Wie erwartet, hat die EZB die Zinsen um weitere 50 Basispunkte erhöht und blieb bei ihrer Formulierung, die Zinssätze deutlich und in gleichmäßigem Tempo anzuheben sowie die Zinssätze auf einem restriktiven Niveau zu halten. „Die Märkte aber reagierten so, als hätte die EZB gerade Zinssenkungen angekündigt“, sagt Gareth Jandrell, Fondsmanager im Anleiheteam von M&G:
„Offensichtlich wartet der Markt verzweifelt auf ein Zeichen, dass die EZB bald damit beginnen wird, das Tempo der Straffung zu verlangsamen. Anleihen des Euroraums stiegen daraufhin stark, während der Euro schwächer wurde. Die Aussage von Christine Lagarde, dass sich die Inflations- und Wachstumsrisiken immer mehr die Waage halten, wird den Anleiheinvestoren ebenfalls Zuversicht gegeben haben.
Diese Erholung erscheint dennoch verfrüht: Die Gesamtinflation ist noch weit von ihrem Ziel entfernt, und die Kerninflation muss noch deutlich gesenkt werden. In Spanien war kürzlich zu beobachten, dass letztere immer noch nach oben überraschen kann.
Zum Prozess der Quantitativen Straffung hieß es, dass die EZB Re-Investitionen aus dem Unternehmensanleihe-Portfolio (CSPP) auf Emittenten mit einer besseren Klimabilanz ausrichten würde. Wie dies genau definiert wird, bleibt allerdings vorerst unklar. Es kommt eine Mischung von Kriterien – von dem absoluten Ausmaß der CO2-Emissionen bis hin zu einer hohen Transparenz der Unternehmensdaten – zum Einsatz. Ich erwarte, dass die Anleger sehr genau darauf achten werden, welche Anleihen die EZB jede Woche kauft und verkauft, um herauszufinden, wer auf der „bösen“ Liste steht.“
Von Gareth Jandrell, Fondsmanager im Anleiheteam von M&G