Mit Sicht auf die kommenden Monate könnten (geo-)politische Störfeuer wie der ungelöste Ukraine-Konflikt, der drohende Liquiditätsengpass in der griechischen Staatskasse und die im Mai anstehenden britischen Unterhauswahlen für ein „Wechselbad der Gefühle“ sorgen. Dagegen sollten drei Treiber „Wasser auf die (Konjunktur-)Mühlen gießen“ – wenngleich im Hinblick auf die damit verbundenen Wachstumsperspektiven nach Ländern zu differenzieren ist.
1. Der Ölpreiskollaps: Seit Sommer 2014 haben sich die Notierungen mehr als halbiert – ein Konjunkturprogramm für die Weltwirtschaft, weil die fallenden Ölpreise in erster Linie durch ein strukturelles Überangebot an Öl ausgelöst werden, und weniger durch eine schwache Nachfrage. Insbesondere Netto-Ölimporteure wie Japan, der Euroraum, die USA, Südkorea, Indien, Indonesien und China profitieren.
2. Die Geldpolitik: „Wasser marsch!“ scheint angesichts der Anfang März eingeleiteten quantitativen Lockerung (QE) der Europäischen Zentralbank (EZB) das geldpolitische Motto im Euroraum zu lauten. Währenddessen dürfte sich die US-Notenbank Fed noch in diesem Jahr mit den Zehenspitzen auf den „zinspolitischen Wasserschlauch“ stellen – auch wenn dies die globalen Rentenmärkte weiterhin nicht recht annehmen wollen.
3. Das Wechselkursgefüge: Der schwächere Außenwert hat sich für Japan und den Euroraum zu einem bedeutenden Anker des konjunkturellen Aufschwungs entwickelt, während der starke Franken die schweizerischen Konjunkturperspektiven eintrübt. Interessant – vor dem Hintergrund der erstmals explizit geäußerten Sorgen von Fed-Präsidentin Janet Yellen – der Außenwert des US-Dollars hatte historisch betrachtet lediglich einen eher zu vernachlässigen Effekt auf die Entwicklung der weniger exportabhängigen US-Wirtschaft.
„Unter Wasser“ befindet sich derweil eine wachsende Zahl von Staatsanleiherenditen bonitätsstarker Emittenten – mittlerweile rentieren etwa 70 % der ausstehenden Bundesanleihen im negativen Bereich. Die finanzielle Repression hat damit eine neue Phase erreicht. Dank des fließenden Übergangs von einer Welt der Nullzinspolitik in ein Umfeld, in dem die ultralockere Geldpolitik Negativzinsen zum Normalfall werden lässt, erleben Sachwerte wie Aktien derzeit einen neuen Nachfrageschub. Dieser Impuls hat sich speziell bei europäischen Titeln in diesem Jahr nochmals erheblich beschleunigt.
Ann-Katrin Petersen, Assistant Vice President Global Capital Markets & Thematic Research, Allianz Global Investors