Das neue Jahr beginnt mit einem Rekordtief: Der Ölpreis ist aktuell so niedrig wie seit fast zwölf Jahren nicht mehr. Doch während sich Verbraucher und Unternehmen über günstige Energie- und Spritpreise freuen, sorgen sich viele Ökonomen um eine drohende Deflation. „Richtig ist, dass die Inflationsrate trotz des jüngsten Konjunkturwachstums in den Industrieländern vor allem wegen des Ölpreisverfalls sehr niedrig geblieben ist“, sagt auch Richard Woolnough, Fondsmanager des M&G Optimal Income Fund.
Er erkennt darin allerdings keine Entwicklung zu einer Preis-Abwärtsspirale, die die Wirtschaft in eine gefährliche Schieflange bringen kann. „Vielmehr lässt der Einfluss des Ölpreises auf die Inflation mit der Zeit immer mehr nach“, so Woolnough. Denn der sinkende Preis macht einen immer kleineren Anteil des Benzinpreises aus, während die Energiesteuer konstant bleibt – in Deutschland liegt sie seit Jahren bei 65,45 Cent pro Liter für Benzin und bei 47,04 Cent je Liter für Diesel. Derselbe Effekt tritt bei der Berechnung des Inflationspreises selbst auf, denn mit einem weiter sinkenden Ölpreis geht auch sein Anteil am entsprechenden Warenkorb zurück.
Der Fondsmanager erwartet daher 2016 eine Trendumkehr: „Da in anderen Bereichen, etwa dem Arbeitsmarkt, die Preise eher steigen, wären wir überrascht, wenn die Inflation 2016 weiterhin so niedrig bliebe.“
Weitere Informationen erhalten Sie im unten dargestellten Originalkommentar von Richard Woolnough oder auch direkt im M&G Bond Vigilantes Blog: Sinkende Ölpreise sind keine Deflationstreiber
Originalkommentar von Richard Woolnough: "Der Ölpreisrückgang gehört zu den Hauptgründen dafür, dass die Inflation trotz der positiven Konjunkturentwicklung in führenden westlichen Volkswirtschaften niedrig geblieben ist. Angesichts der starken Preisvolatilität in den letzten 18 Monaten ist es interessant, einmal darzulegen, wie der Einfluss des Ölpreises auf die tatsächliche Inflation mit der Zeit immer mehr nachlässt.
In Großbritannien wirkt sich der Ölpreis am direktesten über die Kraftstoffpreise auf die Inflation aus. Sinkende Inputkosten führen zu niedrigeren Preisen an der Zapfsäule. Der Abgabepreis hängt jedoch nicht nur vom Ölpreis ab, sondern umfasst auch Transportkosten, die Handelsmarge und vor allem Steuern und Abgaben. Auf der Website petrolprices.com werden die Kosten für einen Liter Benzin wie folgt aufgeschlüsselt:
Abgaben: 57,95 Pence
Produkt: variabel
Wiederverkäufer/Lieferung: 5 Pence
MwSt.: 20%
Anhand dieser Aufschlüsselung kann man untersuchen, welche Auswirkungen die Preisentwicklung bei Öl (dem „Produkt“) auf die gesamtwirtschaftliche Inflation haben können. Die folgende Grafik zeigt, wie sich Ölpreisänderungen auf den Kraftstoff-Abgabepreis auswirken.
Schwache Ölpreise haben zudem einen Nebeneffekt: Mit immer weiter sinkendem Ölpreis geht deren prozentualer Anteil am Warenkorb, der zur Inflationsentwicklung herangezogen wird, zurück. Somit machen sich Energiepreisrückgänge immer weniger stark bei der gesamtwirtschaftlichen Inflation bemerkbar.
Die Abwärtsentwicklung des Ölpreises nähert sich zunehmend der Talsohle, wobei die Auswirkungen auf die Inflation immer schwächer werden, je weiter der Ölpreis sinkt. Da in anderen Bereichen wie z. B. dem Arbeitsmarkt eine Angebotsknappheit vorherrscht, wären wir überrascht, wenn die Inflation 2016 weiterhin so niedrig bleibt. Die Wirkung der Abwärtsdynamik sinkender Ölpreise auf die Inflation wird immer weiter nachlassen, je weiter die Öl-Baisse fortschreitet."