Zu den positiven Treibern zählten in den letzten Wochen vielfach besser als erwartete Konjunkturindikatoren. Beispielsweise stieg der ZEW-Index für die Eurozone auf ein 4-Jahres-Hoch. Die Leistungsbilanz Europas kletterte in den ersten neun Monaten mit einem kumulierten Überschuss von 130 Mrd. Euro auf ein neues Rekordniveau und der US-Einzelhandel entwickelte sich besser als erwartet. Die Hoffnung der Investoren, die Gewinne der Unternehmen könnten nun den vorauseilenden Kursen nachlaufen, scheint berechtigt. Das wäre auch wichtig, denn der jüngste Kursanstieg der weltweiten Leitindizes speiste sich zu 70 bis 90 Prozent aus einer Bewertungsexpansion (gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis).
Für wieder aufkommende Volatilität könnten Risiken sorgen, die derzeit in den Hintergrund geraten sind. Zum einen verdeutlichen die November-Zahlen zum chinesischen Immobilienmarkt, dass sich hier – im Gegensatz zu dessen Aktienmarkt – möglicherweise eine Blase aufbaut. Nicht nur die Preise sind in 69 von 70 Städten bis zu 27 % seit Jahresanfang gestiegen, sondern auch die in Bau befindlichen Immobilien übersteigen die fertigen Neubauten mittlerweile um das Neunfache. Das gefeierte Reformpaket der kommunistischen Partei Chinas hat unserer Meinung nach zudem das eigentliche Problem zu hoher Verschuldungen der privaten Unternehmen nur ungenügend adressiert. Ein Thema, das auch für Staatsschulden in den Industriestaaten gilt, wo der nachlassende Reformdruck zum Schuldenabbau nicht unkritisch betrachtet werden darf.
Die niedrigen Schwankungserwartungen der Marktteilnehmer können aber auch als „Notenbanken-Put“ angesehen werden. Sollte es zu Turbulenzen kommen, rechnen Investoren mit einem Einspringen der Notenbanken – das Risiko an den Börsen scheint begrenzt.
In der Summe sind Liquidität und Hoffnung die Haupttreiber der Märkte. Der Konjunktur und den Gewinnen vorauslaufende Märkte sind sicher nicht ungewöhnlich – wichtig ist nur, dass die Realität hinterher kommt, sonst könnten Gewinnmitnahmen zum Jahresende eventuell für Volatilität sorgen.
Dennis Nacken
Vice President, Capital Markets & Thematic Research
Allianz Global Investors
Hinweis: Den vollständigen Kapitalmarktbrief 12-2013 finden Sie hier.