Zusammenfassung
Der neu entstehende, chinesische STAR Market soll als Plattform für Technologie- und Science-Unternehmen dienen, auf die sich das Wachstum des Landes zunehmend stützt. Als solches wird er auch als die Antwort Chinas auf die US-Technologiebörse Nasdaq bezeichnet. Erfahren Sie mehr über die Hintergründe und was der STAR Market für Anleger bedeutet.
- Chinas neuer STAR Market wird als Antwort des Landes auf die US-Technologiebörse Nasdaq bezeichnet.
- Seine Zulassungsvorgaben erleichtern einheimischen Tech- und Wissenschafts-Start-ups eine Börsennotierung im Inland. Dies ist günstig für diese rasch wachsenden Sektoren, die ihrerseits Chinas Wachstum vorantreiben.
- Das im Juli 2019 mit 25 Unternehmen eröffnete Marktsegment umfasst inzwischen knapp 200 Titel; knapp 500 Unternehmen planen derzeit einen Börsengang.
China, das einst als die „Werkbank der Welt“ galt, hat sich im vergangenen Jahrzehnt so positioniert, dass es jetzt über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg besser mit leistungsfähigen Konkurrenten aus dem Ausland in Wettbewerb treten kann. Ziel der Regierung ist es, China vor allem in den Bereichen Biotechnologie, Informationstechnologie, Gesundheitswesen und Robotik an vorderster Front des technischen Fortschritts zu etablieren. Dazu gehört auch die Herstellung der entsprechenden Bauteile. Damit wurde ein neues Kapitel in der Wachstumsgeschichte des Landes aufgeschlagen.
Um das Wachstum in diesen Bereichen weiter zu fördern und Unternehmen zu einer Marktnotierung im Inland zu ermutigen, hat China im Juni 2019 an der Börse von Schanghai ein neues Segment eröffnet. Als „chinesische Antwort auf die Nasdaq“ wendet sich der STAR Market vor allem an Unternehmen aus dem High-Tech-Sektor und aus strategisch wichtigen aufstrebenden Sektoren, die sich dort Kapital besorgen können sollen.
Was ist der STAR Market?
Vor der Einführung des STAR Market waren alle chinesischen A-Aktien an einem der drei Boards der Börsen in Schanghai und Shenzhen notiert.
Der neue STAR Market soll es innovativen Wachstumsunternehmen mit Hilfe eines flexiblen und transparenten Registrierungsmodells erleichtern, an die Börse zu gehen. Die Unternehmen müssen bei ihrer Erstnotierung keine Mindestrentabilität nachweisen. Dies ist günstig, wenn es – wie z.B. im Biopharmaziesektor – einfach eine gewisse Zeit dauert, bis ein Unternehmen wirtschaftliche Gewinne erzielt. Wie Tabelle 1 zeigt, gelten am STAR Market auch andere Vorgaben für die Kursbildung, das angesprochene Anlegersegment und den Rückzug von der Börse, wobei bewährte Praktiken von Börsen aus den USA, Hongkong und Singapur übernommen werden.
Die vorhandenen Märkte für A-Aktien, die bisher als Plattform für Chinas Wachstumsstory dienten, könnten dem Beispiel des STAR Market folgen. Eine weitere Liberalisierung der chinesischen Kapitalmärkte und eine entsprechend stärkere Beteiligung institutioneller Anleger könnte mehr chinesische Unternehmen dazu bringen, eine Börsennotierung in ihrem Heimatland statt in den USA anzustreben. Dadurch könnte sich der Risikoaufschlag für alle chinesischen A-Aktien im Zeitablauf verringern.
Der STAR Market hat sich rasch etabliert
Sowohl bei den Anlegern als auch bei den Unternehmen ist der STAR Market bisher eine Erfolgsgeschichte. Das im Juli 2019 mit 25 Titeln eröffnete Segment wuchs bis Januar 2021 auf 215 Titel an. Derzeit befinden sich rund 500 Unternehmen in verschiedenen Stadien des Börsengangs.
Darüber hinaus werden die am STAR Market notierten Aktien immer besser für ausländische Anleger zugänglich, so dass sich hier die Möglichkeit ergibt, in Technologie-Start-Ups zu investieren, die in der Zukunft einen großen Betrag zu Chinas Wirtschaftswachstum leisten sollten. Die Aufnahme des STAR Market in die FTSE-Indizes ist bereits geplant; MSCI, der führende Indexanbieter der Welt, hat sich allerdings noch nicht dazu geäußert, wie der neue Markt behandelt werden soll.
„Die am STAR Market notierten Aktien werden immer besser für ausländische Anleger zugänglich, so dass sich hier die Möglichkeit ergibt, in Technologie-Start-Ups zu investieren, die in der Zukunft einen großen Betrag zu Chinas Wirtschaftswachstum leisten sollten.“
Der STAR Market hat sich innerhalb kurzer Zeit bereits vergleichsweise gut geschlagen, muss sich aber noch weiterentwickeln, um zu einer festen Größe für die Anleger zu werden. In der Frühphase des Markts wurden gewisse Befürchtungen laut, ob er denn auch hinreichend liquide sei. Insbesondere bestand die Besorgnis, dass größere Börsengänge das verfügbare Kapital restlos absorbieren könnten. Im Großen und Ganzen hat der Markt jedoch reibungslos funktioniert. Dennoch kommen die am STAR Market notierten Aktien noch nicht für das Stock Connect-Programm in Frage, das westlichen Anlegern Zugang zu A-Aktien eröffnet. Zahlreiche globale institutionelle Anleger können sich also gar nicht beteiligen.
Die chinesischen Regulierungsbehörden behalten den STAR Market genau im Auge, da die regulatorischen Vorgaben lockerer sind und die Volatilität höher sein dürfte – vor allem, weil sich dieses Marktsegment auf Unternehmen konzentriert, die sich noch in einer frühen Entwicklungsphase befinden und dementsprechend höhere Risiken mit sich bringen. Die Bewertung dieser Unternehmen stellt zudem eine Herausforderung für die Bewertungsmethoden von Maklern und Anlegern dar.
Ungeachtet dessen ist der STAR Market jedoch bisher rasch gewachsen, und die Zahl möglicher Börsenaspiranten ist ein gutes Vorzeichen für das Segment.