„Finanzielle Ausgrenzung wird häufig als eines der schlimmsten Hindernisse für gesellschaftliche Teilhabe angesehen, von der Frauen weltweit stark betroffen sind. Besonders akut ist das Problem in unterversorgten Gebieten in Schwellen- und Entwicklungsländern, wo der Zugang zu Bank- und Finanzdienstleistungen massiv eingeschränkt sein kann. Ebenso schwierig, aber vielleicht weniger im öffentlichen Bewusstsein verankert, ist das Problem der Kommunikationsbarrieren. Bestimmte Gruppen werden von Telekommunikationsnetzen ausgeschlossen, so dass sie Basis-Transaktionen wie beispielsweise mobile Zahlungen nicht durchführen können. Auch dieses Hindernis betrifft leider unverhältnismäßig viele Frauen. Wichtig zu wissen: Ausgerechnet im Telekommunikationssektor und bei Sendeturm-Betreibern ist der Frauenanteil in den Belegschaften extrem niedrig – auch in Afrika.
Die Telekommunikationsunternehmen spielen eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung von Mobilfunk-, Daten- und Finanzlösungen in unterversorgten Regionen und erreichen so Millionen von Menschen. Vor allem Frauen profitieren von diesen Lösungen, da etwa 60 % von ihnen in Afrika südlich der Sahara finanziell quasi vom System ausgeschlossen und daher auf mobile Zahlungslösungen angewiesen sind, um Transaktionen und Bankgeschäfte zu tätigen. Dies ist besonders wichtig, wenn man bedenkt, dass fast 90 % der Frauen in Afrika südlich der Sahara im informellen, also nicht staatlich erfassten Sektor tätig sind. Afrikanische Telekommunikationsunternehmen und Betreiber von Sendemasten spielen eine Schlüsselrolle bei der Förderung der sozialen Eingliederung von Frauen und unterversorgten Bevölkerungsgruppen in ihren Gemeinden. Deshalb müssen sie sich auch für eine stärkere Frauenförderung in einer Branche einsetzen, die weiterhin von Männern dominiert wird.
Beseitigung von Sicherheitsbarrieren
In Afrika ist der geringe Anteil an Frauen im Telekommunikationssektor auf den ebenso geringen Anteil in den MINT-Studiengängen und den Mangel an weiblichen Führungskräften und Mentoren für Berufseinsteiger und Nachwuchskräfte zurückzuführen. Auch die Sicherheit ist nach wie vor ein großes Hindernis. Neben den Arbeitsrisiken ist die Gefährdung auf dem Weg zu und von der Baustelle und bei der Arbeit in abgelegenen Gebieten ein akutes Problem. Die großen Telekommunikationsunternehmen und Funkturm-Betreiber in Afrika spielen deshalb eine zunehmend aktive Rolle bei einer größeren Geschlechtervielfalt. Dies beschränkt sich nicht nur auf die Vertretung auf Vorstandsebene, sondern auch auf die Belegschaft. So soll in den nächsten Jahren eine starke Pipeline an weiblichen Nachwuchs- und Führungskräften entstehen.
Vorreiter wie Safaricom und Helios Towers
Unternehmen wie Safaricom haben große Fortschritte bei der Förderung der Geschlechtervielfalt gemacht, mit einem Frauenanteil von 35 % oder mehr in Vorstands- und Führungspositionen. Safaricom ist auch eines der wenigen Unternehmen, die ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in der Belegschaft erreicht haben. Dies ist auf die erheblichen Anstrengungen zurückzuführen, die das Unternehmen unternommen hat, um Frauen Zugang zu Bildungsmöglichkeiten zu verschaffen, in Frauen innerhalb der eigenen Lieferkette zu investieren und durch solide Schulungs- und Mentorenprogramme einen starken Talentpool zu schaffen. Während der Vorstand von Helios Towers einen Frauenanteil von insgesamt 40 % angibt, ist er im Management und in der Belegschaft mit 24 % noch relativ niedrig. Aber das Unternehmen hat sich eine deutliche Ausweitung zum Ziel gesetzt. Auch wenn direkte Vergleiche nicht möglich sind, ist es doch ermutigend, dass sich beide Unternehmen dazu verpflichtet haben, ein hohes Maß an Vielfalt zu erreichen oder beizubehalten. Es ist positiv zu sehen, dass sie ihre Rolle bei der Förderung der sozialen Integration innerhalb ihrer Gemeinschaften ernst nehmen und dabei Frauen stärker einbeziehen. Und damit über die Telekommunikation auch deren finanzielle Teilhabe deutlich verbessern.“