Altersarmut: Österreichische Frauen dreimal öfter betroffen als Männer

Die neue Alllianz Studie zeigt: in 27 von 30 OECD-Ländern ist das Risiko Altersarmut bei Frauen um die Hälfte größer als bei Männern. Hierzulande ist die Lebenserwartung der Frauen seit den 1950er-Jahren deutlich stärker gestiegen als jene der Männer. Bis zum Jahr 2030 wird die Hälfte aller österreichischen Singlefrauen über 65 Jahre alt sein. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels tragen Witwen das größte Risiko für Altersarmut. Allianz Global Investors | 17.07.2013 09:30 Uhr
Dr. Johann Oswald, Vorstandsmitglied der Allianz Gruppe in Österreich
Dr. Johann Oswald, Vorstandsmitglied der Allianz Gruppe in Österreich
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„Jeder zweite Österreicher fürchtet sich vor Altersarmut – diese Angst ist berechtigt, deckt sie sich doch mit den aktuellen Fakten. Obwohl wir einen Trend beobachten, dass die Alterseinkünfte bei Frauen steigen, ist das Risiko Altersarmut für Frauen in Österreich etwa dreimal größer als für Männer“, kommentiert Dr. Johann Oswald, Vorstandsmitglied der Allianz Gruppe in Österreich, die Ergebnisse der Untersuchung.

Risiko Altersarmut in Industrieländern

Laut einer aktuellen Allianz Studie war die höhere Lebenserwartung bei Frauen in der Vergangenheit von negativen Begleiterscheinungen gefolgt, denn viele Seniorinnen und vor allem Witwen verbringen die zusätzlichen Lebensjahre in Armut. Die Armutsquote liegt im internationalen Vergleich bei Frauen über 65 Jahren bei 15 Prozent – im Vergleich zu 11 Prozent bei den Männern dieser Altersgruppe. Die Armutsrate der Frauen befindet sich in Finnland und Norwegen mehr als 10 Prozentpunkte über jener der Männer, deutliche Unterschiede gibt es auch in Italien, Japan, der Slowakei und den Vereinigten Staaten. Untersuchungen haben ergeben, dass von allen Faktoren, die bei Altersarmut eine Rolle spielen, der Witwenstand die wichtigste Bedeutung einnimmt.

Österreich: Knapp jede zweite Frau über 65 verwitwet

Auch in Österreich gibt es einen deutlichen Unterschied in der finanziellen Situation zwischen Frauen und Männern über 65: Nur 3,6 Prozent der Männer in diesem Alter liegen unter der Armutsgrenze, bei Frauen beträgt dieser Wert 10,1 Prozent. Im Jahr 2011 waren 43 Prozent aller österreichischen Frauen über 65 Jahren verwitwet. Der Unterschied in der Lebenszeit zwischen Männern und Frauen betrug hierzulande im Jahr 1950 noch 1,8 Jahre – dieser Unterschied hat sich gravierend vergrößert: Bei der Geburt haben derzeit in Österreich Frauen eine um fünfeinhalb Jahre höhere Lebenserwartung als Männer, ab dem Alter 65 leben Frauen im Durchschnitt um 3,3 Jahre länger als Männer. Österreichische Frauen sind bei ihrer ersten Eheschließung durchschnittlich 2,6 Jahre jünger als ihre Ehemänner. Dieser Unterschied verringerte sich im Vergleich zu 1971, als er noch 4,1 Jahre betrug.

Ausblick: Altersvorsorge neu überdenken

„Auffällig ist, dass Frauen in den Industrieländern heute offensichtlich gebildeter als ihre Mütter sind. Gleichzeitig werden sie eine längere Zeit im Erwerbsleben vorweisen können. Sie genießen größere finanzielle Unabhängigkeit als ihre Großmütter und tragen selbst zu ihrer Altersvorsorge bei. Hinzu kommt, dass sie meist später heiraten; dabei sind die Männer zunehmend in einem ähnlichen Alter. Die jungen Frauen von heute haben ganz offensichtlich bessere Chancen als ihre Mütter und Großmütter, ihre Zukunft finanziell abzusichern“, erklärt Brigitte Miksa, Pensionsexpertin bei der internationalen Allianz Gruppe.

Doch es gibt auch neue Risiken. Die Pensionsreformen der vergangenen Jahre – die Männer und Frauen in ganz unterschiedlicher Weise treffen – könnten bereits bestehende Unterschiede in der Altersvorsorge weiter verstärken. Ein großes Risiko aufgrund der höheren Lebenserwartung für die Frauen besteht darin, mit dem angesparten Vermögen nicht auszukommen. Laut Zahlen der Statistik Austria steigt der Anteil der über-65-jährigen Singles in den kommenden zwanzig Jahren um rund 45 Prozent an. Besonders betroffen sind Frauen über 65: Von rund einer Million Frauen-Singlehaushalten werden künftig in etwa die Hälfte (rund 505.000) von Frauen über 65 Jahren bewohnt. „Heutzutage ist eine Frau – unabhängig davon ob verheiratet oder ledig – gut beraten, sich aktiv um ihre finanzielle Sicherheit zu kümmern“, so Oswald abschließend.

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