„Sollte die Situation zwischen den USA und China nach Prinzip: „Wie Du mir, so ich Dir“ eskalieren, wäre dies das denkbar risikoreichste Szenario und würde zu einem ausgewachsenen Handelskrieg führen.
Wenn der amerikanische Präsident auf den Handel aber jene Strategie anwendet, die er in seinem Buch „Trump, die Kunst des Erfolges“ (1987) beschreibt, dann werden wir wahrscheinlich eine Verhandlungslösung sehen. Denn keine Seite will ihr Gesicht verlieren. Letztlich geht es hier nicht darum, Zölle zu erheben, sondern die Hebelwirkung in den Verhandlungen zu erhöhen.
Bisher hat China bei den Zöllen recht zurückhaltend reagiert und vor allem auf landwirtschaftliche Güter gesetzt. Allerdings stünden dem Land weitere Maßnahmen zur Verfügung, die es im Falle einer Eskalation nutzen könnte. Denn obwohl die Handelsbilanz der USA mit China negativ ist, d.h. die Amerikaner mehr importieren, als sie exportieren, würde ein Handelskrieg US-Unternehmen eher schädigen als unterstützen. Negativ wäre eine Zuspitzung für die amerikanische Flugzeug- oder Autoindustrie, die Landwirtschaft, Halbleiter- und Chemikalienhersteller. Die Stahl- und Aluminiumindustrie sowie Produzenten von Telekommunikationsgeräten, Möbeln und Textilien würden jedoch profitieren.
Im Moment sind die vorgeschlagenen Maßnahmen sehr zielgerichtet. Sollten sich Zölle und Barrieren allerdings auf breitere Produktkategorien ausweiten, könnte es am Ende zu einer Verlangsamung der globalen Handelsaktivitäten mit negativen Auswirkungen auf das weltweite Wirtschaftswachstum kommen. Weil China ein wichtiger Player in der globalen Lieferkette ist, würden sich Zölle über ausschließlich in China produzierte Waren hinaus auswirken und so die Preise für Verbraucher weltweit erhöhen.
Auf die Aktienmärkte würde sich ein möglicher Handelskrieg allerdings recht unterschiedlich auswirken, abhängig von Regionen, Sektoren und Themen. Zu den Verlierern dürften Unternehmen in zyklischen Sektoren wie Bergbau, Energie und Industrie sowie Technologie (Halbleiter, Hightech) gehören. Treffen würde eine Eskalation auch Länder, die für den Handel offen sind, etwa asiatische Hersteller (insbesondere solche, die Komponenten nach China liefern, um Produkte herzustellen, die dann in die USA exportiert werden) und deutsche Exporteure (Autos). Unternehmen, die einen großen Teil ihres Umsatzes im Ausland erzielen, würden besonders stark leiden. In einem solchen Marktumfeld ist es wichtiger denn je, selektiv und aktiv zu sein.“
Ritu Vohora, Investment Director, M&G Investments