Am 3. Oktober sind die Bürger Brasiliens aufgerufen, über die Nachfolge von Präsident Luiz Ignacio da Silva („Lula“) abzustimmen. Die besten Aussichten auf das Präsidentenamt haben den Demoskopen zufolge die ehemalige Staatsministerin des Präsidenten Dilma Roussef aus Lulas Arbeiterpartei und der Sozialdemokrat José Serra, derzeit Gouverneur von Sao Paolo. Der scheidende Präsident kann auf zwei erfolgreiche Amtszeiten zurückblicken, in denen er das Wachstum der brasilianischen Volkswirtschaft angekurbelt und gleichzeitig dafür gesorgt hat, dass breite Bevölkerungsschichten daran teilhaben können. Das Land dankt ihm seine Wirtschaftspolitik, anders lassen sich Zustimmungswerte für seine Politik von über 70 Prozent kaum erklären. Daher ist es kaum verwunderlich, dass sich die wirtschaftspolitischen Vorstellungen von Roussef und Serra an Grundpfeilern für Lulas Erfolg und Popularität orientieren: freier Wechselkurs des brasilianischen Real, Inflationsbegrenzung und Konsolidierung der Staatsfinanzen.
Die beiden wichtigsten Kandidaten unterscheiden sich nur in Nuancen. So stehen geringfügige Eingriffe in das Währungsregime sowie in die Richtungsentscheidungen der Zentralbank für Serra im Gegensatz zu Roussef nicht vollkommen außer Frage. Auch im Hinblick auf die Finanzierung notwendiger Infrastrukturmaßnahmen haben die beiden leicht voneinander abweichende Vorstellungen. Davon unbeeinträchtigt bleibt Brasiliens wachsende Mittelschicht, neben den üppigen Rohstoffvorkommen einer der wesentlichen Treiber der größten Volkswirtschaft Südamerikas. Dilma Roussef, die in ihrem Wahlkampf aktiv von Lula unterstützt wird, dürfte kommende Woche höchstwahrscheinlich zur ersten Präsidentin Brasiliens gewählt werden und damit in die Fußstapfen ihres Mentors treten. Selbst ein Sieg des Kontrahenten Serra dürfte wohl kaum zu einer wirtschaftspolitischen Richtungsänderung in Brasilien führen. Für Anleger, die auf das Wachstumspotenzial der brasilianischen Wirtschaft gesetzt haben, sind das gute Nachrichten.