Im Anschluss an einen weiteren Ausverkauf hat der US-amerikanische Hochzinsanleihenmarkt kürzlich erneut die psychologisch wichtige Renditemarke von 8% erreicht. Dies ist ein wichtiges Bewertungssignal, das ihren Teil dazu beigetragen hat, die Investoren wieder zurück an die Märkte zu locken. Der letzte Renditeanstieg wurde allerdings teilweise vom Sinkflug der Rohstoffpreise gefördert, nicht zuletzt dank eines niedrigen WTI-Preises (knapp über 40 USD). Energieemittenten machen bis zu 12,7% des US-Marktes für Hochzinsanleihen aus und sind deshalb nicht gerade unbedeutend. Diese Renditebewegungen können denn auch nicht unterschätzt werden. Was der These von „billigen“ US-Hochzinsanleihen auf diesem Niveau meist entgegen gehalten wird, ist, dass sie „aus einem bestimmten Grund“ billig sind.
Gibt es einen Ausweg aus dieser Situation? Können Investoren von hohen einstelligen Gesamtrenditen profitieren, ohne ein erhöhtes Rohstoffrisiko einzugehen, das mit dem Kauf der Anleihen von verschuldeten Öl- und Gasproduzenten Hand in Hand geht?
Die kurze Antwort lautet „in gewisser Weise“. Sie können von hohen einstelligen Renditen profitieren, nicht jedoch ohne Kompromisse. Hier sind 4 potenzielle Wege, genau dies zu tun:
- „Commodity Free“ – Dies wäre ein Portfolio, das Energie und Stahl sowie den Metall- und Bergbausektor (gemäß der Definition von BofA Merrill Lynch) ausschließt. Sie machen17,5% des Gesamtmarktes aus. Das Portfolio kann allerdings ein anteilsmäßig gleich gewichtetes Volumen an den restlichen Rohstoffe halten. Die Gesamtrendite eines solchen Portfolios würde ungefähr bei 6,8% liegen und führt als größte Sektoren Banken und Telekommunikation.
- „Commodity Lite“ – Wie wäre es mit einem Portfolio, das Ihnen eine Gewichtung von 50% in den Sektoren Energie, Stahl, Metall- und Bergbau gibt (d.h. eine mehr handhabbare kombinierte Gewichtung von 8,7%)? Gegenwärtig würde dieses Szenario eine Rendite von 7,5% produzieren, vergleichsweise also nur wenig niedriger als die 8,0% Gesamtrendite am Markt. Diese Szenario eignet sich vermutlich für Investoren, in deren Meinung bereits eine Menge in den Credit Spreads der mit Rohstoffen in Zusammenhang stehenden Sektoren eingepreist ist.
- Hebel – Ist die 8% Rendite in Stein gemeißelt, dann kann sie bei einem „Commodity Free“ US-HY-Portfolio durch eine moderate Verschuldung erreicht werden. Es wäre ein Engagement von brutto 116% notwendig, um den Renditeausfall wettzumachen, d.h. ohne die Finanzierungskosten zu berücksichtigen. Ein „Commodity Lite“ Portfolio würde ein Engagement von brutto 106% bedürfen, was leichter zu bewältigen ist. Viele Investoren sind aber aus gutem Grund entweder nicht in der Lage oder nicht bereit, so wie wir, in ihren Portfolios Hebeleffekte einzusetzen.
- Langläufer – Ist die Priorität, das potenzielle Gewinnpotenzial durch engere Spreads (und die assoziierten Kapitalgewinne) mitzunehmen, so kann dies u.a. über den Kauf von länger laufenden Anleihen von außerhalb des Rohstoffsektors geschehen. Auf diese Weise wird mit der Marktrally Schritt gehalten ohne sich bei Rohstoffen zu engagieren. Der US-amerikanische Markt für Hochzinsanleihen hat eine Credit-Spread-Duration von 4,1 Jahren (d.h. für jede Spread-Bewegung von 100 Bp kommt es zu einem Kapitaleffekt von ca. 4,1%. Bei einer Adjustierung der Spread-Differenzen zwischen Sektoren – eine proportionale Bewegung der Credit Spreads am Markt insgesamt vorausgesetzt – hat ein „Commodity Free“ Portfolio mit 4,9 Jahren Credit-Spread-Duration in unseren Augen dasselbe Gewinnpotenzial. Dieselbe Zahl für ein „Commodity Lite“ Portfolio wäre 4,4 Jahre. Die Kehrseite ist, dass sich die Spread-Duration nur schwer von der Zinsduration trennen lässt und deshalb diese Strategie auch mehr den Bewegungen der Renditenstrukturkurve der US-Schatzpapiere ausgesetzt ist.
Man bekommt im Leben jedoch nichts geschenkt. Wer 8% Rendite will, der muss mit dem Engagement in volatileren Sektoren leben und die damit einhergehenden Ausfallrisiken akzeptieren. Wie wir allerdings ebenfalls hier illustriert haben, lassen sich auch bei einer Reduzierung der Rohstoffrisiken auf ein Minimum gleichzeitig noch relativ attraktive Renditen verzeichnen.
James Tomlins, M&G Investments