Die jüngsten US-Wirtschaftsdaten sind sicherlich beruhigend für die Fed. So sind die jüngsten Rückgänge bei der Gesamtinflation und der Kernrate gute Nachrichten. Im Juni lag der Verbraucherpreisindex bei 3 Prozent gegenüber Vorjahr – eine beachtliche Verlangsamung im Vergleich zur Rate von 4 Prozent im Mai. Gleichzeitig ging die Kernrate von 5,3 auf 4,8 Prozent zurück. Eine Verlangsamung bei den Einzelhandelsumsätzen – Zuwachs von nur 0,2 Prozent im Juni, erwartet worden war ein Anstieg um 0,5 Prozent – und ein weniger angespannter Arbeitsmarkt dürften nach vorne schauend dazu beitragen, den Abwärtstrend bei der Inflation zu konsolidieren.
Trotz dieses Hintergrunds glauben wir, dass die Fed ihren Leitzins noch einmal um 25 Basispunkte anheben wird. Tatsächlich ist es für die Zentralbank noch zu früh, um den Sieg über die Inflation zu erklären. Die Ein-Jahres-Inflationserwartungen der privaten Haushalte stiegen im Juli leicht von 3,3 auf 3,4 Prozent, die Drei-Jahres-Erwartungen von 3,0 auf 3,1 Prozent. Für die Fed ist dies eine Warnung, wachsam zu bleiben. Die Notenbank kann nicht das Risiko eingehen, von einem erneuten Anstieg der Kerninflation überrascht zu werden, der die bisher gut verankerten Inflationserwartungen gefährden würde. Daher können wir auch eine weitere Zinserhöhung im Herbst nicht ausschließen.
Gleichwohl sind wir der Ansicht, dass die Fed ihr Ziel fast erreicht hat und kommunizieren sollte, dass die Zinssätze einem Niveau sehr nahe sind, das mit dem Preisstabilitätsziel vereinbar ist. Ein längeres Halten der Zinssätze auf hohen Niveau sollte dazu beitragen, die monetären Bedingungen weiter zu straffen, was wiederum die Notwendigkeit weiterer Zinsmaßnahmen verringern würde. Denn stabil hohe Zinsen hätte bei weiter sinkenden Teuerungsraten einen Anstieg der Realzinsen zur Folge.
Eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte im Juli ist an den Märkten mittlerweile weitgehend eingepreist. Nachdem zunächst für 2023 keine weiteren Straffungsschritte mehr erwartet wurden, hat sich im Juni das Thema „höher für länger“ in Form einer drastischen Marktkorrektur durchgesetzt. Die damit nun gesünderen Marktbedingungen dürften Durationskäufe auf der US-Renditekurve begünstigen.
Von Franck Dixmier, Global CIO Fixed Income, Allianz Global Investors