Claudia Calich, Fondsmanagerin des M&G Emerging Markets Bond Fund, konstatiert, dass sich die anfänglichen Bedenken am Markt über Donald Trumps Pläne gegenüber Schwellenländern gelegt haben. Tatsächlich sind die Aussagen der neuen US-Regierung zu wichtigen Handelsabkommen in den letzten Monaten weniger drastisch ausgefallen als zunächst erwartet. Auch der Sieg Emmanuel Macrons in Frankreich hat die Stimmung verbessert und die Risikobereitschaft der Anleger beflügelt: „Inzwischen sind einige der Gefahren, welche die Aussichten für die Schwellenländer belastet hatten, wieder vom Tisch“, sagt Claudia Calich. „Wir gehen davon aus, dass das Interesse an Anleihen aus Schwellenländern weiter anhalten wird, nicht zuletzt durch die inzwischen große Auswahl an Staats- und Unternehmenspapieren.“
Dazu kommt, dass sich die Bonität in diesem Anlagesegment stabilisiert hat und gleichzeitig die Wachstumsprognosen für die meisten Länder angehoben wurden – ein typisches Zeichen für einen breiten Konjunkturaufschwung. „Bei den Unternehmensanleihen ist infolgedessen auch die Ausfallquote gesunken, was dieses Segment besonders attraktiv macht“, stellt Calich fest. „Allerdings unterscheiden sich die Spreads in den einzelnen Ländern stark voneinander, so dass jede Anleihe sehr gezielt analysiert und ausgewählt werden sollte.“
US-Zinsen im Blick behalten
Traditionell koppeln viele Emerging Markets ihre Finanzierung an den US-Dollar und sind daher in besonderem Maße von der Zinsentwicklung in Amerika abhängig. Nach Ansicht von Claudia Calich stellen die derzeit steigenden Zinsen in den USA heute jedoch ein geringeres Problem dar als noch vor einigen Jahren: „Einige Schwellenländer – zum Beispiel Russland und Brasilien sowie Teile Osteuropas – haben ihre Leistungsbilanzen verbessert und auch ihre Verschuldung in US-Dollar verringert, so dass sie auch mit weiteren allmählichen Leitzinsanhebungen in den USA zurechtkommen sollten.“ Bislang hatte die Fed die Zinsen stets weitgehend im Einklang mit den Markterwartungen erhöht, worauf die Märkte für Schwellenländeranleihen nur verhalten reagiert hatten. „Falls die US-Notenbank aber zukünftig raschere Zinserhöhungen für geboten hält, könnte das der Anlageklasse einen Dämpfer versetzen“, warnt Calich. Andere Schwellenmärkte könnten unter steigenden US-Zinsen leiden. Das gelte vor allem für Länder, die auf eine Refinanzierung in US-Dollar angewiesen seien, wie es etwa in der Subsahara-Region meist der Fall sei. Sorgfältig beobachten sollte man auch die Preisschwankungen von Öl und anderen Rohstoffen, die Abschwächung der Konjunktur in China sowie die Auswirkungen des Brexit auf Europa, sagt die Fondsmanagerin.
Lokalwährungen sind attraktiv
Trotz steigender US-Zinsen haben seit Jahresbeginn einige heimische Währungen der Schwellenländer gegenüber dem Dollar aufgewertet, wovon die entsprechenden Lokalwährungstitel profitierten. Das Segment sei generell wieder in der Anlegergunst gestiegen, beobachtet Claudia Calich. Auch sie hat investiert: „Einer unserer Anlageschwerpunkte in den letzten Monaten waren staatliche Anleihen in Lokalwährungen, die nach ihrem Durchhänger im letzten Jahr einen attraktiven Einstieg boten.“ Dafür sprächen neben dem nachgebenden Dollar auch die typischerweise höheren Zinsen an den lokalen Anleihenmärkten. Außerdem dürfte die Inflation in etlichen Ländern ihren Höhepunkt erreicht haben, was die reale Rendite begünstigt. „Vor diesem Hintergrund haben wir unsere zuvor untergewichtete Position in Lokalwährungsanleihen auf ein annähernd neutrales Niveau angehoben. Das stellt ein relativ hohes Engagement dar und spiegelt unsere starke Überzeugung dieses Segments, vor allem in Ländern wie Indien, Indonesien, Uruguay oder Russland, wider“, betont Calich.
In ihrem Fonds kombiniert die Emerging Markets-Expertin staatliche Anleihen auf Lokal- und Hartwährungen – hauptsächlich US-Dollar – mit Unternehmenspapieren aus Schwellenländern, die zumeist auf Hartwährungen lauten. Ziel ist ein global diversifiziertes Portfolio: „Auch wenn wir unser Engagement in staatlichen Lokalwährungsanleihen in letzter Zeit ausgebaut haben, überwiegt weiterhin der Anteil der Hartwährungspapiere. Aus regionaler Perspektive bevorzugen wir zurzeit Lateinamerika, während wir Anleihen aus Asien untergewichten.“