiterer Grund, warum die Anleger in großer Zahl in Gold strömen, ist die mögliche Absicherung gegen die zunehmende geopolitische Unsicherheit. Gold ist nicht an ein bestimmtes Land oder Wirtschaftssystem gebunden. Dies macht es derzeit besonders attraktiv.

Konflikte zwischen den USA und dem Iran, gegen den scharfe Sanktionen verhängt wurden, und die Unterbrechung der laufenden Handelsgespräche zwischen den USA und China sind zwei der Sorgen, die Gold in diesem Sommer Auftrieb geben. Auch die politischen Turbulenzen im Vereinigten Königreich rund um den Brexit verstärken den Reiz des Goldes für die Anleger. Ebenso könnte die Unsicherheit im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen 2020 die Goldpreise im kommenden Jahr stützen.

Katalysator 3: Sorgen um das weltweite Wirtschaftswachstum

Gold, das bei vielen Anlegern als sicherer „Hafen“ gilt, verzeichnet aufgrund der Sorgen um die Verfassung der Weltwirtschaft wieder eine stärkere Nachfrage. Am 9. April dieses Jahres senkte der Internationale Währungsfonds (IWF) seinen Ausblick 2019 für das weltweite Wachstum auf das niedrigste Niveau seit 2009, dem Ende der weltweiten Finanzkrise. (Bloomberg, „IMF Cuts Global Growth Outlook to Slowest Pace Since Crisis“, 9. April 2019) In dem im Juli veröffentlichten vierteljährlichen Update seines Weltwirtschaftsausblicks äußerte der IWF, dass die Handelsspannungen für eine weitere Drosselung der weltweiten Konjunktur sorgen könnten. Er kappte die globale Prognose von April um 0,1 Prozentpunkte für dieses und nächstes Jahr und rechnet für 2019 und 2020 mit einem Wachstum von 3,2 % beziehungsweise 3,5 %. (Bloomberg, „IMF Warns Rising Trade-War Risk is Weighing on Global Economy“, 17. Juli 2019)

Seit der breite Aktienmarkt Mitte 2011 seinen kontinuierlichen Höhenflug begann, standen Gold und Goldminenbetreiber nicht mehr in der Gunst der Anleger. Aus unserer Sicht könnte ein ungewisserer Konjunkturausblick die Aufmerksamkeit wieder auf diesen Sektor lenken. Höhere Goldpreise schaffen in einer Zeit, in der andere Unternehmen unter Umständen die negativen Auswirkungen eines langsamen Wachstums zu verkraften haben, ein besseres Umfeld für Goldminenbetreiber.  

Katalysator 4: Goldkäufe der Zentralbanken

In den vergangenen Jahren traten die Zentralbanken immer stärker als Käufer von Gold in Erscheinung. Laut World Gold Council (WGC) beliefen sich die Netto-Goldkäufe der Zentralbanken im ersten Quartal 2019 auf 145,5 Tonnen (t). Dies ist der höchste Wert in einem ersten Quartal seit 2013. Die Kaufdynamik war eine Fortsetzung des letztjährigen Anstiegs um 74 %, als 651 t Gold angehäuft wurden. Dies war der größte Jahreskauf seit 1971, also dem Jahr, in dem die USA die Umtauschbarkeit des Dollar in Gold beendeten.

Die Goldbestände der Zentralbanken wuchsen im April und Mai um zusammengenommen 92,9 t an Goldbarren. (World Gold Council, „2019 Central Bank Gold Reserve Survey“, 18. Juli 209) Anfang Juli gab die polnische Nationalbank bekannt, dass sie 2019 im ersten Halbjahr 100 t Gold gekauft habe. Diese Käufe waren in den vorherigen WGC-Daten noch nicht abgebildet. Auch ohne die Daten für den gesamten Juni übersteigen die Goldkäufe im ersten Halbjahr 2019 die sehr hohen Niveaus von 2018. Auch die künftige Nachfrage dürfte robustes Potenzial besitzen. Laut einer WGC-Erhebung von Mitte Juli erwarten die meisten Zentralbanken der Welt für das kommende Jahr einen weiteren Aufbau der weltweiten Goldreserven. (World Gold Council, „2019 Central Bank Gold Reserve Survey“, 18. Juli 2019)

Folgen für Anleger

Betrachtet man die Nachfragequellen, wird Gold nach wie vor hauptsächlich als Schmuck, als Komponente in Spitzenelektronik, als sicherer Anlagewert oder zur Portfoliodiversifizierung gekauft. Vor dem jüngsten Ausschlag bewegte sich der Goldpreis fünf Jahre lang in einer Spanne zwischen USD 1.050 und USD 1.370 je Unze (oz) und im Durchschnitt bei USD 1.250/oz. In diesem Umfeld hatten viele Goldminenbetreiber Mühe, genug Liquidität für die Aufrechterhaltung ihres Geschäfts zu erwirtschaften.

Aus unserer Sicht bietet die aktuelle Gold-Rally den Goldminenbetreibern die Gelegenheit zu zeigen, wie viel Liquidität sie unter leicht besseren Bedingungen an den Goldmärkten erwirtschaften können. Die Betriebskosten im Bergbau sind in der Regel ziemlich fest, insbesondere in einem Umfeld mit niedriger Inflation, wie wir es derzeit vorfinden. Falls die Goldpreise also für den Rest des dritten Quartals über USD 1.400/oz bleiben, dürften die Ergebnismeldungen der Goldminenbetreiber im September und Oktober einen robusten freien Cashflow ausweisen.

Falls der Goldpreis schwächelt, sollten die meisten Goldminenbetreiber ihr Augenmerk allerdings weiterhin auf eine verbesserte Kostenstruktur ihres Betriebs, auf Schuldentilgung und eine Rationalisierung der Unternehmensteile legen. Diese Rationalisierungsbemühungen dürften unserer Einschätzung nach zu einem höheren künftigen Leistungspotenzial führen. Unserer Analyse zufolge konzentrieren sich die Unternehmensleitungen zunehmend darauf, die Gewinnspanne aus den höheren Goldpreisen in freien Cashflow umzuwandeln und diesen in potenziell höherrentierlichen Projekten wiederanzulegen oder über Dividenden an die Aktionäre zurückzugeben.

Steve Land , Portfoliomanager, Franklin Templeton

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