Morgen wird Mario Draghi die anhaltenden Spekulationen beenden und den weiteren Quantitative-Easing-Kurs der EZB verkünden. Dabei werde die EZB wohl auch ihre Wachstumsvorhersage für 2016 und 2017 absenken, meint Leaviss: „Wenn man sich das bisherige Ausmaß der Quantitative-Easing-Maßnahmen und die zu erwartende weitere Ausweitung der Anleihekäufe vor Augen hält, dann wird klar, dass die Wirtschaft in der Eurozone in keiner guten Verfassung ist – auch wenn es Anzeichen gibt, dass das Konsumklima sich wieder verbessert.“
Leaviss zieht die folgenden Schlussfolgerungen für Bondinvestoren:
- Weiterer Druck auf den Euro – Parität zum Dollar ist nicht mehr ausgeschlossen
- Die Aktivität der EZB dürfte die Rendite bei langen Laufzeiten stärken, aber für europäische Staatsanleihen bleibt es trotzdem bei niedrigen Renditen.
- Hochwertige europäische Unternehmensanleihen könnten am stärksten von den aktuellen Maßnahmen profitieren, falls sie in das Ankaufprogramm aufgenommen werden.
- Ein weiteres Absenken des EZB-Einlagensatzes würde die Profitabilität der Banken schmälern. Auch Lebensversicherungen werden es weiter schwer haben, mit risikofreien Anlagen positive Renditen zu erzielen.
Die Notenbank der weltweit größten Volkswirtschaft könnte die Zinsen im Dezember anheben, und ein solcher Schritt hätte Auswirkungen auf alle Assetklassen. Leaviss sieht denn auch in erster Linie drei Variablen, welche die Entwicklung 2016 nachhaltig beeinflussen werden: Gehaltszuwächse vor dem Hintergrund volkswirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, die Auswirkungen des Ölpreises und schließlich die Rücknahme des Quantitative Easing, also „Quantitative Tightening“.
In diesem Rahmen rät Leaviss Anleiheinvestoren, im kommenden Jahr eine Reihe von Faktoren im Blick zu behalten:
- Das Auseinanderdriften der geldpolitischen Maßnahmen in Europa und in den USA, sowie die Auswirkungen auf den Dollar
- Die Gehaltssteigerungen in den USA und in Großbritannien, samt Konsequenzen für die jeweiligen Notenbanken
- Die schwache Verfassung der Wirtschaft in der Eurozone und mögliche Reaktionen auf Investorenseite
- Die Inflation und den Flirt der entwickelten Volkswirtschaften mit der Deflation
- Quantitative Tightening und die Auswirkungen auf die Renditen von US-Staatsanleihen
- Bessere Bewertungen von Unternehmensanleihen (gestützt durch die Spreads in Investment-Grade- und High-Yield-Anleihen) und niedrige bis negative Renditen bei Staatsanleihen
- Schließlich: Angst und Schrecken bei Schwellenländer-Anleihen