Private Infrastrukturinvestitionen in Deutschland: Neue Infrastrukturquote als Wachstumsbeschleuniger

First Sentier Investors | 30.04.2025 08:37 Uhr
Gregor Kurth, Partner und Head of Transactions Europe bei Igneo Infrastructure Partners / © e-fundresearch.com / Igneo Infrastructure Partners
Gregor Kurth, Partner und Head of Transactions Europe bei Igneo Infrastructure Partners / © e-fundresearch.com / Igneo Infrastructure Partners

Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur sind gerade in aller Munde. Doch auch ohne das geplante 500-Milliarden-Euro-Paket aus Berlin befindet sich der deutsche Infrastruktursektor aktuell in einer spannenden Phase. Denn mit der Einführung der 5%-igen Infrastrukturquote im Zuge des Zweiten Betriebsrentenstärkungsgesetzes wurde im Februar 2025 ein entscheidender Impuls gesetzt, der private Investitionen in Infrastrukturprojekte erheblich steigern könnte. Diese regulatorische Neuerung dürfte die Gewichtung von Infrastruktur im Portfolio betrieblicher Vorsorgeeinrichtungen dauerhaft ansteigen lassen und darüber hinaus für eine nachhaltig höhere Attraktivität der Anlageklasse sorgen. „Die neue Infrastrukturquote ist ein bedeutender Schritt für den deutschen Markt. Sie fördert nicht nur Investitionen, sondern stärkt auch das Vertrauen in die Stabilität und Rentabilität der Anlageklasse“, sagt Gregor Kurth, Partner und Head of Transactions Europe bei Igneo Infrastructure Partners.

Vom Nachzügler zum Vorreiter? Deutschland als Destination für Infrastrukturinvestitionen

Noch vor wenigen Jahren hinkte Deutschland’s Volumen privater Investitionen in Infrastruktur im europäischen Vergleich hinterher. Seit 2020 jedoch hat sich dies deutlich verändert: Der Markt verzeichnete ein starkes Wachstum, insbesondere durch Investitionen in digitale Infrastruktur, darunter Glasfasernetze, Funkmasten und Rechenzentren. Auch erneuerbare Energien standen zunehmend im Fokus, während traditionell stabile Sektoren wie Gas- und Stromnetze weiterhin hohe Investitionssummen anzogen. Im Jahr 2024 kam es jedoch zu einem spürbaren Einbruch der Investitionstätigkeit in Deutschland. Ursachen waren vor allem wirtschaftliche Unsicherheiten, gestiegene Finanzierungskosten sowie regulatorische Verzögerungen.

Quelle: Igneo Infrastructure Partners, Infralogic

Bereits seit Anfang der 2010er-Jahre gab es in Deutschland signifikante Investitionen in erneuerbare Energien. Das Wachstum der vergangenen fünf Jahre wurde jedoch insbesondere durch einen rasanten Anstieg der Investitionen in digitale Infrastruktur, wie Funkmasten, Glasfasernetze und Rechenzentren, getrieben. Ein weiterer stark nachgefragter Bereich sind die Gas- und Stromnetze. „Einige Subsektoren bleiben bislang jedoch unerschlossen. Dazu zählen die Wasserinfrastruktur, Schienennetze sowie exotischere Infrastruktur-Subsektoren wie Militär- oder Freizeitinfrastruktur. In anderen Märkten wie Italien, Frankreich und Großbritannien sind private Investitionen in diesen Sektoren bereits Realität“, kommentiert Infrastruktur-Experte Gregor Kurth.

Quelle: Igneo Infrastructure Partners, Infralogic

Die vergangenen Jahre waren in Deutschland auch durch einzelne extrem große Infrastruktur-Deals geprägt: Im Februar 2023 übernahmen Brookfield und DigitalBridge 51% der Funkturm-Sparte der Deutschen Telekom (GD Towers) für 10,7 Milliarden Euro. Im März 2023 investierten GIP und KKR in Vantage Towers, den größten Funkmastbetreiber Europas. Zudem sicherten sich Allianz, Norges Bank und AIP im Mai 2023 Anteile am Offshore-Windpark He Dreiht, während KKR im Juli 2024 die Mehrheit am Renewables-Unternehmen Encavis übernahm. Diese Großtransaktionen unterstreichen das starke Interesse institutioneller Investoren an Kerninfrastrukturen in Deutschland, insbesondere in den Bereichen erneuerbare Energien und digitale Netzwerke.

Die Infrastrukturquote als Impulsgeber

Die Einführung der 5%-Infrastrukturquote durch das Zweite Betriebsrentenstärkungsgesetz markiert einen Wendepunkt für Infrastrukturinvestitionen in Deutschland. Erstmals können institutionelle Anleger – wie Pensionskassen, Sterbekassen und Versorgungswerke – bis zu 5% ihres Sicherungsvermögens gezielt in Infrastrukturanlagen investieren. Diese Maßnahme soll den Kapitalfluss in essenzielle Zukunftsbereiche lenken und gleichzeitig die Diversifizierung institutioneller Portfolios fördern. Damit wird nicht nur dem Diversifikationspotenzial der Assetklasse Rechnung getragen, sondern der Anteil renditestarker und schwankungarmer Komponenten in der betrieblichen Altersvorsorge gestärkt. „Infrastrukturinvestitionen weisen eine geringe Korrelation zu traditionellen Anlageklassen auf und bieten eine vergleichsweise niedrige Volatilität. Laut einer Studie, die das Forschungsinstitut Afi 2024 im Aufrag von Igneo durchgeführt hat, erzielen sie im Durchschnitt Renditen von 8–12%, während langfristige Verträge und inflationsgebundene Erträge für zusätzliche Planungssicherheit sorgen. Besonders in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten fungieren sie als wertstabile Anker im Portfolio institutioneller Investoren“, beschreibt Gregor Kurth.

Bisher wurden Infrastrukturinvestments meist unter allgemeinen Quoten für Risikokapital, Beteiligungen oder Immobilien geführt. Aufgrund der Auslastung dieser Quoten durch andere alternative Anlagen blieben Investitionen in Infrastruktur oft vernachlässigt. Mit der neuen Regelung wird Infrastruktur als eigenständige Anlagekategorie etabliert, wodurch sich für institutionelle Anleger neue Anlagemöglichkeiten eröffnen. Die Reform hat Auswirkungen auf die gesamte Asset-Management-Branche in Deutschland und darüber hinaus, da Fondsanbieter Anlagelösungen im Rahmen der Anlagverordnung für institutionelle Kunden entwickeln müssen und damit nun mehr Spielraum im Bereich der Infrastrukturinvestments haben. Insgesamt ist die neue Infrastrukturquote also ein wichtiger Schritt, um Kapital in essentielle Zukunftsprojekte zu lenken und wird dazu beitragen mehr Planungssicherheit für Projektentwickler zu schaffen, was den Markt für direkte Infrastrukturfinanzierung nachhaltig beleben sollte.

„Die neue Infrastrukturquote ist ein wichtiger Schritt, um mehr Kapital in essenzielle Projekte zu lenken und Investitionen in die an vielen Stellen vernachlässigte Infrastruktur zu fördern", betont Gregor Kurth. Gleichzeitig verweist er auf die Bedeutung verlässlicher Rahmenbedingungen, um den Zugang zu investitionsreifen Projekten zu erleichtern und die Umsetzung zu unterstützen. Insgesamt schafft die Quote nach Meinung des Igneo-Experten mehr Planungssicherheit für Projektentwickler und wird den Markt für private Infrastrukturfinanzierung nachhaltig beleben. Trotz möglicher Anlaufherausforderungen sieht er die Infrastrukturquote als entscheidenden Impuls für langfristiges, nachhaltiges Wachstum im deutschen Infrastruktursektor und resümiert: „Die Infrastrukturquote bietet eine historische Chance, den Sektor nachhaltig zu stärken. Entscheidend ist es, dass Investitionsvorhaben mit dem notwendigen Weitblick geplant und gemanagt werden, um die richtigen Weichen nicht nur für zukunftsfähige Infrastrukturvorhaben zu stellen, sondern die Daseinsvorsorge und die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts auch für zukünftige Generationen sicherzustellen."

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