Neue Allzeithochs an den Aktienmärkten, sich weiter einengende Risikoprämien im Anleihesegment und steigende Immobilienpreise, dazu eine Schwankungsintensität von Aktien, die (gemessen am Volatilitätsindex VIX) auf den niedrigsten Stand seit sieben Jahren gefallen ist. Es scheint ruhig zu sein an den globalen Kapitalmärkten, fast zu ruhig. Das spiegeln auch die geringen Handelsvolumina wider. So verwundern solch geringe Werte der auch als Angstbarometer geltenden Volatilität – insbesondere mit Blick auf das aktuelle Umfeld:
- Die US-Notenbank plant ihren Ausstieg aus dem milliardenschweren US-Anleiheaufkaufprogramm, mit der absehbaren Folge von mittel- bis langfristig steigenden US-Anleihezinsen.
- Geopolitische Risiken können das Anlageverhalten internationaler Investoren schnell beeinflussen.
- Die Sorge um eine zu starke Abkühlung der chinesischen Konjunktur sollte im Blick behalten werden.
Es herrscht offensichtlich Sorglosigkeit an den internationalen Kapitalmärkten, auch wenn im Umfeld der Ukraine-Krise die Volatilität zeitweise leicht gestiegen war.
Die Ursache dieser niedrigen Schwankungsintensität lässt sich vor allem mit den diversen Liquiditätsspritzen – Leitzinssenkungen oder unkonventionelle Maßnahmen („QE“) – der globalen Notenbanken erklären. Doch die Diskrepanz, wo sich die aktuelle Volatilität befindet und wo sie entsprechend der globalen Entwicklung sein sollte, scheint offenkundig. Eine zu geringe Volatilität kann dabei schnell ins Gegenteil umschlagen. Nicht umsonst ist Janet Yellen über die zu große Risikofreude in einigen Marktsegmenten beunruhigt. Denn:
- Globalen Risiken, insbesondere die geopolitischen Risiken, werden unterschätzt.
- Investoren stützen sich auf die anhaltend billige Liquidität der Zentralbanken.
- Die billige Liquidität führt in einigen Marktsegmenten zu einer Verzerrung der Preise.
Fazit: In Zeiten, in denen die Zentralbankliquidität in den USA langsam abzuebben beginnt, sollten Investoren sich auf eine höhere Volatilität einstellen. Dennoch liegt unsere Präferenz unverändert bei risikobehafteten Anlagen. Dividenden stellen dabei eine wichtige Komponente langfristiger Aktienrenditen dar. Die Gründe sind in einer weiter Tritt fassenden Weltkonjunktur, moderaten Aktienbewertungen sowie in gestiegenen Unternehmensgewinnen zu finden. Letztere profitieren insbesondere von günstigen Finanzierungsbedingungen, welche sich auch in einer gestiegenen Übernahmeaktivität widerspiegeln.
Stefan Scheurer
Vice President Global Capital Markets & Thematic Research
Allianz Global Investors