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M&G Value-Fondsmanager Halle: „Da geht noch mehr“

Value war im letzten Jahr ein Outperformer. Aber da geht noch mehr, ist Richard Halle, Fondsmanager des M&G (Lux) European Strategic Value Fund bei M&G Investments, überzeugt: M&G Investments | 06.02.2023 12:36 Uhr
Richard Halle, Fondsmanager des M&G (Lux) European Strategic Value Fund bei M&G Investments / © e-fundresearch / M&G Investments
Richard Halle, Fondsmanager des M&G (Lux) European Strategic Value Fund bei M&G Investments / © e-fundresearch / M&G Investments
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„2022 war ein schwieriges Jahr für europäische Anleger, da viele Vermögenswerte erheblich an Wert verloren. Für Value-Investoren, die sich auf niedrig bewertete, eher unbeliebte Aktien konzentrieren, lief es jedoch relativ gut. Value schnitt nicht nur besser ab als der breite Markt, sondern hielt dieses Niveau zum ersten Mal seit über zehn Jahren, ohne dann ins Wanken zu geraten. Vielmehr war es dieses Mal die Growth-Rallye, die Mitte des Jahres ins Stocken geriet.

Aufschwung von Value setzt sich 2023 fort

Prognosen sind immer schwierig, aber wir denken, dass die jüngste Erholung der Value-Aktien noch weiter gehen muss und wird. Wir befinden uns in einer volatilen und unsicheren Welt, in der die Bewertungsspannen historisch gesehen sehr groß sind. Dies ist ein gutes Umfeld für Value, auch wenn die Inflation ihren Höhepunkt wohl schon erreicht hat.

Die Herausforderungen bei der Portfoliokonstruktion variieren von Jahr zu Jahr. Angesichts der aktuellen Probleme und Krisen ist es jetzt noch wichtiger als sonst, ein sehr ausgewogenes Portfolio zu haben, was an sich schon eine ziemliche Aufgabe ist. Zum Glück gibt es viele Bereiche, die individuelle Chancen bieten. Die Gründe dafür liegen unter anderem darin, dass die vorherige sehr lange Periode der Outperformance von Wachstumswerten sich noch lange nicht vollständig aufgelöst hat. Value war oder ist im Vergleich eine unbeliebte Anlageklasse. Anlegerinnen und Anleger trennten sich 2022 massiv von europäischen Aktien; das Volumen der Abflüsse wird auf etwa 100 Mrd. Euro geschätzt. Dies könnte bedeuten, dass viele Investoren Aktien verkauft haben, die sie nicht halten wollten – und dass viele keine Aktien gekauft haben, die sie eigentlich halten sollten.

Der Energiesektor bleibt

Der Energiesektor bleibt trotz der ausgezeichneten Performance im letzten Jahr unsere größte Übergewichtung im Vergleich zum Referenzindex. Wir beobachten, dass die ausgesprochen positive Veränderung der Branchenfundamentaldaten Hand in Hand mit einer enormen Skepsis gegenüber der Branche geht. Der Markt will hier einfach nur an das Worst-Case-Szenario glauben, obwohl es zahlreiche Hinweise auf das Gegenteil gibt. Wir sehen zum Beispiel, dass die OPEC den Ölmarkt so gut unter Kontrolle hat wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Wir sehen auch eine solide Nachfragesteigerung nach Kohlenwasserstoffen. Und wir sehen, dass die Unternehmen mehr Barmittel erwirtschaften und bei ihren Investitionsausgaben zurückhaltender sind als je zuvor.

Ein weiterer Bereich, in dem uns der Gap zwischen Bewertung und Fundamentaldaten begeistert, sind zyklische Konsumgüter. Luxusgüter sind ein wichtiger Sektor in Europa, und die Umsätze dieser Unternehmen haben alle Erwartungen übertroffen. Spannend finden wir die Konsumgütertitel, die in ihren jeweiligen Kategorien sehr stark sind deren KGVs meist nur im einstelligen Bereich liegen, teilweise sogar nur bei 3.

BASF und Siemens sind unterbewertet

2022 nahmen wir auch drei hochwertige, zyklische Industrieunternehmen mit hoher Marktkapitalisierung in den Blick: BASF, Siemens und Saint-Gobain. Wir sorgen uns zwar über die Zukunft der europäischen Chemieindustrie, die nicht nur der hohen Bedeutung der Energiekosten benachteiligt ist. Die Bewertung von BASF ist unverständlicherweise auf das nur noch Siebenfache des Gewinns gesunken. Dabei handelt es sich um das weltweit größte Chemieunternehmen mit Anlagen auf der ganzen Welt. Und angesichts seines "Verbund"-Ansatzes sind wir der Ansicht, dass es sich in einer wesentlich stärkeren Position befindet als viele seiner europäischen Konkurrenten. Ganz zu schweigen von seinen großen Öl- und Gasvorkommen.

Auch Siemens ist ein Konzern von Weltrang in vielen Bereichen, einschließlich der industriellen Automatisierung und Technologie, die in den kommenden Jahren entscheidend sein werden. Bei dem französischen Werkstoffunternehmen Saint-Gobain schließlich hat der Markt bei einer Bewertung mit dem siebenfachen Gewinn nicht nur das Risiko eines Abschwungs im Baugewerbe überbewertet, sondern auch den unglaublichen internen Turnaround des Unternehmens nicht zu schätzen gewusst. Hier werden wichtige Produkte für die Dekarbonisierung des Baugewerbes produziert – eine Branche, deren CO2-Emissionen zu den höchsten der Wirtschaft zählen.

Herausforderungen für europäische Investoren

Der Markt erscheint zwar insgesamt sehr günstig, aber in Europa zu investieren ist dennoch oft eine Herausforderung. Wir sorgen uns zum Beispiel über die nachhaltige und unmittelbare Bedrohung einer Schlüsselindustrie, der Automobilproduktion. Chinesische Anbieter dominieren inzwischen eine Branche, die zuvor von den Europäern beherrscht wurde. Das heißt, dass es strukturell herausgeforderte Unternehmen geben wird, die zu meiden das Geschick der Portfoliomanager erfordern wird.

Wir sind uns zwar bewusst, dass 2023 einiges schief gehen kann. Viele Kennzahlen deuten darauf hin, dass der Markt sich auf eine Menge schlechter Nachrichten eingestellt hat. Aber die Welt ist eben auch voller Überraschungen und es können positive Dinge passieren. In der ersten Januarhälfte haben wir bereits einen drastischen Rückgang der Gaspreise und der Inflationszahlen erlebt. China hat sich wieder umfassend in die Weltwirtschaft integriert und seinen Bausektor massiv gestärkt. Hoffen wir, dass dies alles den Ton für das Jahr angibt – hoffen wir auf ein uninteressantes Jahr 2023.“

Von Richard Halle, Fondsmanager des M&G (Lux) European Strategic Value Fund bei M&G Investments

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