Seit 2003: Österreich mit niedrigster realer Rendite in Europa
In ihrer aktuellen Analyse „Private Vermögensrenditen in ausgewählten Euroländern“ untersucht die Allianz, wie sich das Geldvermögen der privaten Haushalte seit dem Jahr 2003 entwickelt hat. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede im Veranlagungsmix sowie den damit erzielten Renditen - und zwar sowohl in den zeitlichen Perioden vor, während und nach der Finanzkrise (2003-2007, 2008-2011, 2012-2016). Das ernüchternde Ergebnis: Seit 2003 erzielten die österreichischen Haushalte im Mittel eine jährliche reale Rendite (Nominalrendite nach Abzug der Inflation) von 1,06 Prozent und schnitten damit im europäischen Vergleich am schlechtesten ab, knapp hinter Italien (1,14 Prozent) und Deutschland (1,3 Prozent). Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Österreicher stärker in Bankeinlagen (etwa 50 Prozent) und schwächer in Aktien (4,7 Prozent) investiert sind als jedes andere untersuchte Land. Spitzenreiter sind die Finnen, welche eine durchschnittliche jährliche Realrendite von 4,3 Prozent erreichen, vor den Niederländern (4,1 Prozent) und Spaniern (3,2 Prozent). Die finnischen Haushalte haben im Schnitt die höchste Aktienquote (mehr als ein Drittel) aller untersuchten Länder.
Österreich: Hohe Spardisziplin, aber Rückgang der Sparleistungen um 78 Prozent
Seit 2003 sind die Geldvermögen der privaten Haushalte in allen untersuchten Ländern gewachsen. Ein Blick auf die einzelnen Komponenten der Geldvermögensentwicklung (Wertsteigerungen des Bestandes, Vermögenseinkommen und Sparleistungen aus Arbeitseinkommen) zeigt, dass Wertsteigerungen seit dem Jahr 2012 um knapp 50 Prozent höher ausfielen als in den Vorkrisenjahren. Während Vermögenseinkommen sich im betrachteten Gesamtzeitraum in allen Ländern als relativ stabil erwiesen, hat sich der Beitrag der Sparleistungen aus Erwerbseinkommen deutlich verändert: In den Vorkrisenjahren (2003-2007) konnte Österreich durchschnittlich pro Jahr 1.030 Euro pro Kopf auf die Seite legen – und war damit Spareuropameister. In diesem Zeitfenster sparten auch alle anderen Haushalte (mit Ausnahme der niederländischen) aus Erwerbseinkommen, im Schnitt knapp 400 Euro pro Kopf und Jahr. Seit 2012 trifft das nur noch auf Österreich (230 Euro) und Deutschland (770 Euro) zu. In den übrigen Ländern wurden Teile des Vermögenseinkommens zu Konsumzwecken genutzt, im Durchschnitt über 700 Euro pro Kopf und Jahr. „Auch wenn Österreich immer noch eine hohe Spardisziplin hat: Die echten Sparleistungen in Österreich sind im Vergleich zu vor zehn Jahren um rund 78 Prozent eingebrochen; selbst unter Berücksichtigung der Vermögenseinkommen sparen Herr und Frau Österreicher nur noch gut halb so viel wie vor der Krise“, erklärt Bruckner.
Stärkere Kapitalmarktorientierung: Plus für Anleger und gesamte Volkswirtschaft
Als Fazit halten die Studienautoren fest: Auch im Niedrigzinsumfeld der letzten Jahre können die Geldvermögen wachsen. Dafür gibt es im Prinzip zwei Wege: Entweder durch hohe Renditen, indem Sparer ihr Anlageverhalten stärker auf die Kapitalmärkte ausrichten (der finnisch-holländische Weg) oder durch Sparen aus Erwerbseinkommen (die österreichische bzw. deutsche Variante). Kleine Veränderungen im Anlageverhalten könnten nicht nur dem Einzelnen zu einer höheren Rendite verhelfen, sondern als Konjunkturmotor die gesamte österreichische Volkswirtschaft ankurbeln, wie eine Beispielrechnung zeigt: Hätten die österreichischen Haushalte seit 2003 nicht rund 50 Prozent ihres Geldvermögens bei den Banken geparkt, sondern „nur“ 40 Prozent und die so frei gewordenen Mittel je zur Hälfte auf Aktien und Investmentfonds verteilt, wäre die Vermögensrendite in diesem Zeitraum um knapp 40 Basispunkte höher ausgefallen. Die dadurch erzielten zusätzlichen Vermögenseinnahmen wären insgesamt bei 2.620 Euro pro Kopf oder insgesamt fast 22 Milliarden Euro gelegen, aufs Jahr umgerechnet hätte sich daraus ein durchschnittlicher zusätzlicher Impuls fürs Wirtschaftswachstum von einem halben Prozentpunkt ergeben können.