Dass dies notwendig ist, zeigt ein diesjähriger Bericht des amerikanischen Verbands der Bauingenieure (ASCE), der dem amerikanischen Infrastruktursektor ein kumuliertes Investment Grade von D+ verleiht. So seien allein rund 60.000 der insgesamt 600.000 Brücken im Land statisch mangelhaft.
Auch die chinesische und australische Regierung haben jüngst ihr Investitionsversprechen in Infrastrukturprojekte erneuert. So scheint es, dass auf der einen Seite viel Geld für Infrastruktur zur Verfügung steht und auf der anderen Seite Notwendigkeit für Investitionen. Dennoch sehen sich Investoren fortwährend vor der Herausforderung, passende Infrastrukturprojekte für ihre Investitionen zu finden.
„Es ist ein Trugschluss, wenn man der Meinung ist, dass nur weil sich viele Investoren für den Infrastruktursektor interessieren, das Durchführen von Infrastrukturprojekten einfach ist“, sagt Andrew Greenup, Deputy Head of Global Listed Infrastructure bei First State Investments.
Greenup fährt fort: „Denn die große Herausforderung dieser Assetklasse besteht derzeit nicht darin, Geld für ein Infrastrukturprojekt zu bekommen, sondern es letztlich zu finanzieren.
Das mag zunächst nach einer ungewöhnlichen Unterscheidung klingen. Es ist aber wichtig, wenn wir die Herausforderungen für die Beteiligung des privaten Sektors an Infrastrukturprojekten verstehen wollen. Wir müssen wissen, wonach sie konkret suchen und welche Eigenschaften ein Projekt mitbringen muss, um ihre Fähigkeit viel Kapital zu investieren effektiv nutzen zu können.
Gerade Public Private Partnerships (PPPs), also vertraglich geregelte Partnerschaften zwischen öffentlicher Hand und Unternehmen, benötigen einen konstanten Cashflow um den Bau und Betrieb von Infrastrukturprojekten zu finanzieren. Meist wird dies durch staatliche Zahlungen, wie Steuereinnahmen, oder einem sogenannten Nutzungsentgelt wie Mautgebühren gewährleistet. Wobei sich unserer Meinung nach eine Einführung von Mautgebühren nur für neue Projekte eignet, da sie insbesondere bei zuvor kostenfreien Straßen politisches Konfliktpotenzial haben.
Am Beispiel von Präsident Trumps angestrebtem Infrastruktur-Boom besteht der Kern des Problems darin, dass 64 Prozent der Ausgaben für Infrastruktur aus dem öffentlichen Sektor kommen. Jedoch gibt es in den Vereinigten Staaten seit jeher eine starke Opposition gegen die Einführung von Mautgebühren oder die Erhöhung von Steuern zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten. Diesen Unwägbarkeiten zum Trotz glauben wir weiterhin an steigende Investitionen in diesem Sektor. Dennoch raten wir, nicht einem übertriebenem Optimismus im Hinblick auf einen Boom bei PPPs in Kombination mit Infrastrukturprojekten zu verfallen.
Unserer Ansicht nach ist es für Investoren wichtig, sich auf die wesentlichen Merkmale von Infrastruktur-Assets zu konzentrieren. Diese sollten gut reguliert sein sowie einen langfristigen Cashflow mit stabiler Marktstruktur und vertretbaren Eigenschaften ermöglichen.“