„Seit Anfang 2022 haben alle Anlageklassen eine deutliche Neubewertung erfahren. Der ursprüngliche Auslöser war die steigende Inflation, aber in letzter Zeit hat sich die Sorge um das globale Wirtschaftswachstum in den Vordergrund geschoben. Unserer Meinung nach hat der Ausverkauf Einstiegsgelegenheiten zu äußerst attraktiven Preisen geschaffen, auch wenn es auf kurze Sicht noch weiter recht volatil zugehen kann. Die größeren Credit Spreads stellen dabei einen Puffer gegen einen weiteren Zinsanstieg dar.
Wie jede Anlagestrategie haben auch Anleihen ihre Stärken und Schwächen. Zwei Pluspunkte: Trotz hoher Inflation und steigender Zinsen können verschiedene Bereiche des Bondmarktes genutzt werden, um für regelmäßige Erträge im Portfolio zu sorgen. Zudem sind Anleihen zur Diversifizierung eines Portfolios sinnvoll, insbesondere in diesen unsicheren Zeiten. Allerdings können sie bei steigenden Inflationsraten und einem strafferen geldpolitischen Umfeld auch sehr anfällig sein, wie das erste Halbjahr 2022 gezeigt hat.
Wie sollten Anleger vorgehen? Wir halten nichts von Versuchen, den Markt zu timen, und wir können nicht die Zukunft vorhersagen. Wer langfristig investieren will, sollte Anleihen jedoch nicht unberücksichtigt lassen – zumal einige Marktbereiche bereits einen guten Ausgleich gegen das Rezessionsrisiko bieten.
Unserer Einschätzung nach sind aktuell zwei Typen festverzinslicher Instrumente am attraktivsten: Kurzläufer und Floating Rate Notes (FRN).
Kurze Laufzeiten sind interessant für Anleger, die weiter steigende Renditen erwarten und glauben, dass die Unternehmen in guter Verfassung sind. Hier könnte eine aktiv verwaltete Short-Duration-Credit-Strategie sinnvoll sein. Solche Fonds verfügen oft über die Flexibilität, in eine Vielzahl komplexerer Vermögenswerte zu investieren. Dazu zählen beispielsweise forderungsbesicherte Wertpapiere (ABS), die eine attraktive Risikoprämie bieten können, die weit über der von normalen Unternehmensanleihen liegt.
Manche Fonds können sich auch in FRN, also variabel verzinsten Anleihen, engagieren. Hochverzinsliche FRN haben außerdem eine Duration, die nahe bei Null liegt. Vor allem während der letzten Ausverkaufswelle an den Staatsanleihemärkten erwies sich dies als günstig. Gegenüber herkömmlichen Hochzinsanleihen konnten sich FRNs zuletzt sogar besser entwickeln. Hauptgrund dafür ist die fehlende Duration, da die Anleger ihre Portfolios gegen erwartete künftige Zinserhöhungen schützen wollen. Zudem werden Investoren bei den aktuellen Spreads deutlich für das Ausfallrisiko kompensiert.“
Jim Leaviss, CIO Public Fixed Income Team bei M&G Investments