Schon seit Herbst 2014 beschäftigt der tiefe Fall des Ölpreises Wirtschaft und Verbraucher. Die anfängliche Hoffnung, dass niedrige Benzinpreise wie eine Gehaltserhöhung wirken und damit die Konjunktur anschieben würden, hat sich bisher allerdings kaum erfüllt. Stattdessen haben die US-Bürger sogar deutlich mehr Geld auf die hohe Kante gelegt als sie an der Tankstelle sparen. An dieser Zurückhaltung dürften Sorgen um die Weltwirtschaft, das Lohnwachstum und nicht zuletzt die amerikanische Ölschieferindustrie ihren Anteil haben.
Doch diese Sorgen sind womöglich übertrieben, meint David Williams, Fondsmanager Aktien bei M&G: „Die aktuelle Situation erinnert stark an den Ölpreisverfall Ende der 1980er-Jahre, der ebenfalls von einem steigenden Ölangebot ausgelöst wurde.“ Auch damals war die Sparquote zunächst stark gestiegen, wohl weil die Verbraucher der Preissenkung nicht auf Dauer trauten und ein vorübergehendes Phänomen vermuteten. Als der Ölpreis jedoch niedrig blieb, sank die Sparbereitschaft wieder und die Kauflust nahm wieder zu.
Könnte sich dieses Szenario nun wiederholen? „Inzwischen mehren sich die Signale, dass der niedrige Ölpreis mit etwas Verzögerung nun doch den US-Konsum ankurbelt“, sagt David Williams. Für Januar konstatierte der US-Einzelhandelsbericht einen leichten Anstieg der Verbraucherausgaben im Vergleich zum Dezember 2015 – und das trotz der neuen Marktturbulenzen und Unsicherheiten. Am meisten profitieren offenbar Autohändler, die wieder mehr SUVs und andere Benzinschlucker verkaufen. David Williams: „Für eine Volkswirtschaft wie die USA, deren Wirtschaftskraft zu 70 Prozent vom privaten Konsum bestimmt wird, sind das gute Nachrichten. Und auch die Debatte um eine mögliche Rezession dürfte damit allmählich wieder abebben.“