"Aber es kommen allmählich Sorgen auf: Die Finanzierungskosten steigen, die Inflation zieht an, und die Gefahr eines globalen Handelskrieges ist immer noch nicht vom Tisch.“ Alarmierend sei zudem, dass mit Netflix, Twitter und Facebook gleich drei große US-Tech-Namen ihre Gewinnziele verfehlt haben. Der massive Kurssturz der Facebook-Aktie Ende Juli löste eine Massenflucht der Anleger aus dem Tech-Sektor aus. „Das hat wieder einmal gezeigt, wie riskant es ist, nur auf einige wenige große Markennamen zu setzen“, so der Fondsmanager.
Dabei haben Facebook, Amazon, Apple, Microsoft und Google lange den US-Aktienmarkt dominiert. Zusammen liegt ihr Börsenwert bei 4,1 Billionen US-Dollar – weit mehr als die untere Hälfte der S&P 500-Unternehmen insgesamt aufbringt. Die US-Aktiengewinne dieses Jahres gehen fast ausschließlich auf die Rallye dieser fünf Titel zurück, deren Risiko und Liquidität somit stark konzentriert sind. „Aber seit dem Facebook-Sturz ist die Sorge wieder da, dass wir eine Wiederholung des dot.com-Desasters aus den Neunzigern erleben könnten. Die Sichtweise der Anleger hat sich rasant gedreht“, sagt Daniel White.
Das beflügelt Value-Investoren. Denn interessant sei, sagt White, dass die Facebook-Aktien nicht aufgrund eines Datenschutzskandals abgestoßen wurden, sondern wegen der schlechten Aussichten für Wachstum, Nutzerzahlen und Gewinnmargen: „Hohe Wachstumsraten lassen sich nicht unendlich fortschreiben, und hohe Bewertungen machen Unternehmen verwundbar.“ Aufgrund der Schwäche der US-Technologieaktien lagen Value-Titel in den letzten Wochen an der Börse klar vorn. Dieser Wechsel zu Substanzwerten könnte anhalten. Denn die Bewertungen von Wachstumstiteln sind in den USA zurzeit extrem hoch – der Abstand zu Value-Aktien war seit 2006 nicht mehr so groß. Auch die wieder anziehende Geldpolitik mit auslaufenden Quantitative-Easing-Programmen und steigenden Zinsen ist gut für solide Unternehmen, solange die Konjunktur läuft.
Die Angst vor einer neuen dot.com-Blase dürfte jedoch übertrieben sein, glaubt White. „Der aktuelle Technologie-Boom ist anders als vor zwanzig Jahren. Wir sehen heute große Unternehmen mit stabilen Erträgen und überwiegend soliden Geschäftsmodellen.“ Allmählich trenne sich aber die Spreu vom Weizen – Microsoft habe zum Beispiel weiter sehr gute Ergebnisse gemeldet. „Anleger sollten nicht blind dem Momentum und der Masse folgen – am Ende sind Fundamentaldaten für die Aktie eben doch wichtiger als die neuesten Schlagzeilen.“