Die Zinsentscheidung während der nächsten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte keine Überraschung darstellen: EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat für März bereits eine Zinserhöhung um 50 Basis-punkte (Bp.) in Aussicht gestellt.
Es wird jedoch interessant sein, etwaige Hinweise in Bezug auf Umfang und Tempo möglicher künftiger Zinsschritte zu erhalten (25 oder 50 Basis-punkte). Die EZB steht weiterhin unter Handlungsdruck, da der Kampf gegen die Inflation noch lange nicht gewonnen ist. Zwar hat sich die Teuerungsrate im Februar auf 8,5 Prozent verlangsamt (von einem Höchststand von 10,6 Prozent im Oktober 2022). Vor dem Hintergrund einer robusten Wirtschaftstätigkeit – insbesondere im Dienstleistungs-sektor, wie der von 50,8 auf 52,7 gestiegene Einkaufsmanagerindex zeigt – erhöhte sich die Kerninflation jedoch gleichzeitig weiter auf 5,6 Prozent.
Das Risiko einer hartnäckiger als erwarteten, hohen Inflation sollte die EZB dazu veranlassen, bei der künftigen monetären Straffung mit anhaltend großer Entschlossenheit vorzugehen. Ihre Reaktionsfunktion dürfte dabei vor allem von drei Schlüsselparametern abhängen, wie EZB-Chefvolkswirt Philip Lane kürzlich erläuterte.
- der Entwicklung der Kerninflation, die immer noch zu hoch ist
- den mittelfristigen Inflationsprognosen der EZB, deren Aktualisierung zur Sitzung ansteht
- der Wirkung der Geldpolitik; letztere bleibt schwierig einzuschätzen, angesichts einer anhaltend hohen Beschäftigung und Nachfrage, die insbesondere durch die Finanzpolitik zur Unterstützung der Haushalte angeregt werden.
Der einzige Trost für die EZB ist, dass die Inflationserwartungen trotz der Aufwärtsüberraschungen bei der tatsächlichen Teuerung gut verankert sind: Die mittelfristigen Erwartungen der Haushalte sind rückläufig, für die nächsten 12 Monate lagen sie im Januar bei 4,9 Prozent, verglichen mit 5,0 Prozent im Dezember 2022. Drei Jahre nach vorne schauend lagen die Inflationserwartungen im Januar bei 2,5 Prozent (Dezember: 3,0 Prozent). Gleichzeitig beliefen sich die marktbasierten Inflationserwartungen (gemessen anhand des 5-Jahres-Inflationsswaps auf Sicht von 5 Jahren) nach einem Anstieg auf 2,60 Prozent Anfang März zuletzt auf 2,42 Prozent.
Nach einer grundlegenden Re-Adjustierung der Zinserwartungen an den Märkten ist das Ende des Anleger-Optimismus die wichtigste Erkenntnis aus dem Februar. Angesichts ständiger Überraschungen, sowohl hin-sichtlich der Widerstandsfähigkeit der Konjunktur als auch des anhaltenden Anstiegs der Kerninflation, haben die Märkte kapituliert. Sie erwarten nun für die Eurozone einen Zinsgipfel zwischen 3,75 und 4 Prozent.
Die jüngste Korrektur der Zinserhöhungserwartungen ging mit einem Renditeanstieg am kurzen Ende und einer anhaltend deutlichen Inversion der Zinsstrukturkurve einher. Die anstehende EZB-Sitzung dürfte diesen Bewegungen nicht widersprechen. Da sie sich nicht mit dem Anstieg der Kerninflation zufriedengeben kann, erwarten wir einen entschlossenen Ton von der EZB.
von Franck Dixmier, Global CIO Fixed Income, Allianz Global Investor