Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) im Dezember 2020 eine umfassende Rekalibrierung der geldpolitischen Instrumente angekündigt hat, dürfte sie während ihrer Sitzung am 21. Januar 2021 keine neuen Maßnahmen beschließen.
Angesichts der Verschärfung der Coronakrise und der neuen Lockdown-Maßnahmen bleiben die Risiken für das Wachstumsprofil im ersten und zweiten Quartal 2021 hoch. Die Daten für das Jahresschlussquartal 2020 bestätigten jedoch eine besser als erwartete Wirtschaftsaktivität, wobei insbesondere die Industrie einen starken Aufschwung erlebte. Wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde vor kurzem betonte, bleiben daher die im Dezember herabrevidierten Prognosen der EZB gültig, die für 2021 ein Wirtschaftswachstum +3,9 Prozent für das Jahr 2021 vorhersehen (Prognose zuvor: +5 Prozent).
Gleichwohl dürfte die EZB ihren Willen und ihre Fähigkeit bekräftigen, alle ihr zur Verfügung stehenden Instrumente anzupassen, um das Ziel günstiger Finanzierungsbedingungen in der Eurozone zu erreichen. Zum jetzigen Zeitpunkt sind jedoch keine neuen Maßnahmen erforderlich. Vielmehr erscheint die im Dezember angekündigte Rekalibrierung der geldpolitischen Instrumente angemessen. Das Programm zum Ankauf von Vermögenswerten im Rahmen des Pandemic Emergency Purchase Program (PEPP), deren Volumen und Laufzeit im Dezember ausgeweitet wurde (um 500 Mrd. EUR und bis mindestens März 2022), ist gut geeignet, um günstige Refinanzierungsbedingungen in der Eurozone zu gewährleisten. Die EZB hat die Kapazität, in diesem Jahr genauso viele Anleihen zu kaufen wie im letzten Jahr, während die Staatsdefizite voraussichtlich geringer ausfallen werden. Darüber hinaus werden weitere Investitionsprogramme zur Verfügung stehen, wie etwa das Konjunkturprogramm der Europäischen Union sowie das SURE-Programm. Letztgenanntes soll den Staaten der Eurozone bei der Finanzierung von Maßnahmen helfen, die es Unternehmen ermöglichen, temporäre Arbeitslosigkeit zu überbrücken.
Der im Dezember vorgestellte sehr klare geldpolitische Fahrplan wurde von den Anlegern gut verstanden. Dies zeigt nicht zuletzt die geringe Anspannung der Märkte angesichts der politischen Schwierigkeiten in Italien. Die EZB ist nicht gewillt, eine finanzielle Fragmentierung in der Eurozone zu akzeptieren und bietet Transparenz und Planbarkeit. Indem sie die kurzfristigen Zinsen auf sehr niedrigem Niveau verankert, beeinflusst sie die gesamte Zinsstrukturkurve.
Franck Dixmier, Global CIO Fixed Income bei Allianz Global Investors