Um die Transparenz über die Ausübung der Aktionärsrechte noch einmal deutlich zu erhöhen, bietet AllianzGI auf der Webseite nun in einem Portal in Echtzeit aggregierte und detaillierte Informationen über das Abstimmungsverhalten auf Aktionärsversammlungen an. Zusätzlich gibt es Erläuterungen bei Stimmenthaltung oder Ablehnung der Vorschläge des Vorstands.
Eugenia Unanyants-Jackson, Leiterin ESG Research bei AllianzGI, kommentiert: „Die Entwicklung dieses Reporting-Tools unterstreicht die Bedeutung, die AllianzGI einem aktiven Engagement sowie der Berücksichtigung ökologischer, sozialer und von Corporate-Governance-Faktoren bei der Unternehmensführung beimisst. Gleichzeitig ist es ein wichtiges Instrument für den aktiven Dialog mit Unternehmen."
Insgesamt hat AllianzGI im vergangenen Jahr weltweit auf 7.961 Aktionärsversammlungen über 83.488 Anträge seitens der jeweiligen Unternehmensleitung oder von Aktionären abgestimmt. Auf mehr als zwei Drittel der Hauptversammlungen (68 Prozent) stimmte AllianzGI gegen mindestens einen Tagesordnungspunkt. Insgesamt wurden 24 Prozent aller Tagesordnungspunkte abgelehnt. Das war immer dann der Fall, wenn die Anträge nach Überzeugung von AllianzGI nicht den Interessen der Aktionäre dienten.
Deutlich mehr Ablehnungen seitens AllianzGIs als im Vorjahr gab es 2017 bei den Themen Wiederbestellung von Vorstands-/Aufsichtsratsmitgliedern, Management-Vergütung und bei Kapitalmaßnahmen. Darüber hinaus tritt AllianzGI weltweit regelmäßig in einen aktiven Dialog mit Unternehmen über Fragen der Strategie, der Corporate Governance, des Managements von Risiken, des Umweltschutzes, sozialer Standards sowie anderer für die Anlageentscheidung als wesentlich angesehenen Themen.
Regionale Unterschiede
Da AllianzGI weltweit nach einheitlichen Kriterien abstimmt, zeigt der internationale Vergleich des eigenen Abstimmungsverhaltens, dass es signifikante regionale Unterschiede in den Corporate-Governance-Standards bei Aktiengesellschaft gibt. Die Daten aus dem Reporting-Tool zu HV-Abstimmungen zeigen, dass AllianzGI in Japan gegen 45 Prozent aller Anträge gestimmt hat, verglichen mit 35 Prozent in den USA, 33 Prozent in Frankreich, 28 Prozent in Hongkong, 13 Prozent in Deutschland und nur 6 Prozent in Großbritannien. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf ein Hinterherhinken der Governance-Standards in den USA und Japan im Vergleich zu Europa ziehen.
Eugenia Unanyants-Jackson erläutert: „Einer der Hauptgründe für unsere Ablehnung der Vergütungsvorschläge in den USA war die schwache Verknüpfung zwischen Vergütung und Leistung. In vielen US-Unternehmen sind die Anreizsysteme für die Führungsmannschaft immer noch zu wenig an die langfristigen Leistungskennzahlen gekoppelt. Auch bei der Bestellung von Vorständen und Kontrollgremien haben wir klare Vorstellungen hinsichtlich der Anforderungsprofile und – bei Letztgenannten – der Unabhängigkeit. Da die Abstimmungen in jeder Region auf den gleichen Kriterien basieren, sollten die großen Unterschiede ein Weckruf für die Unternehmen in den Märkten mit hohen Ablehnungsquoten sein, sich an die weltweit steigenden Standards anzupassen."
Deutschland: Hauptproblem Management-Vergütung
In Deutschland hat AllianzGI 2017 in mehr als der Hälfte der Fälle (52 Prozent) gegen Vergütungsvorschläge gestimmt. Zumeist lag dies an einer unzureichenden Transparenz hinsichtlich der zugrundeliegenden Leistungskennzahlen und Zielvereinbarungen, an denen sich die Vergütung bemessen sollte. „Diese Informationen sind aber wichtig. Nur so können Anleger beurteilen, ob die Erfolgsmessung – und daraus resultierend die Bezahlung – angemessen und zielführend ist,“ erläutert Henrike Kulmann, ESG Research Analystin und Governance-Expertin für Deutschland. Vorschläge, die eine Erhöhung der Vergütungspakete ohne Anzeichen für eine entsprechende Erhöhung der Leistungsanforderungen vorsahen, fielen ebenso durch wie übermäßige Abfindungsregelungen oder Anreizsysteme mit zu kurzfristiger Ausrichtung. „Wir würden uns bei Managementvergütungspaketen einen größeren Fokus auf wirklich langfristiger Erfolgsmessung anhand relevanter Indikatoren wünschen. Außerdem sollten Unternehmen stärker versuchen, ihre Investoren frühzeitig vor geplanten Veränderungen des Vergütungssystems zu konsultieren. So lassen sich Überraschung auf der Hauptversammlung vermeiden,“ so Kulmann.
Jörg de Vries-Hippen, CIO Aktien Europa bei AllianzGI, fasst zusammen: „Im Einklang mit unserer Anlagephilosophie und unserem Ansatz treten wir regelmäßig in Dialog mit den Unternehmen, deren Aktien wir halten. Dabei gehen wir aktiv auf die Unternehmen zu, artikulieren unseren Standpunkt und fordern, wo nötig, Veränderungen ein, deren Fortschritt wir dann im Rahmen unseres Engagements nachhalten. Die letztjährige HV-Saison war ein Weckruf für viele Unternehmen, die Bedenken der Anleger, insbesondere im ESG-Kontext, ernst zu nehmen. Ich erwarte, dass viele anfangen, sich an die weltweit steigenden Standards anzupassen. Die Themen, die wir kritisch betrachten, dürften sich 2018 nur wenig ändern, aber insbesondere dort, wo unsere Analysten und Portfoliomanager nur eine schwache Verbindung zwischen den strategischen Zielen, den Werttreibern und den Geschäftspraktiken eines Unternehmens erkennen, werden wir noch einmal unser Engagement verstärken."