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M&G-Fondsmanagerin über ESG in Zeiten von Corona: Fünf UN-Nachhaltigkeitsziele im Fokus

Sollten wir aktuell eigentlich über ESG sprechen? – Unbedingt, sagt Maria Municchi, Fondsmanagerin des M&G (Lux) Sustainable Allocation Fund bei M&G Investments: M&G Investments | 07.04.2020 10:10 Uhr
Maria Municchi, Fondsmanagerin des M&G (Lux) Sustainable Allocation Fund / © M&G Investments
Maria Municchi, Fondsmanagerin des M&G (Lux) Sustainable Allocation Fund / © M&G Investments
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„In den letzten Wochen haben die Finanzmärkte auf ganzer Breite mit hoher Volatilität auf die Pandemie reagiert – das traf sowohl Unternehmen mit ESG-Ausrichtung als auch andere: Der MSCI World ESG Leaders Index und der MSCI World Index entwickeln sich ähnlich.

Doch ESG-Ziele sind langfristig definiert, und auf lange Sicht dürfte die aktuelle Krise vielen ESG-Themen Anschub geben. Es könnte eine nachhaltige Verschiebung in der Bandbreite der politischen Maßnahmen, die den Regierungen zur Verfügung stehen, bedeuten. Diesen Entwicklungen Aufmerksamkeit zu schenken, dürfte weitaus wichtiger sein als sich auf kurzfristige Makrodaten zu konzentrieren.

Die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung

ESG-Investitionen werden häufig von dem Wunsch getrieben, über die kurzfristigen Ereignisse, die die Märkte dominieren, hinauszublicken. Vielleicht wird diese aktuelle Phase, in der kurzfristige Daten noch weniger Einblick in den wirklichen Stand der Weltwirtschaft geben, dazu dienen, die Zeithorizonte neu auszurichten. Hier bieten die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung einen guten Rahmen, was auf der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Langzeitagenda an erster Stelle stehen sollte. Auch der Umgang mit dem Coronavirus kann die Bemühungen zur Bewältigung einiger dieser langfristigen Probleme beschleunigen. Dieser Druck, dem Gesellschaft und Regierungen derzeit ausgesetzt sind, könnte sich insbesondere auf fünf UN-Ziele besonders auswirken. 

UN-Nachhaltigkeitsziel Nr. 3: Gesundheit und Wohlbefinden

Bevor die Pandemiekrise kam, war das Gesundheitssystem in vielen Ländern bereits nahezu voll ausgelastet, sowohl in Bezug auf die Infrastruktur als auch auf das Personal. Ein breiter Zugang zur Gesundheitsversorgung war jedoch noch nie so wichtig wie heute. Öffentliche und private Ausgaben müssen dazu beitragen, die Kapazitäten wieder aufzubauen und sie den aktuellen demographischen Gegebenheiten anzupassen. Dies könnte Unternehmen unterstützen, die im Gesundheitssektor tätig sind, wie Hersteller von medizinischer Ausrüstung, Diagnostika, Krankenversicherungen und andere.

UN-Nachhaltigkeitsziel Nr. 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

Heute ist uns mehr denn je bewusst, wie wichtig soziale Sicherheitsnetze und Notfall-Liquiditätsmaßnahmen für Unternehmen sind. Indem wir sie unterstützen, schützen wir das künftige Wirtschaftswachstum.

UN-Nachhaltigkeitsziel Nr. 9: Innovation und Infrastruktur der Industrie

Die letzten Wochen haben die Art und Weise verändert, wie viele von uns arbeiten, einkaufen und kommunizieren. Die Rolle von Technologie und Infrastruktur war entscheidend dafür, wie wir mit dem Virus umgegangen sind. Die Fähigkeit zur Kommunikation und zur Koordinierung von Maßnahmen, die Fähigkeit, von zu Hause aus zu arbeiten und lebenswichtige Güter und Dienstleistungen zu liefern, und die Fähigkeit, wirtschaftliche Aktivitäten aus stillgelegten Gebieten auf diejenigen zu verlagern, die zusätzliche Ressourcen benötigen - all das sind Bereiche, die wir vor zehn Jahren wahrscheinlich noch nicht auf dieselbe Weise hätten bewältigen können.

Diese Entwicklungen sind ein Zeichen für einen sehr schnellen Wandel. Er wird die Internetnutzung und den Bedarf an schnellen und effizienten Netzwerken (wie 5G) ankurbeln. Innovative Unternehmen der Telekommunikationsbranche und IT-Spezialisten werden von diesem Trend profitieren.

UN-Nachhaltigkeitsziel Nr. 15: Leben auf dem Land

Derzeit gibt es noch keine Gewissheit darüber, wie genau das Coronavirus von Tieren auf den Menschen übertragen wird. Die Zerstörung natürlicher Ökosysteme und die damit verbundenen Herausforderungen für die biologische Vielfalt dürften jedoch eine wichtige Rolle gespielt haben. Die Aufrechterhaltung des empfindlichen Gleichgewichts zwischen Mensch und Natur wird auch in den kommenden Jahren eine Schlüsselrolle beim Schutz der Gesellschaft vor weiteren Pandemien spielen. Ich erwarte, dass öffentliche und private Einrichtungen die Anstrengungen in diesem Bereich verstärken werden.

UN-Ziel Nr. 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen

Die aktuelle Situation erinnert uns auch an die wichtige Rolle der Institutionen in unserer Gesellschaft. Von der Sorge um unsere Gesundheit bis zur Ermöglichung des wirtschaftlichen Aufschwungs. Während der jüngste Anstieg des Populismus die Rolle unserer Institutionen in Frage gestellt hat, erinnern uns die heute erforderlichen Interventions-, Koordinations- und Kooperationsebenen an ihre Bedeutung. Es wird auch interessant sein zu sehen, welche Auswirkungen dieser historische Moment auf die Europäische Union haben wird. Wird Europa angesichts einer so großen Prüfung noch mehr zusammenwachsen oder wird das Coronavirus das Ende der Union markieren?

Eine erhöhte Volatilität verleitet natürlich dazu, kurzfristig zu denken. Und doch gibt es Spielraum für die Annahme, dass einige der Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, durchaus eine Neuausrichtung auf die längerfristigen Ziele auslösen könnten. Aus ESG-Perspektive bietet die aktuelle Entwicklung einen Rahmen, um zukünftige Anlagemöglichkeiten zu identifizieren und gleichzeitig unsere Gesellschaft und Wirtschaft widerstandsfähiger zu machen.“

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