„Die historischen Korrelationen könnten bald überholt sein“, sagt Nevado. „Bislang boten Staatsanleihen der etablierten Märkte einen gewissen Schutz, wenn die Aktienmärkte schwächelten. Zukünftig werden Anleger aber tiefer graben müssen, um ihre Portfolios gegen weitere Zinssteigerungen abzusichern.“
Nach der langen Niedrigzinsphase überrascht es den Fondsmanager nicht, dass Veränderungen des Marktumfeldes zu beträchtlicher Volatilität führen und die Korrelationsmuster verzerren. „In den letzten Monaten entwickelten sich sowohl US-Aktien als auch US-Anleihen schwächer. Zudem ging zum ersten Mal seit 20 Jahren ein nennenswerter Anstieg des Volatilitätsindex VIX mit rückläufigen Kursen von US-Staatsanleihen einher – das heißt, dass im ersten Quartal 2018 US-Staatsanleihen nicht mehr den Schutz boten, an den sich viele Anleger gewöhnt haben“, erläutert Nevado.
Hinzu kommt, dass das Auseinanderdriften der weltweiten Zinsdynamik bedeutende Auswirkungen für Investoren hat, die ausländische Anlagen halten. So könnten europäische Anleger angesichts der höheren US-Zinssätze der Versuchung erliegen, lieber US-Staatsanleihen zu halten als „sichere“ heimische Anlagen, deren Renditen aber negativ sind. „Doch geschenkt bekommen die Anleger an den Märkten nie etwas“, warnt Nevado.
Auf den aktuellen Niveaus gleichen die Kosten für die Absicherung von Währungsrisiken etwaige Renditedifferenzen weitgehend aus. In der zurückliegenden langen ähnlicher geldpolitischer Strategien in den Industrieländern blieben auch die Wechselkurse der Hauptwährungen verhältnismäßig stabil. Mit einer divergierenden Zinspolitik dürfte sich dies jedoch ändern, glaubt Nevado: „Sollte die Politik in den großen Volkswirtschaften weiter auseinanderdriften, müssen die Anleger unter Umständen sehr schnell auf stärkere Wechselkursbewegungen reagieren.“
Einen Blick wert: Bankaktien aus Europa
Juan Nevado plädiert deshalb dafür, Diversifikation nicht nur zwischen den Anlageklassen, sondern auch innerhalb der Aktien- beziehungsweise Anleihesegmente zu erzielen. Beispiel Banken: „Bankaktien aus ausgewählten Industrieländern können sowohl auf der Kredit- als auch auf der Einlagenseite von steigenden Zinssätzen profitieren, während andere Bereiche des Aktienmarktes unter Druck geraten“, sagt der Fondsmanager. In Europa sind Banken nach wie vor attraktiv bewertet – ein Vermächtnis der Krise in der Eurozone. Sie haben zudem noch beträchtlichen Spielraum, um ähnliche Eigenschaften wie ihre US-Pendants an den Tag zu legen, falls die Geldpolitik in Europa jener in den USA folgen sollte, findet Nevado: „Mario Draghi hat zwar bekräftigt, dass die Zinsen im Euroraum frühestens Mitte 2019 steigen werden. Seine Aussagen sollte man dennoch nicht uneingeschränkt für bare Münze nehmen – hat die EZB doch schon mehrfach gezeigt, dass sie bereit ist, ihren Kurs zu ändern, wenn sie dies für notwendig hält.“
Ob die US-Zinssätze indes die erwartete Entwicklung nehmen oder wann andere Industrieländer bei der wirtschaftlichen Erholung mit den USA gleichziehen werden, lässt sich nach Überzeugung Nevados unmöglich voraussagen. Wichtiger ist die Entwicklung der relativen Bewertungen, wenn die Anlegerstimmung hinsichtlich der Zinserwartungen umschlägt: „Eine neue Zeit der Zinsdivergenz eröffnet neue Möglichkeiten. Anleger sollten bei der Suche nach höheren Renditen aber weiterhin vorsichtig vorgehen und zugleich Anlagen meiden, die Gewinner des Niedrigzinsumfelds gewesen sind.“
Juan Nevado, Fondsmanager, M&G (Lux) Dynamic Allocation Fund