"EZB-Präsidentin Christine Lagarde war klar in ihrer Botschaft: Die EZB steht in dieser Krise – die nach ihrer Analyse zunächst ein Angebots- und dann ein Nachfrageschock ist, der von finanzieller Instabilität begleitet wird – nicht in der vordersten Verteidigungslinie. Laut Lagarde muss die Antwort daher in erster Linie fiskalischpolitischer Natur sein.
Die Märkte waren enttäuscht und fielen gleich nach der Pressekonferenz: Die Spreads haben sich ausgeweitet, insbesondere die für 10-jährige italienische Staatsanleihen.
Diese für die Märkte schwer verständliche Botschaft stimmt jedoch mit unserer eigenen Analyse der Situation überein. Und die angekündigten Maßnahmen erscheinen uns sehr glaubwürdig, da sie darauf abzielen, den Unternehmenssektor durch verschiedene Maßnahmen zu unterstützen: Bereitstellung von Liquidität über die TLTROs sowie eine vorübergehende Erhöhung der für den Privatsektor bestimmten Anlagenkäufe um 120 Milliarden Euro. Dies sollte den Investment Grade-Kreditmarkt deutlich unterstützen; der Kauf von Kreditpapieren, der CSPP, beläuft sich derzeit auf 3 bis 4 Milliarden Euro pro Monat. Wenn das gesamte neue Paket dem Privatsektor zufließt, werden die Unternehmen im dreifachen Umfang unterstützt. Dies dürfte fast den gesamten Markt für die Ausgabe von Investment-Grade-Emissionen von etwa 16 Milliarden EUR pro Monat abdecken. Darüber hinaus werden auch kleinere Unternehmen durch TLTROs unterstützt, mit günstigeren Bedingungen und starken Anreizen für die Banken, Kredite zu vergeben.
Trotz einiger Ungeschicklichkeiten von Christine Lagarde in ihren Äußerungen – insbesondere die Aussage, die EZB sei nicht für die Spreads zuständig – ist festzuhalten, dass die angekündigten Maßnahmen unseres Erachtens überzeugend sind."
Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei AllianzGI