Dem Experten zufolge orientieren chinesische Unternehmen sich im Schnitt an immer höheren ESG-Standards. Dabei stünden insbesondere Umweltschutz und Beschäftigungspraktiken im Fokus. „Mehr Arbeitnehmerrechte bzw. entsprechende Schutzmaßnahmen – so begrüßenswert sie aus Sicht der chinesischen Gesellschaft sein mögen – treffen Unternehmen ganz deutlich durch höhere Kosten”, schreibt Lau. „Aber ich erkenne dabei auch einen Silberstreif am Horizont: Die Unterschiede zwischen guten und schlechten Unternehmen werden deutlicher. Und ich bin überzeugt, dass Qualität sich immer durchsetzen wird.“
Auch durch die höheren Input-Kosten erwartet FSSA zunächst eher negative Effekte. „Kurzfristig, sprich auf Sicht der kommenden drei bis sechs Monate, dürften nicht gerade viele Unternehmen in der Lage sein, höhere Produktionskosten weiterzugeben, mit unvermeidlichen negativen Folgen für die Gewinne“, schreibt Lau. „Zudem ist es nicht hilfreich, wenn insgesamt höhere Kosten – etwa für Energie und Rohstoffe – das globale Wirtschaftswachstum dämpfen. Das ist nicht gerade ein leichtes Umfeld, um Preisanstiege weiterzugeben.“ Längerfristig ist der Experte jedoch optimistisch: „Qualitätsunternehmen mit hohen Marktanteilen sollten letztendlich in der Lage sein, höhere Kosten zu überwälzen.“ Als Beispiele dafür nennt er Gree Electric und Midea Group, zwei führende Hersteller im Markt für Klimaanlagen. Diesen sollte es gelingen, höhere Kupfer- und Plastikpreise, unter denen sie 2021 gelitten hätten, weiterzureichen.
Höhere Steuerzahlungen sind für FSSA sogar ein positives Auswahlkriterium bei Unternehmen fürs Portfolio. Lau: „Paradoxerweise versuchen wir Unternehmen immer dahin zu bewegen, mehr Steuern zu zahlen. Denn es macht Firmen weniger anfällig für staatliche Überwachung.“ Insgesamt glaube die chinesische Regierung nach wie vor an eine zentrale Kontrolle. „Insofern zeigt meine Erfahrung, dass es oft ein gutes Zeichen zum Verkauf ist, wenn ein Unternehmen in China zu groß wird.“