Als im abgelaufenen Jahr 2020 der sino-amerikanische Handelskrieg von einer globalen Pandemie überholt wurde, hätten es selbst die Optimistischsten unter uns nicht zu hoffen gewagt: Die Finanzmärkte erwiesen sich am Ende als bemerkenswert widerstandsfähig gegenüber der schlimmsten – nicht nur ökonomischen – Krise seit dem 2. Weltkrieg. Einige Länder haben zwar derzeit mit neuen Infektionswellen und den Auswirkungen erneuter Lockdowns zu kämpfen, insgesamt hat aber die Weltwirtschaft das Rezessionstal dank signifikanter geld- und fiskalpolitischer Hilfspakete der Staaten und Notenbanken durchschritten. Diese Maßnahmen waren notwendig und hilfreich, könnten aber nennenswerte Spätfolgen haben:
- Die durch die geldpolitischen Stimuli verursachte Überschussliquidität blieb nicht ohne Auswirkung auf die Kapitalmärkte – Besonders die hohen Bewertungen der Staatsanleihen in den USA und der Eurozone bei vorherrschenden Negativrenditen dürften auch durch die Geldpolitik zu erklären sein.
- Die Verschuldung des öffentlichen und privaten Sektors ist inzwischen sehr hoch. Falls die Erholung deutlich an Dynamik verliert, könnten die Unternehmen Schwierigkeiten haben, ihre Schulden zu bedienen – was das Risiko vermehrter Zahlungsausfälle birgt.
- Durch die geldpolitische Liquiditätsschwemme, die virusbedingten Lockdowns und die andauernden Handelskonflikte sowie die davon verursachten Nachfrageschocks steigt das Risiko eines mittelfristigen Anstiegs der Waren- und Dienstleistungspreise.
Bis die Weltwirtschaft nach der jähen Unterbrechung durch Covid-19 wieder auf den alten Wachstumspfad zurückfindet, könnten noch Jahre vergehen. Umso mehr, als sich das globale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts nach dem rasanten Anstieg im dritten Quartal 2020 jüngst spürbar verlangsamte (nicht zuletzt aufgrund der wieder eingeführten Covid-Restriktionen in Europa und den USA). Viel hängt 2021 davon ab, wann wirksame Impfstoffe und Behandlungsmethoden in der Breite zur Verfügung stehen. Die ersten Impfungen laufen bereits, auch in Europa.
In den letzten Wochen konnte sich der Markt inmitten konjunktureller und politischer Unsicherheit als äußert robust erweisen. Aktien erreichten gar neue Allzeit- bzw. Post-Pandemie-Höchststände. Dies nicht zuletzt auch wegen der Einigung über ein neues US-Konjunkturpaket, Fortschritten bei den Brexit-Verhandlungen und beginnender Covid-Impfungen.
Diese Widerstandsfähigkeit könnte jedoch schon bald auf die Probe gestellt werden, denn die Finanzmärkte haben bereits eine rasche, wenn auch unsichere Erholung eingepreist. Und der Konsensus unter den Investoren ist laut jüngsten Positionierungsumfragen im Vergleich zur Vergangenheit wohl etwas zu optimistisch. Vor diesem Hintergrund bedarf es 2021 einer breiten Aufstellung – die auch andere Regionen, Sektoren und Strategien berücksichtigt als diejenigen, die sich zuletzt gut entwickelt haben.
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